Das für die Schweizer Wirtschaft wichtigste Währungspaar EUR/CHF sank im asiatischen Handel bis auf 1,05435 und damit auf den tiefsten Stand seit rund 5 Jahren. Kurz nach 8 Uhr gab es dann allerdings wieder einen schnellen Anstieg auf den Stand von aktuell 1,0585. Noch stärker unter Druck als der Euro war zuletzt der US-Dollar. Dieser sank zum Franken bis auf 0,9183 Franken, erholte sich dann aber ebenfalls wieder auf zuletzt 0,9296.

Aufgrund der Dollar-Schwäche stieg der im frühen Handel bis auf 1,1495 US-Dollar, was der höchste Stand seit Februar 2019 war. Aktuell hat sich das Währungspaar aber wieder auf 1,1387 abgeschwächt.

Unter Druck neben dem Dollar sind auch Rohstoffwährungen wie der australische und der kanadische Dollar. Noch deutlicher fielen die norwegische Krone und der russische Rubel. So sank der Rubel zum Euro um acht Prozent. Er erreichte den tiefsten Stand seit Anfang 2016. Auch der US-Dollar gab zu vielen Währungen nach. Händler verweisen auf den Zinssenkungsspielraum der US-Notenbank. Zudem wird in den USA viel Schieferöl produziert.

Infektionszahl in China erreicht Plateau

"Die Verunsicherung ist hoch und die Perspektiven für Konjunktur und Märkte schwer abzuschätzen, zumal jetzt noch die Ölpreise kräftig fallen, nachdem sich die Opec und Russland nicht auf eine Förderkürzung einigen konnten", erklärten Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Obwohl in China die Infektionszahl ein Plateau erreicht zu haben scheint, rollt die Corona-Welle weiter und noch ist nicht abzusehen, wann dies ein Ende hat."

Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann hält bei grösseren Verwerfungen an den Finanzmärkten auch einen noch deutlicheren Rückgang des Dollarkurses für möglich. "Das grosse, langfristige Problem des Dollar könnte auf's Trapez kommen, die Auslandsverschuldung der US-Volkswirtschaft", heisst es in einem Kommentar. Es sei in einem extremen Szenario nicht ausgeschlossen, dass der Eurokurs über 1,30 Dollar steigt, so Leuchtmannn.

«Sie wollen nicht, dass es noch viel tiefer geht»

Die Sichtguthaben von Banken und Bund bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stiegen in der Woche zum 6. März auf 598,6 Milliarden Franken, wie die SNB am Montag mitteilte. In der Woche davor waren sie bereits auf 595,8 Milliarden Franken geklettert.

Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt interveniert, um den Franken gegenüber dem Euro zu schwächen. Die Zentralbank kauft Euro und schreibt den Banken den entsprechenden Franken-Betrag auf deren SNB-Konten gut. Die SNB wollte sich nicht äußern.

Angesichts der Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie flüchteten die Anleger in den vergangenen Wochen in traditionell sichere Häfen wie Gold oder den Franken. Ende Februar sank der Euro unter die Schwelle von 1,06 Franken und pendelte seitdem um diese Marke. Am Montag erreichte die Einheitswährung bei 1,0544 Franken den tiefsten Stand seit dem Frankenschock 2015. Die Notenbank des Landes setzt zur Abschwächung des Frankens auf Negativzinsen und Devisenmarkt-Interventionen.

 

 

"Die SNB hat sich auf Deviseninterventionen verlassen, um den Anstieg des Frankens zu verhindern, und sie haben eine Linie um den Wert von 1,06 gezogen", erklärte UBS-Währungsstratege Thomas Flury. "Sie wollen nicht, dass es viel tiefer geht." Die milliardenschweren Käufe am Devisenmarkt signalisieren, dass die SNB die Interventionen Zinssenkungen als Instrument zur Schwächung des Frankens vorzieht. Ein starker Franken bremst die exportabhängige Schweizer Wirtschaft.

Die Schweizer Währungshüter haben mit dem Verzicht auf Zinssenkungen bisher einen anderen Weg eingeschlagen als die US-Notenbank, die Bank of Canada und die Reserve Bank of Australia. Experten gehen davon aus, dass es die Schweizer Notenbank vorziehen dürfte, mit einem möglichen Zinsschritt mindestens bis zu ihrer routinemäßigen geldpolitischen Lagebeurteilung am 19. März zu warten. Mit minus 0,75 Prozent ist der Leitsatz in der Schweiz bereits jetzt der weltweit tiefste.

"Wenn der Franken schnell und auf ein hohes Niveau steigt, könnte die SNB die Zinsen senken, aber das ist nicht unser Hauptszenario", sagte Credit-Suisse-Ökonom Claude Maurer. Devisenmarkt-Interventionen seien leichter rückgängig zu machen als weitere Zinssenkungen. 

(AWP/Reuters)