Trotz dieses Erdrutschsiegs bleibt der Nationalrat bürgerlich dominiert. In einigen Kantonen gehen die Gewinne der Grünen nämlich auf Kosten der SP. Diese muss den Verlust von 4 Sitzen hinnehmen und kommt noch auf 39 Sitze. Bleibt es dabei, verfügt das linke Lager aus SP und Grünen über rund einen Drittel der Stimmen im 200-köpfigen Nationalrat.

Auch Umweltanliegen lassen sich nicht ohne bürgerliche Unterstützung durchsetzen. Die Grünliberalen gewinnen zwar 8 Sitze und kommen auf neu 15 Sitze, doch auch damit ist der ökologische Block noch fast 20 Stimmen von einer Mehrheit entfernt.

SVP bleibt stärkste Partei

Mit Abstand stärkste Partei im Land bleibt die SVP. Sie verliert aber ihre 2015 zusätzlich eroberten 11 Mandate und kommt gemäss der Hochrechnung von gfs.bern im Auftrag der SRG noch auf 54 Mandaten. Die FDP hat nach dem Verlust von 4 Sitzen noch 29 Sitze.

Die CVP verliert zwar nur 2 Mandate und hält noch 26 Sitze. Der Verlust ist aber insofern historisch, als die Traditionspartei von den Grünen überholt wird und im Nationalrat auf den fünften Platz zurückfällt. Ein schwarzer Tag ist es auch für die BDP, die 4 Mandate verliert und mit 3 Sitzen keine Fraktionsstärke mehr hat.

In Wähleranteilen ausgedrückt kommt die SVP auf 25,6 Prozent (-3,8 Prozentpunkte), die SP auf 16,5 (-2,3), die FDP auf 15,5 (-0,9), die Grüne Partei auf 13 Prozent (+5,9), die CVP auf 11,8 (+0,2), die GLP auf 7,6 (+3) und die BDP auf 2,4 Prozent (-1,7).

Inzwischen liegen aus vielen Kantonen Schlussresultate vor. Im Kanton Graubünden holte das links-grüne Lager einen zweiten Sitz. Die FDP ist nach acht Jahren zurück in der grossen Kammer. Heinz Brand (SVP) und Duri Campell (BDP) wurden nicht wiedergewählt. Magdalena Martullo-Blocher schaffte die Wiederwahl hingegen problemlos.

Im Kanton St. Gallen holten Grüne und Grünliberale je einen Sitz, die SVP und die CVP verloren je einen, die SP und die FDP konnten ihre Sitze halten.

Jean-François Rime abgewählt

Im Kanton Freiburg gewannen die Grünen einen Sitz auf Kosten der SVP: Der bisherige SVP-Nationalrat Jean-François Rime wurde abgewählt. Auch im Kanton Neuenburg gewannen die Grünen einen Sitz auf Kosten der SVP.

Im Kanton Luzern holt die GLP den vor vier Jahren verlorenen Nationalratssitz zurück: Roland Fischer kehrt in den Nationalrat zurück. SVP und FDP müssen je ein Mandat abgeben. Im Kanton Thurgau erobern die Grünen den einzigen FDP-Sitz. Die SVP verliert zwar Wähleranteil, kann ihre drei Sitze aber halten.

Im Kanton Tessin eroberte die Grüne Partei erstmals in der Geschichte einen Sitz im Nationalrat. Die Lega verlor einen ihrer beiden Sitze: Roberta Pantani schaffte die Wiederwahl nicht.

Im Kanton Solothurn muss die SP einen ihrer beiden Sitze an die Grünen abgeben. Zudem wurde der Bisherige Philipp Hadorn von SP-Parteipräsidentin Franziska Roth verdrängt. Die SVP konnte ihre beiden Sitze halten, CVP und FDP verteidigen je einen Sitz.

Erste Nationalrätinnen

Im Kanton Zug hat die Alternative - die Grünen (ALG) den Nationalratssitz zurückerobert, den die Partei vor acht Jahren an die FDP abtreten musste. Erstmals schickt der Kanton eine Frau nach Bern. Auch der Kanton Obwalden schickt erstmals eine Frau nach Bern, die SVP-Vertreterin Monika Rüegger.

Die SVP konnte damit einen verlorenen Sitz zurückerobern. In Uri verliert die SVP hingegen ihren einzigen Nationalratssitz. Der 31-jährige CVP-Landrat Simon Stadler löst den Bisherigen Beat Arnold ab.

Verluste für FDP und SVP

Der Kanton Aargau wurde nicht von der grünen Welle erfasst. Grüne und GLP haben weiterhin je einen Sitz. SP und CVP gewannen je einen Sitz, die FDP und SVP verloren je einen. Die BDP musste ihren einzigen Sitz an die EVP abgeben.

In Appenzell Innerrhoden verteidigt die CVP ihren Sitz mit dem ehemaligen Regierungsrat Thomas Rechsteiner. Glarus schickt auch in den nächsten vier Jahren BDP-Chef Martin Landolt als einzigen Vertreter im Nationalrat nach Bern. Keine Veränderungen gibt es ausserdem in den Kantonen Schaffhausen, Schwyz, Nidwalden, Appenzell Ausserrhoden und Jura.

Für jene Kantone, für welche erst Hochrechnungen vorliegen, sind teils dramatische Sitzgewinne für die ökologischen Kräfte zu erwarten. In Zürich können die Grünen drei zusätzliche Sitze gewinnen, sie kämen neu auf fünf Sitze.

Die Grünliberalen könnten ebenfalls drei Sitze zulegen und damit insgesamt sechs Mandate holen. Im Kanton Bern können die Grünen gemäss Hochrechnung zwei Sitze zulegen.

(AWP)