Die Menschen in der Schweiz sind gehalten, zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte auf ein Minimum zu beschränken. Ab kommendem Dienstag und bis 22. Januar sind landesweit Restaurants sowie Kultur-, Freizeit- und Sportbetriebe geschlossen. Die Läden dürfen offenbleiben. Gleiches gilt für Skigebiete, sofern sie eine kantonale Bewilligung erhalten. Im Gegensatz zum umliegenden Ausland verzichtet der Bundesrat aber auf einen "harten Lockdown".

«Es braucht die ganze Schweiz»

"Es braucht jetzt die ganze Schweiz", sagte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga am Freitag in Bern vor den Medien und appellierte an die Verantwortung aller. "Ich wünsche mir, dass wir zueinander schauen, dass wir füreinander da sind, dass wir zueinander Sorge tragen."

Wenn die Bevölkerung auf Anraten der Regierung die Kontakte reduziere, mache das viele Menschen einsam, sagte Sommaruga. Und: "Für viele Unternehmen und Selbstständige ist es ganz schwierig."

Gesundheitsminister Alain Berset räumte ein, dass die neusten Beschränkungen hart seien. "Wir sind nicht da, wo wir sein wollten", begründete er sie. Die Spitäler und das Gesundheitspersonal seien überlastet. Die Fallzahlen müssten sinken.

Appell an Selbstverantwortung

Berset appellierte vor den Feiertagen an die Selbstverantwortung und den gesunden Menschenverstand. Es müsse für eine Familie möglich sein, Weihnachten zu feiern, "auch wenn man aufpassen muss".

Einen gewissen Spielraum lässt der Bundesrat den Kantonen. Wenn in ihren Gebieten die Reproduktionszahl unter 1 sowie die Sieben-Tage-Inzidenz unter dem schweizerischen Durchschnitt liegt, dürfen sie die Massnahmen in ihrem Hoheitsgebiet lockern und beispielsweise Restaurants und Sporteinrichtungen öffnen.

Die Skigebiete hat der Bundesrat nicht geschlossen. Es liege in der Verantwortung der Kantone, den Ski-Betrieb zu bewilligen und die Regelungen umzusetzen, sagte Berset. Er selber habe seine Skiferien annulliert und hoffe auf spätere freie Tage, sagte er auf eine Journalistenfrage.

Mehrheit der Kantone dafür

Die Mehrheit der Kantone steht - anders als noch vor einer Woche - hinter den verschärften Massnahmen. So teilte es die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) mit.

"In einer Lage mit flächendeckend deutlich zu hohen Fallzahlen ist es besonders wichtig, dass die Massnahmen einheitlich, klar verständlich und wirksam ausgestaltet sind", schrieb die GDK und forderte die Kantone auf, Ausnahmen zurückhaltend anzuwenden.

Angesichts der steigenden Zahl der Covid-19-Fälle will der Bundesrat noch vor Ende Jahr darüber diskutieren, ob es weitere Massnahmen braucht. Auf Automatismen - wie beispielsweise ein oft diskutiertes Ampelsystem - verzichtet er weiterhin, auch auf Ersuchen der Kantone.

Krisenmodus für Kurzarbeit bleibt

Wirtschaftsminister Guy Parmelin sagte, die Auswirkungen der zweiten Pandemie-Welle auf die Wirtschaft seien bereits spürbar. Da der Bundesrat mit noch mehr Kurzarbeit rechnet, verlängerte er den Krisenmodus für die Kurzarbeitsentschädigung bis Ende März 2021. Weitere Hilfen sind in Planung.

Per 28. Dezember aktualisierte das Bundesamt für Gesundheit die Liste der Corona-Risikoländer. Neu aufgeführt ist unter anderem Schweden. Gestrichen wurden unter anderem Österreich, Polen, Portugal und Ungarn. Wer aus einen gelisteten Land oder Gebiet in die Schweiz einreist, muss für zehn Tage in Quarantäne.

Schnelltests auch ohne Symptome

Damit breiter getestet werden kann, ermöglicht der Bundesrat mehr Schnelltests. Waren bisher nur Antigen-Schnelltests mittels Nasen-Rachen-Abstrich anerkannt, dürfen neu in Apotheken, Spitälern, Arztpraxen und Testzentren alle Arten von Schnelltests durchgeführt werden, die den Kriterien des Bundes entsprechen.

Schnelltests können zudem neu auch bei Personen ohne erkennbare Symptome durchgeführt werden. Sie können zum Beispiel als zusätzlichen Schutz in Schutzkonzepten von Altersheimen, Hotels oder am Arbeitsplatz integriert werden. Wer positiv getestet wird, sollte als Bestätigung unverzüglich einen PCR-Test durchführen lassen.

(AWP)