Nach Bundesanwalt Michael Lauber im letzten Jahr nimmt nebst Marty, gegen den ein Strafverfahren läuft, auch Generalsekretär Mario Curiger den Hut. Die Bundesanwaltschaft bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA Informationen von Tamedia-Medien in einer Mitteilung.

Curiger und Marty würden die Behörde auf eigenen Wunsch in den nächsten Monaten verlassen, erklärte die Bundesanwaltschaft. Die Abgänge erfolgten unabhängig voneinander.

Zu den Gründen der Abgänge erklärte die Bundesanwaltschaft am Samstag, dass während einer Übergangs- und Transitionsphase Abgänge auch unter Kaderangestellten nichts Ausserordentliches seien. Der Wunsch nach persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung sei in beiden Fällen nachvollziehbar und zu respektieren, hiess es in der Mitteilung. Die Regelung der Nachfolge sei in die Wege geleitet worden.

In der Geschäftsleitung der obersten Schweizer Strafverfolgungsbehörde verbleiben damit noch zwei Mitglieder. Es handelt sich um die beiden stellvertretenden Bundesanwälte Ruedi Montanari und Jacques Rayroud. Die beiden stellvertretenden Bundesanwälte sowie ihre Behörde bedauerten in der Stellungnahme die Abgänge.

Verfahren gegen Marty eröffnet

Kommunikationschef Marty geriet ins Visier des ausserordentlichen Bundesanwalts Stefan Keller. Dieser eröffnete im Zuge von Vorwürfen rund um Ermittlungen gegen den Weltfussballverband Fifa gegen Marty ein Strafverfahren, wie der "Tages-Anzeiger" publik machte. Keller sagte zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA lediglich, dass er über den Stand des Verfahrens aus ermittlungstaktischen Gründen zurzeit keine Auskunft erteilen könne. Von Marty lag keine Stellungnahme vor.

Marty soll 2017 der Zeitung zufolge während laufenden Ermittlungen der Bundesanwaltschaft rund um die Fifa bei einem umstrittenen Treffen zwischen dem damaligen Bundesanwalt Michael Lauber und Fifa-Präsident Gianni Infantino anwesend gewesen sein. Gemäss früherer Aussagen konnte sich jedoch keiner der Beteiligten an dieses Treffen erinnern.

Die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft hatte im Juni 2020 Keller als ausserordentlichen Staatsanwalt damit beauftragt, Strafanzeigen gegen Lauber, Fifa-Präsident Infantino sowie weitere Personen im Zusammenhang mit mutmasslichen Ungereimtheiten bei den Fifa-Ermittlungen zu prüfen. Der Vorwurf lautet auf Amtsmissbrauch respektive Anstiftung zum Amtsmissbrauch.

Neuer Job ab Herbst

Marty übernimmt ab dem 1. September bei den SBB die Leitung der Kommunikation Personenverkehr. Ein Firmensprecher bestätigte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen entsprechenden Beitrag der "SonntagsZeitung". Es sei bekannt gewesen, dass gegen Marty ein Strafverfahren laufe, hiess es.

Natürlich habe man sich darüber Gedanken gemacht, doch es gelte die Unschuldsvermutung, teilte die SBB-Medienstelle mit. Marty habe sich in einer offenen Stellenausschreibung durchgesetzt.

Stelle weiter vakant

Die Stelle des Bundesanwalts ist zurzeit vakant. Der ehemalige Bundesanwalt Lauber bot nach monatelanger Kritik an seiner Amtsführung und möglichen Ermittlungsfehlern im Verfahrenskomplex zur Fifa seinen Rücktritt an und reichte darauf seine Kündigung ein.

Lauber schied per Ende August 2020 vorzeitig aus dem Amt aus. Die parlamentarische Gerichtskommission hat nach zwei Ausschreibungen bislang keine Kandidatur für Laubers Nachfolge gefunden. Sie will den Posten ein drittes Mal ausschreiben.

(AWP)