"Massnahmen Ja, Schliessungen Nein", schreibt der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse am Mittwoch in einer Stellungnahme. Die vom Bundesrat ergriffenen Massnahmen seien angesichts der hohen Fallzahlen und der stark steigenden Belastung der Gesundheitseinrichtungen unausweichlich. Sie seien aber im Vergleich zu einem Lockdown tragbar.

Die Wirtschaft fürchtet sich vor erneuten Betriebsschliessungen. Eine Teilstilllegung der Wirtschaft gelte es insbesondere mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft und die Wintersportsaison unbedingt zu verhindern, macht Economiesuisse klar. Sollten die vorweihnächtlichen Umsätze wegbrechen, dann sei eine Konkurswelle unvermeidbar.

Auch für den Arbeitgeberverband sind die Verschärfungen "notwendig zur Abwendung eines Lockdown", wie er in einer eigenen Stellungnahmen schreibt. Die Verschärfungen seien aber einschneidend und für die Wirtschaft schmerzhaft. Der Verband fordert deshalb "rasch wirksame Nothilfen" für Härtefälle in Wirtschaftszeigen, welche mit diesen Massnahmen an den Abgrund gedrängt würden.

Gewerbe begrüsst Schnelltests

Die Verschärfungen der Corona-Regeln seien notwendig, denn die Zahl der Neuinfektionen müsse sinken, schreibt auch der Dachverband der KMU der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) Swissmechanic. Auch in der MEM-Branche spricht man sich entschieden gegen einen zweiten Lockdown aus. Ein Slowdown ist besser als ein Lockdown, heisst es.

Der Gewerbeverband begrüsste die Einführung der Schnelltests. Damit erfülle der Bundesrat eine Forderung des Gewerbes, schrieb er. Die schnellen Tests trügen dazu bei, "unnötige Quarantäneaufenthalte" zu verhindern oder diese zu verkürzen.

Gleichzeitig verlangt er, dass die Härtefallregelung bereits ab 1. Dezember in Kraft gesetzt wird. Die Hilfe an Unternehmen müsse rasch erfolgen, schreibt der Verband.

Kontrolle der Schutzkonzepte

Von Seiten der Gewerkschaften wird die schärfere Gangart des Bundesrats ebenfalls begrüsst. Damit das Gesundheitssystem nicht überlastet werde, brauche es zusätzliche Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie, hält der Schweizerischer Gewerkschaftsbund (SGB) fest.

Die Hauptinfektionsherde befänden sich ausserhalb der Arbeitswelt, was auch mit den von den Firmen erstellten Schutzkonzepten zusammenhänge, schreibt der SGB weiter. Umso wichtiger sei es, vermehrt Kontrollen durchzuführen und "schwarze Schafe" auszumachen, damit alle Firmen über wirksame Schutzkonzepte verfügen.

Sorgen bereiten dem SGB der mit der zweiten Corona-Welle wachsende Druck auf die Wirtschaft und damit verbundene Entlassungen. Eine Entlassungswelle müsse mit flankierenden Massnahmen wie der Absicherung der Löhne und der Arbeitsplätze verhindert werden, lautet die Forderung.

Für die von der Pandemie stark betroffenen Branchen wie die Gastronomie oder den Event- und Kulturbereich braucht es rasch umsetzbare Härtefallregeln. Da sieht der Gewerkschaftsbund auch die Kantone in der Pflicht. Sie müssten bereits heute die gesetzlichen Grundlagen für Beihilfen sowie allfällige Überbrückungsbeiträge schaffen.

Ins gleiche Horn bläst der Dachverband der Arbeitnehmenden Travail.Suisse: Es brauche Kontrollen zu den Schutzkonzepten der Firmen und bei Nichteinhaltung seien Sanktionen nötig. "Wir fordern, dass alle Unternehmen ab vier Angestellten ein Schutzkonzept erarbeiten und umsetzen müssen", sagt Travail.Suisse-Präsident Adrian Wüthrich laut Mitteilung. Die Kantone müssten diese Konzepte konsequenter kontrollieren.

Pessimismus bei Sport und Kultur

Pessimistischer klingt es bei den Sportverbänden und den Kulturschaffenden: Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League (SFL), war angesichts der jüngsten Entwicklung der Pandemie zwar nicht überrascht über den Entscheid. "Dennoch ist es ein schwarzer Tag für den Schweizer Fussball", sagte Schäfer in einer ersten Reaktion. "Die Massnahmen sind einschneidend, die Schweizer Profiklubs befinden sich in einer ganz schwierigen Lage."

Für Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer der Swiss Music Promoters Association (SMPA), entspricht die Limite von 50 Personen "de facto einem Berufsverbot für die meisten Veranstaltenden und schlussendlich auch für die Kulturschaffenden". Um Konzerte oder Aufführungen kostendeckend durchführen zu können, brauche es mehr Publikum, sagte er auf Anfrage.

Für den Kultursektor bedeuteten diese Massnahmen also eine weitere Leidenszeit und mangelnde Planungsmöglichkeiten. Die Kulturbranche fühle sich "ohnmächtig". Die Kurzarbeit für Angestellte sowie der Corona-Erwerbsersatz für Selbstständige und arbeitgeberähnliche Personen müsse uneingeschränkt weitergeführt werden. "Es darf nicht sein, dass es auf einmal heisst: ihr könnt ja wieder arbeiten, halt nur mit 50 Personen im Publikum", sagte Breitenmoser.

Für GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer ist die Sperrstunde für Restaurants akzeptabel, wie er gegenüber Radio SRF sagte. Für Bars komme dies jedoch einer behördlichen Schliessung gleich.

mk/cf

(AWP)