Denn die Post spielt wickelt die Briefwahl ab und spielt damit eine zentrale Rolle bei der anstehenden Präsidentschaftswahl am 3. November. Angestoßen hat die Restrukturierung des defizitären Unternehmens der neue Chef des U.S. Postal Service, Louis DeJoy. Dieser war in der Vergangenheit als Spender für US-Präsident Donald Trump und dessen Republikaner aufgefallen.

Allein 2,7 Millionen Dollar hat er diesen seit 2017 überwiesen. Kritiker warnen nun davor, dass der Umbau kurz vor der für Trump entscheidenden Abstimmung das Vertrauen der US-Bürger in den Dienstleister erschüttern könnte - und das in einer Zeit, in der sie entscheiden, ob sie ihre Stimmzettel per Post versenden.

DeJoy hat der defizitären US-Post einen organisatorischen Umbau und einen radikalen Verzicht auf Überstunden verordnet. Die US-Post hatte allein im vergangenen Quartal einen Verlust von 2,2 Milliarden Dollar ausgewiesen. Aber die im Juli eingeführten Reformen sorgten etwa im Süden des US-Bundesstaates Maine dafür, dass Tausende von Briefen erst verspätet zugestellt werden konnten, berichtet der Gewerkschafter Scott Adams, der dort einen Bezirk mit rund 550 Beschäftigten vertritt.

Ein Grund dafür sei, dass Fahrer nun immer pünktlich starten müssten - auch dann, wenn ihre Fahrzeuge noch nicht ausreichend beladen seien. Zusteller müssten ihre Route auch dann antreten, wenn Briefe und Pakete bis zum Morgen noch nicht vollständig sortiert seien, geht aus einer internen Anordnung hervor. Viele müssten deshalb zu einer zweiten Tour aufbrechen, sagte Kimberly Karol, die die Postgewerkschaft im Bundesstaat Iowa vertritt. Die Reformen führten insgesamt zu mehr Arbeit als sie einsparten, beklagte Karol.

Trump warnte immer wieder vor Fälschungen bei Briefwahl

Dabei hatte die Paket-Flut während der Corona-Pandemie die US-Post bereits an ihre Grenzen gebracht. Auch in mindestens 18 anderen US-Bundesstaaten wurden laut Medienberichten Verzögerungen gemeldet. Interne Dokumente des Postdienstes, die Reuters vorliegen, bestätigen, dass die von DeJoy verordneten Änderungen ihren Beitrag dazu geleistet haben könnten. Ein Teil der Veränderungen könnte - vorübergehend - dazu führen, dass Briefe zurückgelassen werden müssten, heißt es in einem internen Memo. Aber die Pläne würden dazu beitragen, die Lohnkosten zu drücken.

Gewerkschafterin Karol betonte indes, dass der US-Postdienst und seine rund 600'000 Mitarbeiter noch in der Lage seien, die Wahl zu bewältigen. Der Dienst habe sich über 200 Jahre bewährt: "Dieses System ist nicht kaputt", erklärte sie. Postchef DeJoy versuchte seinerseits, Bedenken auszuräumen: "Wir werden Serviceprobleme aggressiv überwachen und schnell angehen", unterstrich er. Gewerkschafter Adams fürchtet trotzdem, dass sich die Wähler angesichts der aktuellen Verspätungen Sorge um die Zuverlässigkeit der Zustellung machen könnten.

Aufgrund von Sorgen um die Ansteckungsgefahren in den stark vom Coronavirus betroffenen USA könnten bis zur Hälfte aller US-Wähler ihre Stimmzettel per Post einreichen. Vor allem ältere Bürger könnten zu diesem Mittel greifen. Die Demokraten im Kongress fordern die Post auf, die Änderungen rückgängig zu machen. Trump, der selbst schon per Post abgestimmt hat, hatte immer wieder vor massiven Fälschungen bei der Briefwahl gewarnt. Belege dafür hat er nicht präsentiert. Wahl-Experten hatten gesagt, die Briefwahl sei ebenso sicher wie andere Wege der Stimmabgabe. 

(Reuters)