17:35

Angesichts drohender Gas-Engpässe hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen europäische Verbraucher erneut zum Energiesparen aufgefordert. Wenn man die Heiztemperatur in der gesamten EU nur um zwei Grad senke und die von Klimaanlagen um zwei Grad erhöhe, könne man die gesamten Lieferungen der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 einsparen, sagte die deutsche Politikerin am Freitag nach einem EU-Gipfel in Brüssel. "Darin liegt also eine Menge Potenzial." Zugleich bekräftigte von der Leyen, dass auch die Bezugsquellen von Energieträgern diversifiziert und in Erneuerbare investiert werden müsse.

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16:50

Italien hat seine Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland von 40 Prozent im vorigen Jahr auf 25 Prozent verringert, wie Ministerpräsident Mario Draghi beim EU-Gipfel in Brüssel mitteilt. Nach seinen Worten soll bei dem am Sonntag beginnenden G7-Gipfel eine mögliche Preisobergrenze für Gas diskutiert werden.

Er fügte hinzu, Haupteinwand gegen eine solche Obergrenze sei die Befürchtung, dass Russland die Gaslieferungen weiter einschränken könnte. Die EU-Kommission habe sich bereiterklärt, einen Bericht über die Idee der Preisobergrenze und den Strommarkt zu erstellen. Dieser werde bis September fertig und von den EU-Staats- und Regierungschefs auf einem für Oktober anberaumten Gipfeltreffen erörtert.

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16:20

Polen und die baltischen Staaten fordern nach Angaben des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki eine Verstärkung der Nato-Kräfte in der sogenannten Suwalki-Lücke. Die zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Belarus gelegene Landverbindung von Polen nach Litauen solle stärker geschützt werden, sagt Morawiecki in Brüssel.

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15:15

Die G7 werfen Russland vor, für die gegenwärtige Verschärfung einer globalen Nahrungsmittelkrise verantwortlich zu sein. Russlands Krieg verschärfe die Krise durch die Blockade des Schwarzen Meeres, die Bombardierung von Getreidesilos und Häfen und die Beschädigung der landwirtschaftlichen Infrastruktur der Ukraine, heisst es in einer Erklärung der G7-Aussenminister nach Beratungen in Berlin. Zugleich prangern sie "Russlands falsches Narrativ und Desinformation mit Blick auf die Sanktionen" an. Russische Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse seien von den Sanktionen nicht betroffen und könnten die Weltmärkte erreichen.

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14:30

Die russischen Streitkräfte versuchen nach ukrainischen Angaben die umkämpfte Stadt Lyssytschansk einzukesseln. Auch in der benachbarten Zwillingsstadt Sjewjerodonezk griffen die Russen weiter an und versuchten, die vollständige Kontrolle zu erlangen, sagt ein Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Er wollte sich nicht zu Angaben des Gouverneurs der Region Luhansk äussern, wonach die ukrainischen Truppen aus Sjewjerodonezk abgezogen werden müssten und dass sie angewiesen worden seien, neue Stellungen einzunehmen. Die Informationen seien für die Öffentlichkeit "nicht zugänglich", sagt er dazu.

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13:15

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wollen einem Zeitungsbericht zufolge vermehrt Soldaten aus dem Bundeswehr-Dienst entlassen werden. Von Januar bis zum 2. Juni habe das zuständige Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben 533 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung erhalten, berichtet die "taz". Das seien mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor, in dem 209 Anträge eingegangen seien, zitiert das Blatt einen Amtssprecher. 528 der aktuell eingegangenen Anträge stammten demnach von aktiven Soldaten oder Reservisten, fünf von ungedienten Antragstellern. Die Verweigernden begründeten ihre Anträge häufig damit, "dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten", sagte ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums der "taz". 

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11:45

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz wird einem Regierungssprecher zufolge am Sonntagvormittag US-Präsident Joe Biden zu einem bilateralem Gespräch treffen. Das Treffen findet am Rande des G7-Gipfels in Bayern statt.

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11:30

Ein führender Vertreter der von Russland installierten Verwaltung in der besetzten ukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Behörden offenbar durch einen Bombenanschlag getötet worden. Dabei handele es sich um Dmitri Sawlutschenko, Chef des Ressorts Familie, Jugend und Sport der militärisch-zivilen Verwaltung, sagt der stellvertretende Verwaltungschef zu Reuters.

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11:15

Russland macht die USA für das litauisches Transitverbot sanktionierter Güter in seine Exklave Kaliningrad verantwortlich. "Der sogenannte 'kollektive Westen' hat auf ausdrückliche Anweisung des Weissen Hauses ein Verbot des Bahntransits einer breiten Palette von Gütern in das Kaliningrader Gebiet verhängt", erklärt das russische Aussenministerium. Der Schritt sei Teil eines Musters "zunehmend feindseliger Handlungen von amerikanischer Seite" gegenüber Russland. Das Ministerium teilt zudem mit, die Weigerung der USA, die Luftraumsanktionen aufzuheben, damit ein russisches Flugzeug russische Diplomaten abholen könne, zeige, dass die Forderungen nach einem fortgesetzten Dialog nicht ernst gemeint seien. Angesichts der Verschlechterung der Beziehungen seien Konsultationen auf Expertenebene zu einer Reihe bilateraler Themen mit den USA unmöglich, die in naher Zukunft stattfinden sollten. Das Ministerium erklärt nicht, auf welche Themen es sich bezog und wann die Gespräche stattfinden sollten.

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10:50

Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo fordert einen gemeinsamen Energie-Einkauf der EU-Länder und Preisobergrenzen für Gas, um eine grössere Krise im Winter zu vermeiden. "Wir müssen einen Energieblock bilden. Wenn wir alle auf uns allein gestellt sind, werden wir auch allein untergehen", sagt De Croo vor der Fortsetzung des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union in Brüssel. "Wir müssen anfangen, Energie gemeinsam zu kaufen, wir müssen Preisobergrenzen einführen, und wir müssen gemeinsam Pläne machen, um durch den Winter zu kommen."

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10:00

Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel sieht in der Verleihung des EU-Kandidatenstatus für die Ukraine vor allem eine moralische Unterstützung. Präsident Wolodymyr Selenskyj habe auf dem EU-Gipfel per Videoschalte gesagt, dass der Status der ukrainischen Bevölkerung helfe, gegen die russischen Angriffe durchzuhalten.

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08:30

Die Ukraine kündigt einen Truppenrückzug aus der seit Wochen umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes an. Die ukrainischen Truppen müssen abgezogen werden, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Freitag im Fernsehen. Die Stadt sei zum grössten Teil von den russischen Streitkräften besetzt. "Es ist sinnlos, in Stellungen zu bleiben, die über viele Monate hinweg zertrümmert wurden, nur um dort zu bleiben." Die Soldaten hätten die Befehl zur Verlegung auf neue Positionen bereits erhalten. Hajdaj führte aber nicht aus, ob die Truppen dies auch schon getan haben oder wo genau sie Stellung beziehen sollen.

Die Schlacht um Sjewjerodonezk tobt seit gut einem Monat. Die Stadt befindet sich in Luhansk, das zusammen mit der Region Donezk den besonders umkämpften Donbass in der Ukraine bildet. Die Führung in Moskau hat eine Eroberung des Donbass, der bereits vor Kriegsausbruch zu grossen Teilen von pro-russischen Separatisten kontrolliert wurde, zu einem Hauptziel erklärt. Sjewjerodonezk gilt als strategisch besonders wichtig. Sollte die Industriestadt fallen, wäre bis auf die ebenfalls schwer umkämpfte Zwillingsstadt Lyssytschansk fast die ganze Region Luhansk in russischer Hand. Damit würden die russische Armee und die mit ihr verbündeten Separatisten bei ihrem Versuch erheblich vorankommen, den Donbass vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen.

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06:30

Nach Ausrufung der Alarmstufe im Notfallplan Gas warnt der Präsident der Bundesnetzagentur in Deutschland, Klaus Müller, vor drastischen Preiserhöhungen. "Schon jetzt werden die Gaspreissteigerungen des letzten Herbstes weitergegeben", sagte Müller am Freitag in der ARD. "Das ist knapp plus 30, plus 50, teilweise plus 80 Prozent. Das ist die Vergangenheit aus dem Herbst." S

Seitdem habe sich der Gaspreis Stand vergangene Woche vervierfacht und inzwischen sogar versechsfacht. Das seien riesige Preissprünge, die zwar nicht alle eins zu eins an die Verbraucher weitergegeben würden. "Aber Verdoppeln bis Verdreifachen kann je nach Gebäudehülle durchaus drin sein. Und darum sind alle so dringlich. Darum ist Minister Habeck auch, sag ich mal, so engagiert dabei, um zu sagen, Leute legt auch Geld zurück und tut was Richtung Herbst."

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05:00

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den EU-Kandidatenstatus für sein Land begrüsst. Der Schritt sei ein einzigartiger und historischer Moment in den bilateralen Beziehungen, erklärt Selenskyj.

Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich am Donnerstagabend darauf geeinigt, dass die Ukraine den EU-Kandidatenstatus erhält. "Ein historischer Moment", schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel auf Twitter. "Heute ist ein entscheidender Tag auf Ihrem Weg in Richtung EU."  "Die Zukunft der Ukraine ist in der EU", twitterte Selenskyj. Auch Moldau wurde am ersten Tag des EU-Gipfels in Brüssel der Kandidatenstatus verliehen.

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04:00

Die Meldung, wonach die Schweiz erstmals seit Kriegsbeginn wieder russisches Gold importiert hat, führte weltweit zu Irritationen. Der Verband der Schweizer Edelmetallindustrie (ASFCMP), der 14 Mitglieder inklusive die UBS umfasst,) stellt am Donnerstag nun aber klar, dass keines seiner Mitglieder im Mai Gold aus Russland importiert habe. "Nach Kontaktaufnahme mit seinen Mitgliedern bestätigt die ASFCMP, dass keines seiner Mitglieder für diese Importe verantwortlich ist", lässt sich der Verband bei Bloomberg in einer Mitteilung zitieren, die nicht auf der ASFCMP-Website zu finden ist. 

Obwohl die Schweizerische Gesetzgebung und Sanktionen den Import von russischem Gold in die Schweiz nicht  verbieten würden, betont der Verband in der Mitteilung weiter, dass "dubioses Gold" in der Schweiz nichts zu suchen habe. Über seine Mitglieder vertritt die ASFCMP 95 Prozent des in der Schweiz geschmolzenen und raffinierten Edelmetallvolumens, davon 90 Prozent Gold.

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02:00

Der britische Premierminister Boris Johnson signalisiert eine Bereitschaft seines Landes, an der Räumung von Seeminen vor der Küste der Ukraine zu helfen. Er wolle zwar keine technischen und militärischen Einzelheiten nennen, sagt Johnson der Nachrichtenagentur Reuters während eines Besuchs in Ruanda. Allerdings könne aus den bereits erfolgten Massnahmen geschlossen werden, "dass wir auf jeden Fall auf einer technischen Ebene mit ihnen sprechen, um bei der Minenräumung bei Odessa zu helfen". Zu dem stehe Grossbritannien mit Expertise für Unterstützung bei der Versicherung von Seefracht bereit. 

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01:00

Der weltgrösste Sportartikelkonzern Nike will sich angesichts des andauernden Krieges gegen die Ukraine komplett aus Russland zurückziehen. "Nike hat die Entscheidung getroffen, den russischen Markt zu verlassen", erklärte ein Sprecher am Donnerstag. Priorität habe nun, die Beschäftigten vor Ort zu unterstützen, während der Betrieb in den kommenden Monaten verantwortungsbewusst heruntergefahren werde. Der Adidas-Konkurrent hatte seine Geschäfte in Russland - wie viele andere westliche Unternehmen - bereits nach dem Einmarsch in die Ukraine deutlich eingeschränkt. Inzwischen wollen immer mehr Firmen Russland ganz den Rücken kehren.

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00:30

Bei komplett gefüllten Gasspeichern würde Deutschland ganz ohne Lieferungen aus Russland zweieinhalb Monate auskommen. Das sagt der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, im ZDF. Das gelte für einen durchschnittlich kalten Winter. Daraus folge, Deutschland brauche zusätzliche Lieferanten und müsse auch Gas einsparen.

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(cash/Reuters/AWP/Bloomberg)