18:05

Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fürchtet weitere Gasreduzierungen durch Russland. "Es ist noch nicht vorbei", sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch in Berlin. "Es fängt vielleicht gerade erst an."

Der russische Gazprom-Konzern fährt die Kapazität der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach eigenen Angaben weiter zurück. Die Kapazität der Verdichterstation an Land sei auf 67 Millionen Kubikmeter pro Tag gesunken, teilte der russische Gasriese am Mittwoch mit. Erst am Dienstag hatte das Unternehmen den Durchfluss von Gas durch die Pipeline auf maximal 100 von 167 Millionen Kubikmeter pro Tag reduziert und zur Begründung auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gas-Kompressoren verwiesen.

"Die Begründung der russischen Seite ist schlicht vorgeschoben", sagte Habeck. "Es ist offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben." Aktuell könnten die fehlenden Mengen am Markt beschafft werden, wenn auch zu hohen Preisen. "Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet. Aber wir beobachten die Dinge sehr genau und sind über die Krisenstrukturen in engstem Austausch mit den relevanten Akteuren." Energiesparen sei das Gebot der Stunde. "Und natürlich werden wir auch staatliche Massnahmen ergreifen, wenn dies nötig ist."

+++

17:20

Russland und China wollen ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs vertiefen. Darauf einigten sich der chinesische Präsident Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch in einem Telefonat. "Die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Finanzen, Industrie, Verkehr und anderen Bereichen wird ausgebaut", teilte die Regierung in Moskau mit. Die "unrechtmässige Sanktionspolitik des Westens" habe die Weltwirtschaft eingetrübt und die Zusammenarbeit der beiden Grossmächte forciert.

Xi habe eine Verhandlungs-Lösung für den Krieg gefordert und die Bereitschaft Chinas bekräftigt, eine Vermittlerrolle zu übernehmen, berichtete der chinesische Sender CCTV. China hatte die westlichen Sanktionen gegen die Regierung in Moskau bereits im März kritisiert. Peking hat den russischen Angriff auf die Ukraine bislang nicht verurteilt. Auch bei der Abstimmung einer Resolution zur Verurteilung des Krieges enthielt China sich in der UN-Vollversammlung.

+++

17:05

Ikea baut seine verbliebenen Kapazitäten in Russland und Belarus ab. Wie das schwedische Möbelhaus am Mittwoch mitteilte, sollen die vier Fabriken in Russland sowie Bestände verkauft, Mitarbeiter in den Filialen reduziert und die für den Import und Export zuständigen Logistikbüros geschlossen werden.

Bereits im März hatte Ikea seinen Tätigkeiten in Russland wegen des Kriegs in der Ukraine vorübergehend eingestellt. "Leider haben sich die Umstände nicht verbessert, und der zerstörerische Krieg dauert an", hiess es in der Mitteilung. Das Geschäft und Zuliefererketten seien auf der ganzen Welt schwer beeinträchtig worden. "Wir sehen keine Möglichkeit, unsere Tätigkeiten in naher Zukunft wieder aufzunehmen".

+++

16:50

Im Streit über Getreide-Exporten aus der Ukraine hat die Türkei einen Lösungsvorschlag vorgelegt. Es könnten Passagen im Schwarzen Meer eingerichtet werden, ohne dafür alle Minen zu räumen, sagte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu am Mittwoch. "Da die Lage der Minen bekannt ist, könnten in drei (ukrainischen) Häfen Korridore geschaffen werden." Er habe den Plan letzte Woche bei einem Treffen mit dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow in Ankara besprochen. Weitere Gespräche mit Kiew und Moskau seien notwendig, bevor es zu einer Einigung kommen könne.

+++

+++

16:30

Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut. Von Donnerstagfrüh an werden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt, kündigte Gazprom am Mittwochnachmittag an. Erneut begründete das russische Staatsunternehmen diesen Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die Firma Siemens. Deshalb müsse eine weitere Gasverdichtungsanlage abgestellt werden, hiess es. Der Gas-Grosshandelspreis legte deutlich zu.

Bereits am Dienstag hatte Gazprom die Reduktion der maximalen Liefermenge um 40 Prozent auf zunächst bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag verkündet. Dies hatte der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) als politisch motiviert eingestuft. Auch bei ihm bestehe der Eindruck, "dass das, was gestern passiert ist, eine politische Entscheidung ist, keine technisch begründbare Entscheidung", sagte Habeck am Mittwoch in Berlin.

Für Deutschland ist Nord Stream 1 die Hauptversorgungsleitung mit russischem Gas. Zuvor war schon die Leitung Jamal-Europa, die durch Polen führt, nicht mehr befüllt worden.

+++

15:30

Israel soll über Ägypten künftig verflüssigtes Gas nach Europa liefern. Während eines Besuchs von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kairo am Mittwoch unterzeichneten Minister der beiden Länder eine entsprechende Absichtserklärung. Für die europäische Seite unterschrieb EU-Energiekommissarin Kadri Simson. Die Einigung komme zu einer "sehr schwierigen Zeit" für die EU - während eines Kriegs auf europäischem Boden, sagte von der Leyen. Ziel seien fossile Brennstoffe von "vertrauenswürdigen Lieferanten".

+++

14:15

Der chinesische Präsident Xi Jinping drängt einem Medienbericht zufolge auf eine Verhandlungs-Lösung in dem Krieg in der Ukraine. Alle Parteien sollten "auf verantwortungsvolle Weise" auf ein Ende des Konfliktes hinarbeiten, habe Xi dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Telefongespräch gesagt, berichtet der chinesische Sender CCTV. In dem Telefonat bekräftigte Xi die Bereitschaft Chinas, eine Vermittlerrolle zu übernehmen.

+++

13:00

Die Ukraine wird nach Einschätzung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron irgendwann mit Russland Gespräche führen müssen, um zu versuchen, den Krieg zu beenden. "Der ukrainische Präsident und seine Beamten werden mit Russland verhandeln müssen", sagt Macron. Er besucht für drei Tage Rumänien und die Republik Moldau, bevor er möglicherweise am Donnerstag mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi nach Kiew reist. Macron hatte unlängst erklärt, Russland dürfe in Hinblick auf eine Verhandlungslösung nach Ende der Kämpfe nicht gedemütigt werden. Darauf reagierte die Ukraine mit scharfer Kritik.

+++

10:30

Kurz vor einer möglichen Reise nach Kiew hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Ukraine andauernde Unterstützung zugesagt. "Wir werden alles tun, um Russlands Kriegskräfte zu stoppen, den Ukrainern und ihrer Armee zu helfen und die Verhandlungen fortzusetzen", sagt er vor französischen und Nato-Soldaten auf einem Militärstützpunkt in Rumänien. "Auf absehbare Zeit werden wir schützen, abschrecken und präsent sein müssen", fügt er mit Blick auf die verstärkte militärische Präsenz der Nato in den östlichen Staaten des Bündnisses hinzu.

+++

09:15

Sjewjerodonezk wird nach Angaben der ukrainischen Behörden weiter verteidigt. Die Soldaten hielten gegen Angriffe von drei Seiten Stand, erklärt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj. "Sie hindern den Feind am Vormarsch auf Lyssytschansk." Die von der Ukraine kontrollierte Stadt wird von Sjewjerodonezk nur durch einen Fluss getrennt. Am Montag hatten russische Truppen die letzte Brücke, die die beiden Zwillingsstädte verbindet, zerstört.

+++

08:10

Britische Geheimdienstinformationen untermauern die Darstellung der ukrainischen Behörden, dass in den Bunkern des Asot-Chemiewerks in Sjewjerodonezk Hunderte Zivilisten zusammen mit ukrainischen Soldaten ausharren. Russische Kräfte kontrollierten inzwischen den überwiegenden Teil der Stadt, teilt das Verteidigungsministerium in London auf Twitter mit. Russland hatte die ukrainischen Soldaten in der Industrieanlage aufgefordert, ihre Waffen bis Mittwochmorgen niederzulegen.

+++

03:45

US-Präsident Joe Biden unterstützt den Vorstoss europäischer Länder, mit dem Bau von Silos entlang der ukrainischen Grenze den Getreide-Export zur Eindämmung der weltweiten Nahrungsmittelkrise zu ermöglichen. Die Regierung in Washington entwickle in Abstimmung mit den europäischen Partnern einen Plan für den Abtransport von Getreide auf dem Schienenweg, sagt Biden auf einem Gewerkschaftstag in Philadelphia. Ukrainische Gleise hätten eine andere Spurweite als in der EU. "Deshalb werden wir an den Grenzen der Ukraine, auch in Polen, Silos bauen, vorläufige Silos."

Das Getreide könne somit von ukrainischen Eisenbahnwaggons in die neuen Silos und dann auf europäische Güterwaggons verladen werden, um es "auf dem Seeweg in die ganze Welt zu bringen." Ein Abtransport über das Schwarze Meer sei wegen der russischen Seeminen nicht möglich. Die Ukraine begrüsst den Schritt. "Dies ist nur einer der möglicherweise nützlichen Wege zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit", sagt Stabschef Andrij Yermak. Aber es brauche auch einen sicheren Korridor aus den ukrainischen Häfen.

+++

02:00

Die Unionsfraktion dringt auf eine Beitrittsperspektive für die Ukraine in die Europäische Union (EU). "Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich innerhalb der EU dafür einzusetzen, dass der Ukraine, der Republik Moldau und Georgien eine klare Beitrittsperspektive eröffnet und ihnen auf dem Europäischen Rat am 23./24. Juni 2022 der Kandidatenstatus zugesprochen wird", heisst es nach Angaben der Zeitung "Rheinische Post" in einem Entwurf, den die Union kommende Woche in den Bundestag einbringen will. Es brauche jetzt ein starkes Signal, dass wir die Ukraine langfristig als freien, unabhängigen, europäischen Staat sehen, sagt der Europa-Experte und Junge-Union-Chef Tilman Kuban dem Blatt. "Der EU-Kandidatenstatus darf nicht zum Dauerparkplatz werden."

+++

00:15

Ukraines Präsidentenberater Oleksiy Arestovych weist vor dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Regierungschef Mario Draghi einen möglichen Friedensplan nach dem Vorbild der Minsker Vereinbarung zur Befriedung der Ost-Ukraine zurück. "Ich fürchte, sie werden versuchen, ein Minsk III zu erreichen. Sie werden sagen, dass wir den Krieg beenden müssen, der Ernährungsprobleme und wirtschaftliche Probleme verursacht, dass Russen und Ukrainer sterben, dass wir das Gesicht von Herrn Putin wahren müssen, dass die Russen Fehler gemacht haben, dass wir ihnen verzeihen müssen und ihnen eine Chance geben müssen, in die Weltgesellschaft zurückzukehren", sagt Arestovych der Zeitung "Bild".

+++

23:45

Die Europäische Union (EU) will zur Reduzierung der Abhängigkeit von russischer Energie enger mit Israel kooperieren. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagt bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett in Jerusalem, dass man die Zusammenarbeit bei Gas ausbauen wolle. Die EU-Kommission wolle am Mittwoch eine gemeinsame Absichtserklärung für ein Energieabkommen mit Israel und Ägypten über Flüssiggas-Lieferungen für Europa unterzeichnen. Geplant seien Gaslieferungen aus Israel über eine Pipeline nach Ägypten. Dort sei die Umwandlung in Flüssiggas vorgesehen, das dann wiederum in die EU-Mitgliedsländer befördert werden könne.

+++

22:15

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert in seiner nächtlichen Ansprache moderne Raketenabwehrsysteme für sein Land. Es gebe keine Entschuldigung für die Partnerstaaten, derartige Lieferungen hinauszuzögern, erklärt er.

+++

19:00

Die russische Invasion wird der Ukraine zufolge für mindestens drei Ernten zu einem weltweiten Weizenmangel führen. "Die Ukraine wird für eine lange Zeit vom Markt verschwinden", sagte Landwirtschaftsminister Mykola Solskji der Nachrichtenagentur Reuters. Es gehe um drei Weizenernten gleichzeitig: "Wir können die Ernte des vergangenen Jahres nicht exportieren, wir können die gegenwärtige Ernte nicht einholen, um sie zu exportieren, und wir wollen die nächste eigentlich nicht aussäen." Dies sei schlecht für den Rest der Welt. "Was passiert, wenn sie im Juli oder August ankommen und Getreide kaufen wollen, aber abgewiesen werden, oder wenn der Preis bei 600 Dollar je Tonne liegt?"

+++

+++

(cash/Reuters/AWP/Bloomberg)