Es entstanden nur 266'000 Jobs ausserhalb der Landwirtschaft und damit weit weniger als erwartet, wie die Regierung in Washington am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit 978'000 gerechnet - nach einem Jobaufbau von revidiert 770'000 im März. Die Finanzmärkte reagierten umgehend auf die unerwartet schlechten Daten. So stieg etwa der Euro zum Dollar. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen sank auf 1,514 Prozent.
In den USA hat sich die Lohnentwicklung im April hingegen deutlich beschleunigt. Die durchschnittlichen Stundenlöhne seien gegenüber dem Vormonat um 0,7 Prozent gestiegen, teilte das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Im Vormonat waren sie noch um 0,1 Prozent gesunken. Analysten hatten für April mit einer Stagnation gerechnet.
Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Stundenlöhne dagegen nur schwach um 0,3 Prozent. Aufgrund der ersten Corona-Welle vor etwa einem Jahr dürfte der Jahresvergleich verzerrt sein.
Die in einer getrennten Umfrage ermittelte Arbeitslosenquote für April betrug 6,1 Prozent nach 6,0 im März. In der Krise gingen in den USA zig Millionen Jobs verloren. Die US-Notenbank um Fed-Chef Jerome Powell will ihre lockere Geldpolitik fortsetzen, bis spürbare weitere Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war zuletzt auf den tiefsten Stand in der Corona-Krise gesunken.
In ersten Reaktionen hiess es zu der Lage am US-Arbeitsmarkt:
Dirk Chlench, LLBW: "Was war denn das? Die meisten Volkswirte hatten schon ihre Bleistifte für das Feiern eines Beschäftigungsanstieges in Höhe von über einer Million gespitzt, und dann diese Enttäuschung. Die US-Wirtschaft schuf im April nur 266'000 neue Jobs. Da die Stundenlöhne jedoch um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat anzogen und auch die Arbeitszeit anstieg, ist zu schliessen, dass die Unternehmen Schwierigkeiten haben, genügend Arbeitskräfte mit passendem Qualifikationsprofil zu finden. Es ist auch kaum zu glauben, dass ausgerechnet bei Kurieren ein Stellenabbau stattgefunden haben soll."
Ulrich Wortberg, Helaba: "Der Stellenaufbau fällt deutlich geringer aus als gedacht; und auch der Vormonatswert wurde nach unten revidiert. Dies ist enttäuschend, zumal der Atlanta-Fed-Präsident Bostic mit seiner Aussage, dass ihn ein Stellenplus von einer Million nicht überraschen würde, für eine gewisse Erwartungshaltung gesorgt hatte. Die Notenbankvertreter können nach diesem Bericht von einer Zielverfehlung sprechen, denn im Vergleich zur Situation vor der Krise fehlen noch immer etwa acht Millionen Jobs."
Bastian Hepperle, Bankhaus Lampe: "Das ist ein sehr enttäuschender Beschäftigungszuwachs, zumal auch der Vormonatswert deutlich nach unten korrigiert wurde. Jobs werden zwar weiterhin vor allem in den Sektoren zurückgewonnen, die von der Pandemie hart betroffen waren. Durch das nun wieder verlangsamte Tempo wird es noch länger dauern, bis die noch grosse Beschäftigungslücke sich annähernd schliessen wird. Die US-Notenbank ist von ihrem Vollbeschäftigungsziel also weiterhin weit entfernt. Ihre Tapering-Diskussion dürfte daher nur langsam Fahrt aufnehmen."
(Reuters/AWP)