"Es ist fünf vor zwölf," sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga vor den Medien. In den nächsten Tagen würden Bund und Kantone landesweit geltende Massnahmen diskutieren.

Was sich nun sofort ändern müsse, sei, dass sich alle wieder an die Grundregeln von Händewaschen, Distanzhalten und Maskentragen hielten, sagte Sommaruga. Bund und Kantone seien sich einig: "Wir bleiben bei der besonderen Lage." Die Kompetenz für die meisten Massnahmen haben also weiterhin die Kantone.

Christian Rathgeb, Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen, rechtfertigte an der gemeinsamen Medienkonferenz in Bern diesen Entscheid. Das föderale System habe sich bewährt. "Es ist richtig, dass die Kantone regional differenziert Massnahmen ergreifen können." Die Zusammenarbeit mit dem Bund funktioniere.

Der Bund nehme sich nicht aus der Verantwortung, unterstrich Sommaruga. Es würden weitere Massnahmen diskutiert, die schweizweit gelten sollen. Als Möglichkeiten nannte Sommaruga in einem Interview mit Radio und Fernsehen (SRF) am Donnerstagabend etwa Homeoffice-Empfehlungen und eine Maskenpflicht in allen Innenräumen. Bereits für Freitag sei ein Treffen zwischen Gesundheitsminister Alain Berset und dem Vorstand der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) angesetzt.

Landesweite Regeln zu Masken

GDK-Präsident Lukas Engelberger sagte, persönlich sei er für eine landesweite Vereinheitlichung bei der Maskentragpflicht. Auf kantonaler Ebene seien strengere Regeln in der Gastronomie und bei Veranstaltungen zu erwarten.

Ein erneutes Verbot von Grossveranstaltungen ist jedoch nicht zu erwarten. Für solche Anlässe existierten strenge Schutzkonzepte, sagte Berset. Falls diese umgesetzt würden, gebe es auch keine grossen Probleme.

Die Testkapazität könne noch erhöht werden. Primäres Ziel sei es, eine Überlastung der Spitäler zu verhindern. Die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin teilte am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, aktuell stünden schweizweit ausreichend Intensivbetten zur Verfügung.

Für den Bundesrat ist ein erneutes Ausrufen der "ausserordentlichen Lage" nicht absehbar. Ein solcher Schritt solle auch bei einem weiteren Anstieg der Fälle nur als allerletzte Massnahme zur Anwendung kommen, unterstreicht er in einem Schreiben an die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats.

Romandie und Ostschweiz koordinieren

Coronapatienten sollen in der Romandie besser verteilt werden können. Die Westschweizer Kantone schaffen eine vom Universitätsspital Chuv in Lausanne verwaltete Einheit, die Patientenverlegungen koordiniert, falls in einem Spital die Intensivstation ausgelastet ist.

Die sieben Ostschweizer Kantone und Liechtenstein haben sich bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auf eine gemeinsame Linie geeinigt. Unter anderem soll eine Schutzmaskenpflicht eingeführt werden an öffentlichen und privaten Anlassen mit mehr als 30 Personen.

Lehrer mit Maske und Quarantäne

Für die Zürcher Lehrerinnen und Lehrer gilt ab 19. Oktober Maskenpflicht. So solle ein möglichst uneingeschränkter Schulbetrieb ermöglicht werden. Die Maskenpflicht gilt für alle Erwachsene auf dem Schulareal.

Im Kanton Nidwalden müssen 400 Personen in Quarantäne. Sie sind am Freitag- und Samstagabend in einer Diskothek in Wolfenschiessen und einem Jugendlokal in Stans mutmasslich mit einer Person zusammengetroffen, bei der sich nachträglich eine Covid-19-Erkrankung herausgestellt hat.

Im Kanton Uri hat das Contact-Tracing-Team für rund 300 Besucher von zwei Nachtlokalen in Altdorf eine zehntägige Quarantäne verfügt. In der Nacht auf Sonntag hatten sich zwei mit dem Coronavirus infizierte Personen in den Lokalen aufgehalten.

Kein Parlament und kein Parteitag

Der Schwyzer Kantonsrat hat seine Sitzung vom 21. Oktober abgesagt. Die Ratsleitung will damit die Regierung in ihrem Appell an alle Bürgerinnen und Bürger unterstützen, alles zu unternehmen, um die weitere Ausbreitung der Pandemie zu stoppen.

Und der Parteitag der SP wählt am Samstag die neue Parteispitze virtuell. Die Partei wollte eigentlich ihren Parteitag in Basel real durchführen, entschied sich am Donnerstag aber angesichts der steigenden Infektionen mit dem Coronavirus für das Internet.

(AWP)