Wer bei Grieder am Zürcher Paradeplatz einkaufen will, bekommt erstmal einen Hinweis: "Aufgrund des unstabilen Schweizer Frankens passen wir unsere Preise auf nicht reduzierte Artikel dauernd an." Auch bei Digitec in Zürich-West fehlen die Preise: Was die importierten Elektronikgeräte kosten, muss der Kunde erfragen. Andere Zürcher Geschäfte wiesen vor einigen Wochen noch sichtbar auf den 20-Prozent-Rabatt hin. Heute heisst es nur noch "Euro-Rabatt", aber ohne Angabe, wie gross dieser sei.

Die Franken-Euro-Parität, wie sie Mitte Januar de facto bestand, machte es dem Handel zunächst leicht: 20 Prozent gingen viele Geschäfte runter, auch unter dem Druck der Öffentlichkeit. Die Konsumenten waren nicht bereit, trotz gesunkenem Kurs den Importeuren die Ware teurer abzukaufen, wie das 2011 der Fall gewesen war, als der Kurszerfall des Euros so richtig einsetzte. Der Handel merkte, dass potenzielle Kunden sonst in die Nachbarländer fahren, oder ihre Einkäufe im Internet erledigen.

Seit dem 15. Januar, als die Schweizerische Nationalbank den Euro-Franken-Kurs unerwartet freigab, ist der Franken allerdings deutlich schwächer geworden. Nach den ersten Extrem-Ausschlägen bis 0,85 Rappen am selben Tag hat sich der Kurs von gut 0,98 Rappen auf jüngst 1,08 Franken gesteigert.

Der Euro-Franken-Kurs in den vergangenen drei Monaten (Quelle: cash.ch, Stand 20.2.15).

Im Hinblick auf eine mögliche weitere Abschwächung des Frankens stellt sich zwangsläufig die Frage: Sind die Preissenkungen ab einem bestimmten Wechselkurs schon bald wieder Geschichte?

Verschiedene Detailhändler antworten auf diese Frage, keine interne Euro-Schwelle zu haben. Doch der Euro-Kurs ist seit dem 15. Januar ein permanentes Thema zwischen den Warenhäusern und ihren Lieferanten, wie Globus-Sprecherin Nirmala Alther gegenüber cash einräumt: "Kursanpassungen sind allgegenwärtiger Bestandteil  der laufenden Verhandlungen mit unseren Lieferanten." Coop-Sprecherin Denise Stadler sagt zu diesem Thema: "Sollte sich der Euro längerfristig wieder aufwerten, dann wird es wieder Verhandlungen mit den Lieferanten geben."

Das heisst indirekt: Wird der Franken gegenüber dem Euro nochmals deutlich billiger, schwächt dies die Verhandlungsposition der Schweizer Händler und die Preise könnten wieder spürbar anziehen.

Schaufenster des Kleidergeschäfts Grieder in Zürich am 20.2.15 (Quelle: cash.ch).

Allerdings geschehen Preisanpassungen – nach unten und nach oben – immer mit einem Verzögerungsmoment. Im Non-Food-Bereich geht es langsamer vor sich, weil Lagerbestände vorhanden sind. Bei den Lebensmitteln sind die Preise hingegen flexibler, da sie sich stärker nach den aktuellen Marktpreisen richten. Doch die Erfahrung und auch das Beispiel der Benzinpreise zeigen: Allgemein werden Preise viel schneller erhöht als gesenkt.

Noch immer eine Hochpreisinsel

Obwohl die Preise für diverse Waren seit dem Franken-Schock stark gesunken sind, ist die Schweiz noch immer eine Hochpreisinsel. Gerade Produkte aus den Bereichen Kosmetik, Zeitschriften oder Kleider sind häufig überteuert, wie die Stiftung für Konsumentenschutz auf ihrer Webseite schreibt. Sie empfiehlt Konsumentinnen und Konsumenten deshalb, die Preise regelmässig zu vergleichen (zum Beispiel auf dieser Seite). Zudem arbeiten Konsumentenschützer an der eidgenössischen Volksinitiative "für faire Importpreise".