Es bestünden Anhaltspunkte, dass die Bucher AG Langenthal und die Brenntag Schweizerhall AG beim Vertrieb von Adblue die Kunden unter sich aufgeteilt hätten, teilte die Weko am Donnerstag in einem Communiqué mit. Dies wäre ein Verstoss gegen das Kartellgesetz.

In einer Untersuchung wollen die Wettbewerbshüter nun prüfen, ob der Mineralöl- und Schmierstoffhändler Bucher Motorex und der weltgrösste Chemikaliengrosshändler Brenntag hierzulande verbotenerweise Absprachen getroffen haben.

Beide seien bedeutende Player beim Vertrieb von Adblue in der Schweiz, sagte Weko-Vize-Direktor Patrik Ducrey auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Markt wachse, weil die neuesten Dieselmotoren in Autos und Lastwagen Adblue zur Abgasreinigung einsetzen würden. Kunden der beiden Firmen seien unter anderem Tankstellenbetreiber und grosse Transportunternehmen, die Adblue für ihre Camions bräuchten.

KEIN ZUSAMMENHANG MIT DIESELSKANDAL

Die Untersuchung der Weko habe aber keinen Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal, sagte Ducrey. Adblue steht im Zentrum des Abgas-Skandals: Weil Autohersteller wie VW zu kleine Adblue-Tanks in ihre Autos eingebaut haben, haben sie eine Betrugssoftware erfunden, um den Verbrauch zu senken.

Mit der Betrugssoftware halten die Dieselautos zwar auf dem Prüfstand die Schadstoffgrenzwerte ein, weil dort genügend Adblue eingespritzt wird. Im Alltag regelt die Software indes den Adblue-Konsum herunter, womit die Fahrzeuge ein Vielfaches an Stickoxid ausstossen. VW hat wegen des Skandals Milliardenbussen in den USA kassiert.

Adblue besteht zu einem Drittel aus Harnstoff und zu zwei Dritteln aus destilliertem Wasser. Es zersetzt rund 90 Prozent der schädlichen Stickoxide zu Wasser und Stickstoff.

200 AUSLÄNDER ERWISCHT

Aber nicht nur Dieselautos machten Schlagzeilen, sondern auch Diesellastwagen. In der Schweiz wurden in diesem Jahr bei über 10'000 Kontrollen fast 200 Camions erwischt, die mit illegalen Geräten oder Software zur Adblue-Manipulation unterwegs waren, wie Sprecher Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) sagte.

Die Sünder stammten allesamt aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa. Kein einziger Schweizer Lastwagen sei erwischt worden. Die Kontrollen zeigten Wirkung, sagte Rohrbach.

Die Schweiz sei nicht das einzige Land, das gegen Abgasmanipulateure vorgehe. Scharf kontrolliert werde in Polen. Auch Deutschland führe Kontrollen durch. Die Behörden würden sich international austauschen. Das spreche sich bei den Lastwagenbetreibern herum.

Solche Abgasmanipulationen sind nicht ganz billig: Für einen modernen Motor der Schadstoffklasse Euro 5 und Euro 6 koste das rund 1000 Franken, sagte Rohrbach. Wenn ein Chauffeur erwischt werde, müsse er vor Ort 900 Franken an die Polizei zahlen. Zudem werde der Lastwagen stillgelegt, bis er wieder vorschriftskonform sei. "Der fährt keinen Meter mehr", sagte Rohrbach.

(AWP)