"Ich hoffe, wir können das Projekt in den nächsten zwei bis drei Jahren abschliessen." Nach 13 Jahren übernimmt Deutschland am 1. Juli 2020 wieder den Vorsitz des Rates der Europäischen Union (EU).

Vor allem die Privatbanken rufen nach einer Bankenunion und einer gemeinsamen europäischen Einlagensicherung. Diese ist aber bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken heftig umstritten, weil sie ihre eigenen Institutsgarantien haben.

"Ich bin ein grosser Fan der Bankenunion", sagte Sewing. "Wir brauchen sie definitiv für Europa." Das Thema steht seit mehr als fünf Jahren auf der Agenda, ist aber wegen Widerständen dagegen bislang nicht weit gekommen.

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hatte Anfang November in der Debatte um eine EU-Einlagensicherung allerdings Kompromissbereitschaft gezeigt und die Steine wieder ins Rollen gebracht. Er verspricht sich davon stärkere Banken.

Sewing plädierte in Davos auch für ein Ende der aktuellen Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). "Die Kluft zwischen den Menschen, die von dieser Art der Geldpolitik profitieren, und denen, die überhaupt keinen Nutzen haben, weil sie Geld verlieren, wird immer grösser."

Die EZB habe den Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes verpasst. "Irgendwann muss man diesen Teil der negativen Zinssätze verlassen, und wir sind an einem Punkt, an dem die Geldpolitik an ihre Grenzen stösst".

Die EZB-Währungshüter treffen sich am Donnerstag erstmals in diesem Jahr. Im Fokus steht die von der neuen Präsidentin Christine Lagarde geplante Strategieüberprüfung.

mk

(AWP)