Die Gastronomie, der Detailhandel oder die Event-Branche leiden schwer unter den vom Bund verordneten Betriebsschliessungen und Versammlungsverboten - das hat das Coronavirus aufgezeigt. Im Grundsatz sei eine Pandemie nicht versicherbar, machte Vorstandsmitglied und Zurich-Schweiz-Chef Juan Beer am Donnerstag an der virtuellen Jahresmedienkonferenz des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) klar.

"Die Schäden treten weltweit, gleichzeitig und in hoher Zahl auf und können nicht wie bei Naturkatastrophen diversifiziert werden", erklärte Beer. Auch fehlten die Erfahrungen, um für das Pandemie-Risiko einen Versicherungstarif zu berechnen, und Rückversicherungen dazu gebe es auch nicht.

Auf der anderen Seite spiele es für eine Firma keine Rolle, ob der Schaden von einer weltweiten Pandemie oder einer lokalen Epidemie herrühren, sagte Beer weiter. Dies und teils in Epidemieversicherungen ungenügend klar formulierte Ausschlussklauseln haben am Ende dazu geführt, dass die Versicherer gemäss den SVV-Berechnungen im vergangenen Jahr zu Corona-Schäden Leistungen von gesamthaft rund einer Milliarde Franken bezahlt haben.

Ball liegt beim Bundesrat

Um Firmen aus besonders betroffenen Branchen vor der nächsten Pandemie besser zu schützen, haben Vertreter der Bundesverwaltung und der Versicherungswirtschaft verschiedene Lösungsvorschläge erarbeitet. "Diese Ansätze beruhen auf dem Prinzip einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen Versicherungswirtschaft und Bund und wurden in den letzten Monaten intensiv mit Vertretern der Verwaltung diskutiert und feingeschliffen", sagte Beer.

Die Vorschläge wurden Bundesrat und Finanzminister Ueli Maurer und seinem Departement zur Prüfung vorgelegt. Noch im Frühling rechne man beim SVV mit einem Entscheid des Bundesrats dazu, wie es in dieser Frage weitergehe, hiess es.

Obligatorium: Ja oder Nein

Im Kern gehe es darum, dass die Privatversicherer einen Teil der Schadenlast im Pandemie-Fall etwa über einen Pool übernehmen, den Rest müsse der Bund berappen. SVV-Schätzungen zufolge bewegt sich der Gesamtschaden im Zuge eines sechsmonatigen Lockdowns in der Schweiz im Bereich von 10 Milliarden Franken.

Doch bis der Versicherungsschutz für Restaurants, Läden oder Kinos steht, seien noch zahlreiche Fragen zu klären, machte SVV-Direktor Thomas Helbling klar. Zu allererst sei entscheidend, ob es für den Aufbau einer solchen Lösung eine Verfassungsänderung brauche. "Wäre dies der Fall, dann würde sich die Arbeit dazu stark in die Länge ziehen."

Entscheidend ist auch, ob sich Politik und Wirtschaft für oder gegen eine Lösung entschliessen, die auf Solidarität unter den Firmen und einem entsprechenden Versicherungsobligatorium basiert. Beim SVV spricht man sich für ein vor allem für die stark von Pandemien betroffenen Branchen geltendes Obligatorium aus. Am Ende müsse dies aber im politischen Prozess erörtert werden. "Wir Versicherer stehen für eine Lösung bereit", betonte Beer.

(AWP)