Er könne aus "Gesundheitsgründen" das Amt nicht mehr ausüben, teilte der Schwiegersohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag auf Instagram mit. Auch in Kreisen des Ministeriums hieß es, der 42-Jährige werde zurücktreten. Die türkische Lira legte nach der Ankündigung zunächst um mehr als zwei Prozent zum Dollar zu.
Es war die zweite finanzpolitische Überraschung am Wochenende: Am Samstag hatte Erdogan Notenbank-Chef Murat Uysal ersetzt. Die Lira hat in diesem Jahr 30 Prozent zum Dollar nachgegeben. Am Freitag fiel sie auf ein neues Rekordtief.
Albayrak diente die vergangenen zwei Jahre als Finanzminister und war zuvor drei Jahre Energieminister. Sein Rücktritt kam für Experten und Abgeordnete überraschend. Der Vize-Vorsitzende der regierenden AK-Partei, Mehmet Mus, äußerte auf Twitter in einer ersten Reaktion die Hoffnung, dass Erdogan den Rücktrittsgesuch ablehnen werde. Albayrak habe wichtige Schritte zur Stärkung der Wirtschaft unternommen. Vize-Verkehrsminister Ömer Fatih Sayan sprach sich ebenfalls gegen einen Rücktritt aus. "Unser Land, unser Volk und unsere Gemeinschaft brauchen Sie", schrieb er an Albayrak gerichtet.
Erdogan hatte am Samstag Notenbank-Chef Uysal per Erlass durch Ex-Finanzminister Naci Agbal ersetzt. Während Analysten diesen Schritt begrüßten, kritisierte ihn die Opposition: Dadurch erhöhe sich der Einfluss Erdogans auf die Geldpolitik des Landes. "Was noch fehlte, war eine an die Partei angeschlossene Zentralbank, jetzt ist es soweit", sagte ein Abgeordneter der Republikanischen Volkspartei (CHP). Erdogan hatte Uysal Juli 2019 an die Spitze der Notenbank befördert, nachdem er dessen Vorgänger Murat Cetinkaya im Streit über aus seiner Sicht zu hohe Zinsen gefeuert hatte. Die nächste Zinsentscheidung steht am 19. November an.
Erdogan ist ein erklärter Zinsgegner. Er sieht sein Land in einem Wirtschaftskrieg gegen ein "Teufelsdreieck" aus Zinssätzen, Wechselkursen und Inflation. Der Präsident hatte sich von den von ihm maßgeblich mit angestoßen jüngsten Zinssenkungen mehr Anschubhilfe für die Wirtschaft erhofft. Die Krise der Lira wird durch eine hohe Inflation getrieben. Diese betrug zuletzt zwölf Prozent, während die Notenbank fünf Prozent anstrebt. Auch die stark geschmolzenen Währungsreserven der Türkei haben die Talfahrt beschleunigt. Zudem lasten Spannungen im Verhältnis zur EU und den USA sowie die Sorge über mögliche Sanktionen auf der Währung des Schwellenlandes.
(Reuters)