Kurz nach 12 Uhr am Mittwoch sprang der Kurs von 1,2525 bis auf 1,2649 Franken pro Euro und durchbrach damit erstmals seit Mai 2011 die Schwelle von 1,26 Franken. Letztmals hatte sich der Franken im Januar dieses Jahres ähnlich stark abgeschwächt. Damals markierte er bei 1,2570 das bisherige Jahrestief. Erst am Donnerstagmorgen beruhigte sich das Geschehen wieder. Derzeit notiert der Euro wieder deutlich unter 1,26.

Unter den Devisenhändlern herrscht über diese jüngsten Verwerfungen auf den Devisenmärkten Ratlosigkeit. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass Aussagen von SNB-Präsident Thomas Jordan an einer Veranstaltung in Frankfurt am Vorabend zu diesen Bewegungen geführt habe. Bereits am Dienstagabend war der Kurs auf 1,2570 geklettert.

Eine Anpassung gehört genauso wie negative Zinsen zu den grundsätzlichen Möglichkeiten, wenn das notwendig ist", sagte Jordan gemäss Reuters beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Allerdings sind solche Aussagen von Jordan weder neu noch Aufsehen erregend.

Erhöhung der Untergrenze «derzeit keine Option»

Denn gleichzeitig fügte Jordan an, dass dies derzeit keine Option sei. Die Nationalbank hatte im September 2011 im Kampf gegen die Aufwertung der heimischen Währung ein Mindestniveau des Euro zum Franken von 1,20 CHF festgelegt und verteidigt diese Schwelle bislang mit Erfolg - teils mit massiven Interventionen am Devisenmarkt.

Jordan bekräftige am Dienstagabend zudem, dass derzeit nicht geplant sei, den Mindestkurs aufzugeben, da wegen der in vielen Währungsräumen weiter ungelösten Wirtschaftsprobleme immer noch viele Investoren den Franken als sichere Anlage betrachteten und den Kurs am Devisenmarkt hoch hielten. "Der Mindestkurs hat Gültigkeit, so lange die Nationalbank das für notwendig hält."

Negative Leitzinsen, wie sie aktuell von der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Schuldenkrise und eine Kreditklemme in südeuropäischen Ländern erwogen werden, lehnt Jordan nicht grundsätzlich ab - im Gegenteil: "Wir haben nie ausgeschlossen, dass wir negative Zinsen einführen könnten. Das gehört zum Arsenal, das wir bis jetzt nicht verwendet haben." Auch das ist keine neue Aussage des SNB-Präsidenten.

Wie weiter?

Uneinigkeit herrscht auch bei den Devisenexperten der beiden Schweizer Grossbanken, was die weitere Entwicklung des Frankens betrifft. Nach Ansicht der Analysten der Credit Suisse ist der Franken gegenüber dem Euro weiterhin überbewertet und die Experten erwarten einen Anstieg in Richtung 1,28 Franken. Die UBS sieht hingegen derzeit keinerlei Gründe für einen stärkeren Euro. Sie bleibt bei ihrer Meinung, dass sich der Euro-Franken-Kurs mittelfristig wieder gegen 1,23 Franken abschwächt.

Die Zürcher Kantonalbank dagegen sieht mit 1,2575 charttechnisch eine wichtige Marke durchbrochen. Ohne diese "Gegenwehr" sind weitere Avancen bis zuerst 1,2640 möglich, und "neuer Zielkurs bei Erfolg über 1,2575 wird 1,2730".