Das schwierige Anlageumfeld macht auch Hilfswerken und anderen Spendenorganisationen zu schaffen. Weil viele Schweizer Förder-Stiftungen aufgrund der tiefen Zinsen weniger verdienen, fallen ihre gemeinnützigen Zuwendungen geringer aus als in füheren Jahren, sagt der unabhängige Fundraising-Spezialist Andreas Cueni zu cash. Auch den Kirchen – ein weiterer wichtiger Spendenzahler – brechen zunehmend die Einnahmen weg, weil ihnen die Mitglieder davonlaufen.

Gut möglich also, dass das Schweizer Spenden-Gesamtvolumen im laufenden Jahr gegenüber 2015 stagniert oder etwas zurückgeht. Damals war es auf ein neues Rekordhoch von 1,8 Milliarden Franken gestiegen. Grossen Einfluss auf solche Zuwächse haben auch Unglücke oder Naturkatastrophen, die heuer bislang ausgeblieben sind.

Unverändert bleibt aber, dass Zahlungen von Privatpersonen den grössten Teil am Spendenvolumen ausmachen. Zwei von drei Spendenfranken erhielten die zertifizierten Hilfswerke 2015 von privaten Haushalten. "Spenden hat in der Schweiz eine lange Tradition. Der Durchschnittsbetrag pro Haushalt beträgt mehrere hundert Franken", sagt Martina Ziegerer von der Stiftung Zewo (Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Spenden sammelnde Organisationen).

Steuerliche Anreize

Spenden an gemeinnützige Institutionen sind bei Schweizerinnen und Schweizern auch deshalb beliebt, weil sie von der Steuer abgesetzt werden können, wie der folgende Ausschnitt aus der Zürcher Steuererklärung zeigt. Im Kanton Zürich zum Beispiel gibt es mehr als 5000 Institutionen, die ganz oder teilweise steuerbefreit sind. Auch Abzüge von Beiträgen an Parteien oder Gewerkschaften werden vielerorts akzeptiert.

Bei der direkten Bundessteuer muss der Spendenbetrag 100 Franken erreichen und darf 20 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen, was auch in den meisten Kantonen gilt. In jedem Fall müssen die entsprechenden Belege aufbewahrt werden. Die Hilfsorganisationen und andere Spendenempfänger stellen einen Beleg über die Höhe der entrichteten Beträge in der Regel rechtzeitig zu.

 

Punkt 22.2: Spenden können in der Steuererklärung hier angegeben werden (Quelle: steueramt.zh.ch)

Wichtige Anlaufstelle beim Spenden ist die Zewo. Sie bringt Ordnung ins Dickicht der Hilfswerke und Spendenorganisationen. Besonders hilfreich sind der Zewo-Spendenratgeber und das Verzeichnis der Organisationen mit Gütesiegel. Als wichtigste Spendentipps nennt die Zewo folgende:

  • Unterstützen Sie wenige, aber ausgewählte Organisationen, die Ihnen am Herzen liegen
  • Achten Sie auf vertrauenswürdige Hilfswerke mit dem Zewo-Gütesiegel
  • Unterstützen Sie ein Hilfswerk längerfristig. Das ermöglicht wirksame Hilfe
  • Informieren Sie sich vor der Spende über unseriöse Organisationen (mehr dazu hier) und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
  • Viele statt wenige: Richten Sie Ihre Spende eher an ein Projekt als an ein einzelnes Kind

Die grosse Auswahl an Non-Profit-Organisationen in der Schweiz ist für Spender ein Vorteil, ist Experte Andreas Cueni überzeugt. So könne man seinen Interessen entsprechend vorgehen. Wer an der Seriosität eines Anbieters zweifelt und kein Zewo-Gütesiegel findet, solle einen Blick in den Jahresbericht werfen, so Cueni.

Konkurrenzkampf nimmt zu

Für die Hilfswerke ist die Situation in den letzten Jahren indes nicht einfacher geworden: Wegen der steuerlichen Spezialbehandlung und des tiefen bürokratischen Aufwands ist die Schweiz für Spendenorganisation sehr attraktiv. Und so kämpfen immer mehr Anbieter um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Zudem werde es in der lauter werdenden Konsumwelt zusehends schwieriger, sich Gehör zu verschaffen, sagt Zewo-Geschäftsleiterin Martina Ziegerer.

Darauf reagieren viele Spendenorganisationen mit mehr Professionalisierung, die sich beispielsweise bei Sammelaktionen an stark bevölkerten Standorten manifestiert. Oder sie benutzen für das Fundraising zunehmend auch digitale Kanäle. Das schlägt sich aber noch nicht nieder in der Art und Weise, wie Geld gespendet wird. Laut der letzten Zewo-Spendenstatistik gehen immer noch 99,4 Prozent aller Spenden über die klassischen Kanäle wie Banküberweisungen, Lastschriftenverfahren oder Bargeld ein. Auch sei die Kostenstruktur Organisationen stabil geblieben, so Ziegerer: "80 Prozent der Einnahmen werden für das Projekt eingesetzt, 20 Prozent für Administration und Fundraising."