17:40

Mehr als sieben Millionen Menschen haben nach Angaben der Vereinten Nationen seit Kriegsbeginn die ukrainische Grenze überschritten. Allerdings ist unklar, wie viele dieser Grenzübertritte Flüchtlinge sind und wie viele Menschen aus anderen Gründen das Land zeitweise verlassen haben. Die Zahl der Flüchtlinge in Europa wurde mit gut 4,7 Millionen angegeben. Die meisten Menschen haben sich in Polen, Russland und der Republik Moldau in Sicherheit gebracht.

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15:00

Wegen der Blockade von Schwarzmeer-Häfen durch Russland kann die Ukraine nach eigenen Angaben mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportieren. Dies teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit. Trotz des seit mehr als drei Monaten dauernden russischen Angriffskriegs seien aber 75 Prozent der Vorjahresflächen bestellt worden. Das Landwirtschaftsministerium arbeite nun an der Einrichtung mobiler Silos, um die Lagerkapazitäten um zehn bis 15 Millionen Tonnen zu erhöhen.

Russland hatte die Ukraine Ende Februar überfallen. Seither blockiert es die für den Export wichtigen Häfen am Schwarzen Meer. Der Rückgang ukrainischer Agrarexporte hat in vielen Ländern zu steigenden Lebensmittelpreise geführt. Dem Agrarministerium zufolge wurden in den Kriegsmonaten März, April und Mai 51 Prozent der ukrainischen Agrarexporte mit der Bahn ausser Landes gebracht, 37 Prozent über die ukrainischen Donauhäfen und 11 Prozent über die Strassen.

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13:50

Die von Russland installierte Verwaltung im besetzten Teil der ukrainischen Region Saporischschija will noch in diesem Jahr ein Referendum über einen Anschluss an Russland abhalten, wie die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf ein Mitglied des Gremiums meldet. "Die Menschen werden über die Zukunft der Region Saporischschija entscheiden, das Referendum ist für dieses Jahr geplant", wird Verwaltungsvertreter Wladimir Rogow zitiert.

 

 

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13:05

Russland macht den Westen dafür verantwortlich, sollte es wegen der Sanktionen zu einem Zahlungsausfall kommen. Dadurch werde Russland in einen künstlich hergestellten Zahlungsausfall getrieben, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Denn die Hälfe der Devisenreserven Russlands seien im Zuge der Sanktionen eingefroren worden.

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12:45

Angela Merkel hat nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mehrfach das Büro des russischen Präsidenten angerufen und mit Wladimir Putin über einen möglichen Waffenstillstand gesprochen, wie eine Person mit Einblick in den Terminkalender der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin berichtet. Dies schreibt Bloomberg. Amtsinhaber Olaf Scholz war, wie zu hören ist, über die Telefonate informiert.

Vor rund sechs Wochen habe Putin jedoch aufgehört, Merkels Anrufe anzunehmen. Scholz habe sich mit Merkel regelmäßig beraten, heißt es. Dabei seien sie anscheinend zum selben Schluss gekommen, dass Deutschland die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland unterstützen sollte, dabei aber Putin nicht in die Enge treiben dürfe. 

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11:50

Die Staatsanwaltschaft in der Ukraine erhebt Anklage in acht weiteren Fällen wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen russischer Soldaten. Das teilt Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa im Fernsehen mit. Bislang liefen mehr als 16'000 Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen.

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10:45

Der irische Regierungschef Micheál Martin bestärkt die Ukraine in ihren Bemühungen um einen Beitritt zur Europäischen Union. "Ich unterstütze den Antrag der Ukraine auf Mitgliedschaft nachdrücklich", sagte der Ire am Mittwoch im Strassburger Europaparlament. "Ich hoffe, dass es auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni möglich sein wird, dem ukrainischen Volk eine klare und positive Botschaft zu übermitteln."

Kiew hatte kurz nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine den Beitritt zur EU beantragt. Die EU-Kommission will noch vor dem EU-Gipfel am 23. und 24. Juni ihre Empfehlung darüber abgeben, ob dem Land der Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Die EU-Staaten müssten dann einstimmig über das weitere Vorgehen entscheiden.

Es solle Quelle des Stolzes und der Inspiration sein, dass die EU "für die Menschen an unseren Grenzen" weiter ein Leuchtturm der Hoffnung sei, sagte Martin - etwa für die Menschen auf dem Westbalkan, in Moldau, Georgien oder eben in der Ukraine. Man solle jene, die beitreten wollten, bei den notwendigen Reformen und Vorbereitungen unterstützen. "Und wenn sie die Kriterien erfüllen, sollten wir ihnen keine weiteren Hindernisse in den Weg legen."

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09:20

Die Ukraine rechnet nach den Worten des Gouverneurs der Region Luhansk, Serhij Gaidai, mit einer gewaltigen russischen Offensive auf die Industriestadt Sjewjerodonezk. Dort wüteten bereits die bislang heftigsten Kämpfe, sagt Gaidai im Fernsehen. Möglicherweise müssten sich ukrainische Soldaten auf stärkere Positionen zurückziehen. Die Stadt werde aber nicht aufgegeben. Es sei damit zu rechnen, dass Russland die Bombardierung von Sjewjerodonezk und der Zwillingsstadt Lyssytschansk verstärken werde. Vermutlich werde Russland eine gewaltige Offensive beginnen, auf die es all seine Bemühungen konzentriere. Dazu werde alles andere gestoppt.

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08:15

Die russischen Truppen greifen nach Angaben des Gouverneurs von Luhansk nicht nur Sjewjerodonezk, sondern auch seine Zwillingsstadt Lyssytschanks auf der anderen Seite es Flusses Siwerskyj Donez an. Am Dienstag sei ein Einheimischer auf einer Strasse im Zentrum getötet worden, sagt Gouverneur Serhij Gaidai. Eine Frau sei verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Die Region Luhansk liegt im Osten der Ukraine und bildet zusammen mit der Region Donezk den Donbass. Dort konzentriert das russische Militär seit Wochen seine Offensive.

 

 

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07:55

Norwegen liefert der Ukraine 22 Panzerhaubitzen. Darunter seien auch Ersatzteile, Munition und andere Ausrüstung, wie das norwegische Verteidigungsministerium mitteilt. "Die norwegische Regierung hat mit der öffentlichen Bekanntgabe der Lieferung aus Sicherheitsgründen gewartet. Künftige Lieferungen dürfen nicht angekündigt oder kommentiert werden."

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07:50

Die ukrainischen Truppen in Sjewjerodonezk halten nach Angaben des Generalstabes der Ukraine dem russischen Sturm auf die Stadt erfolgreich stand. Sie wehrten auch die Angriffe auf die Orte Toschkiwka und Ustyniwka weiter im Süden ab. Eine unabhängige Bestätigung dafür war zunächst nicht möglich.

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07:10

Das ukrainische Militär wirft Russland die Zerstörung von landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Region Mykolaiw vor. "Diejenigen, die vorgeben, besorgt über die Welternährungskrise zu sein, greifen in Wirklichkeit Ackerland und Infrastrukturstandorte an", erklärt das Militärkommando im Süden der Ukraine auf Facebook. Es seien Brände von beträchtlichem Ausmass ausgebrochen. Die russische Regierung bestreitet die Verantwortung für die internationale Nahrungsmittelkrise und macht westliche Sanktionen dafür verantwortlich. Die Ukraine ist einer der grössten Getreideexporteure weltweit.

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07:00

Der russische Angriff auf die Ukraine ist nach Ansicht der früheren deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit nichts zu rechtfertigen. "Klar ist: Dieser Überfall auf die Ukraine … findet keinerlei Rechtfertigung. Er ist ein brutaler, das Völkerrecht missachtender Überfall, für den es keine Entschuldigung gibt", sagte Merkel bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit ihrem Amtsende als Kanzlerin vor einem halben Jahr in einem Berliner Theater. Sie warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, in einer "kontinuierlichen Linie" in den vergangenen Jahren immer mehr Grenzen überschritten zu haben.

 

 

Merkel wies Vorwürfe von Fehlern in ihrer Russland-Politik zurück, die diesen Angriff am 24. Februar auf die Ukraine begünstigt hätten. 2008 sei sie auf dem Nato-Gipfel in Bukarest dagegen gewesen, der Ukraine die Vorstufe zu einer Nato-Mitgliedschaft anzubieten, weil sie damals als Reaktion eine Eskalation durch Putin befürchtet habe und die Ukraine damals kein politisch stabiles Land gewesen sei.

2014 habe sie dann nach der russischen Annexion der Krim und den Kämpfen in der Ostukraine mit dem Minsker Abkommen dafür sorgen wollen, dass Putin nicht noch mehr Schaden in der Ukraine anrichte. Dies habe der Ukraine die Zeit gegeben, sich in den Staat zu verwandeln, der sich heute in beeindruckender Weise gegen den russischen Angriff verteidige. "Ich werde mich deshalb auch nicht entschuldigen", sagte Merkel und verwies darauf, dass das Minsker Abkommen damals sowohl von der EU gebilligt als auch vom UN-Sicherheitsrat übernommen worden sei.

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02:55

Die Reparaturarbeiten an Russlands einzigem Flugzeugträger verzögern sich einem Medienbericht zufolge weiter. Die "Admiral Kusnezow" werde frühestens 2024 wieder in Dienst gestellt werden können, meldet die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Verteidigungskreise. Die bisherige Arbeit sei fehlerhaft. Das Schiff lief 1985 vom Stapel, Umbauarbeiten sollten ursprünglich in diesem Jahr abgeschlossen werden. Das Datum wurde später jedoch auf 2023 verschoben.

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01:15

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigt ein Informationssystem an, um Daten über mutmassliche Kriegsverbrecher zu erfassen. Im "Buch der Henker" sollten bestätigte Angaben über Kriminelle aus der russischen Armee zusammengetragen werden, erklärt er in einer Videoansprache. "Es handelt sich um konkrete Fakten zu konkrete Personen, die sich konkreter, grausamer Verbrechen gegen Ukrainer schuldig gemacht haben." Selenskyj verweist dabei auf mutmassliche Verbrechen in dem Ort Butscha bei Kiew. Russland hat entsprechende Hinweise als Fälschungen zurückgewiesen.

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00:05

Mehr als 1000 gefangengenommene ukrainische Soldaten sind einem Medienbericht zufolge für Ermittlungen nach Russland gebracht worden. Es handele sich um solche, die in Mariupol ihre Waffen niedergelegt hätten, meldet die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf russische Polizeikreise. Später sollten auch weitere ukrainische Gefangene nach Russland gebracht worden. Einige russische Abgeordnete haben verlangt, die ukrainischen Soldaten aus Mariupol vor Gericht zu stellen.

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(cash/Reuters/AWP/Bloomberg)