Auf der Schiene wurden im Vergleich zum ersten Semester des Vorjahrs 3,7 Prozent weniger Waren transportiert. Damit konnte sich das zwischen 2013 und 2018 beobachtete Wachstum auf der Schiene nicht fortsetzen, wie aus dem am Donnerstag vom Bundesamt für Verkehr (BAV) veröffentlichten Bericht hervorgeht.

Beim Alpentransit auf der Strasse waren die Rückgänge nicht einheitlich: Im San Bernardino wurde ein Minus von 7,7 Prozent verzeichnet, im Gotthard - mit einem Anteil von 57,6 Prozent der meistgenutzte Übergang - eine Verringerung um 3 Prozent. Im Grossen St. Bernhard wurden dagegen 1,6 Prozent mehr Brummis gezählt und im Simplon sogar 8,5 Prozent.

"Höchst problematische Entwicklung"

Die Verlagerung am Simplon von der Bahn auf die Strasse stellt nach Ansicht von Mathias Reynard, Vorstandsmitglied der Alpen-Initiative, eine höchst problematische Entwicklung dar: "Die Situation auf dem Simplon ist umso kritischer, da der Simplonpass der einzige Alpendurchgang der Schweiz ist, durch welchen Gefahrengüter transportiert werden können", betonte er in einer Stellungnahme.

"Diese Gefahrguttransporte sind eine tickende Zeitbombe für Anwohnerinnen und Anwohner sowie für die Umwelt. (...) Gefahrgut muss auf der Schiene transportiert werden." Die Alpen-Initiative hoffe, dass die Vorschläge des Bundesrates, welche im nächsten Verlagerungsbericht publiziert werden, dieser Forderung nachkomme.

Ein Viertel hat drei Stunden Verspätung

Die vereinzelten Zunahmen im Strassenverkehr korrelieren ungefähr mit Rückgängen beim Schienenverkehr. Der Simplon zeigt mit einem Minus von 9,4 Prozent auch hier die grösste Veränderung. Hauptgrund für die Rückgänge insgesamt sind neben der schlechten Konjunktur die zahlreichen Baustellen. Viele Massnahmen zur Erstellung des 4-Meter-Korridors werden gemäss BAV bei laufendem, eingleisigem Betrieb vorgenommen.

Das wiederum führt zu Verzögerungen: Nur 42,8 Prozent der Züge verkehrten pünktlich. Über ein Viertel (28,6 Prozent) verzeichneten Verspätungen von über drei Stunden. Aber auch eingeschränkte Ressourcenverfügbarkeit bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen sind gemäss BAV für die mangelhafte Qualität verantwortlich: Lokführer und Rollmaterial (Lokomotiven) werden dringend benötigt.

Der Bundesrat will Gegensteuer geben: Im Herbst wird er den Verlagerungsbericht 2019 verabschieden, in dem das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) Massnahmen vorstellt, welche die Schiene weiter stärken. Geplant sind unter anderem Preissenkungen. Es sei zu hoffen, dass die Uvek-Massnahmen dazu führten, dass das Verlagerungsziel endlich erreicht werde, erklärte Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, am Donnerstag.

(AWP)