Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat Julius Bär ihre Pläne, mit Kushaev mehr Geschäfte mit ultrareichen Russen zu machen, stillschweigend auf Eis gelegt, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Er kümmere sich jetzt nur noch um Bestandskunden in Russland, sagten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.

Der Einmarsch in die Ukraine und die Auswirkungen auf die russischen Eliten bringen Pläne von Zürich bis New York durcheinander. Banken weltweit überprüfen die Beziehungen zu ihren Kunden und überlegen, ob eine Präsenz in Russland noch Sinn ergibt. Für Julius Bär sind die regulatorischen Risiken besonders relevant, da die Bank wegen eines Geldwäscheskandals in Lateinamerika bereits im Visier der Behörden ist.

Julius Bär legt Betrag nicht offen

"Dmitry Kushaev kam als Managing Director zu Julius Bär und ist verantwortlich für die Leitung der in der Schweiz ansässigen Teams unserer Subregion Zentral- und Osteuropa", sagte Valeria Ancarani, eine Sprecherin von Julius Bär. "Er wurde letztes Jahr rekrutiert und hat am 1. April in Zürich angefangen." Sie lehnte es ab, weitere Kommentare abzugeben.

Groben Schätzungen zufolge verwaltet Julius Bär Vermögenswerte für Kunden mit Russland-Bezug von weniger als 24 Milliarden Schweizer Franken . Die Credit Suisse verwaltet rund 33 Milliarden Dollar an Privatvermögen reicher russischer Privatpersonen, die UBS rund 22 Milliarden Dollar.

Im Gegensatz zu seinen grösseren Konkurrenten in der Vermögensverwaltung legt Bär den Betrag nicht offen und hat stets betont, Kundenberater und Kunden nicht in die traditionellen Kategorien wohlhabender, vermögender und sehr vermögender Kunden einzuteilen. Die meisten Private Banker dort betreuen Kunden mit unterschiedlichen Vermögen. Der ursprüngliche Plan, sich mit Kushaev auf Ultrareiche zu konzentrieren, hätte eine Abkehr von diesem Modell und eine Segmentierung bedeutet.

Fehlende Segmentierung

Einige in der Bank kritisieren die fehlende Segmentierung, da dadurch potenziell lukrative Einnahmequellen nicht ausgeschöpft und sehr reiche Kunden unterversorgt würden, so die Personen. Bei der UBS haben Kundenbetreuer, die sich um die Reichsten kümmern, in der Regel nur eine begrenzte Anzahl davon, da es für jeden einzelnen viel Zeit und Fachwissen braucht. Banker, die sich um Kunden mit weniger als 10 Millionen Dollar kümmern, können dagegen Hunderte betreuen.

Kushaev verliess die Credit Suisse Anfang des Jahres - vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine - und war bis dahin auch Chief Executive Officer des Russland-Geschäfts der Bank.

Während der Pandemie hat Bär daran gearbeitet, unter der Kundschaft diejenigen auszumachen, die eigentlich über höhere Vermögen verfügen, als bislang angenommen. Ziel ist, mit diesen Kunden mehr Geschäft zu machen in Bereichen wie Krediten und Hypotheken, so die Personen.

(Bloomberg)