Durchgelassen würden Diplomaten und Lastverkehr, teilte der Grenzschutz mit. Zuvor hatten Bürger aus Belarus an den Grenzübergangsstellen darüber geklagt, dass sie nicht in ihre Heimat zurückkehren könnten. Die Entscheidung des Grenzschutzes war auch insofern überraschend, als die Behörden die Gefahr durch die Atemwegserkrankung Covid-19 seit Monaten kleinreden.

Lukaschenko hatte die Coronavirus-Pandemie als eine "Psychose" bezeichnet. Offiziell hatte Belarus bis Donnerstag 96 529 Corona-Infizierte, 85 332 galten als genesen. Die Zahl der Coronavirus-Toten lag nach offizieller Darstellung bei 973. Ärzte in Belarus halten diese Zahlen für geschönt.

Es galt als wahrscheinlich, dass es eher politische Gründe für die Grenzschliessung gab. Die Beziehungen von Belarus zu allen vier Nachbarn sind gespannt, seit sie Lukaschenko nicht mehr als Präsidenten anerkennen. Mit Russland, das extrem hohe Infektionszahlen hat und Lukaschenko unterstützt, funktioniert der Grenzverkehr.

Litauen habe auf diplomatischem Weg keine Warnungen erhalten, sagte Aussenminister Linas Linkevicius im Radio. Er bezweifelte, dass die Pandemie der Hauptgrund für die Grenzschliessung sein könnte. "Diese Situation hat uns wirklich überrascht", sagte Rustamas Liubajevas, der Leiter des litauischen Grenzschutzes, der Agentur BNS zufolge.

Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja meinte, dass die Grenzschliessung ein Zeichen für die Schwäche Lukaschenkos sei. "Er trifft undurchdachte Entscheidungen, weil er in Panik ist", sagte die 38-Jährige in ihrem Exil in der EU. Die Demokratiebewegung in Belarus, die seit Monaten gegen Lukaschenko protestiert, sieht Tichanowskaja als wahre Siegerin der Präsidentenwahl vom 9. August./mau/DP/fba

(AWP)