Die Airlines erhalten damit keine Ersatzteile mehr und werden auch technisch nicht mehr unterstützt, wie die beiden Flugzeugbauer am Mittwoch mitteilten. Auch das Gemeinschaftsunternehmen ECAR, das Airbus mit dem russischen Finanzinvestor Systema und der Industrieholding Kaslol betreibt und das rund 200 Ingenieure beschäftigt, stelle die Arbeit ein. Unklar sei, ob es im Rahmen der Sanktionen weiter betrieben werden könne, erklärte Airbus.

Die Flugzeugbauer reagieren damit auf die Strafmassnahmen, die nach der Invasion in der Ukraine gegen die Luftfahrtbranche verhängt wurden und die den russischen Luftfahrtsektor international isolieren. Vorbild dafür sind die Sanktionen gegen den Iran und Nordkorea. Allerdings dürften die Auswirkungen deutlich gravierender sein, weil der russische Markt grösser als der iranische oder nordkoreanische ist. Zudem besteht eine starke Abhängigkeit von westlichen Zulieferern.

Im vergangenen Jahr kam Russland nach Berechnungen der Beratungsfirma IBA auf einen Anteil von rund sechs Prozent am weltweiten Flugverkehr. Die Kapazitäten lagen über dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie, und russische Fluggesellschaften galten als verlässliche Kunden für Leasingfirmen. Dabei spielt vor allem der grosse Binnenmarkt eine Rolle; in dem riesigen Land sind viele Entfernungen nur mit dem Flugzeug zu überbrücken.

Nach den Sanktionen dürfen nun keine Flugzeuge mehr nach Russland verkauft oder vermietet werden, auch Ersatzteile dürfen nicht mehr geliefert werden. Derzeit haben russische Airlines nach Angaben des Analysehauses Cirium rund 515 Flugzeuge mit einem Marktwert von schätzungsweise zehn Milliarden Dollar geleast. Die Vermieter haben nach den EU-Sanktionen bis zum 28. März Zeit, ihre Verträge zu kündigen; unklar ist, ob die Flugzeuge tatsächlich zurückgegeben werden. Zudem haben russische Fluggesellschaften derzeit 62 offene Flugzeugbestellungen bei Airbus und Boeing, wie IBA-Daten zeigen.

(Reuters)