Der Kommentator der Tamedia-Zeitungen schreibt von einem Fiasko. Die Zeit sei gekommen, sich von der Idee einer besonderen Beziehung zu den USA zu verabschieden. US-Präsident Donald Trump wolle die Schweiz im Gegenteil unter Druck setzen und von ihr profitieren. Die als Sonderfall inszenierte Schweiz stehe recht allein da. Wenn eine Supermacht das Chaos zum Prinzip erhebe, habe ein Kleinstaat nicht viel Spielraum. Die Schweiz müsse sich wohl oder übel mit der «Willkürmaschine in Washington» arrangieren. Und sich stärker auf verlässliche Partner ausrichten, allen voran Brüssel.
Steigender Druck
Die Online-Plattform Watson konstatierte steigenden Druck auf die Schweiz. Die Trump-Welt strapaziere das Erfolgsmodell, obwohl der Bundesrat nichts ausgelassen habe, um sich «einzuschleimen». Noch funktioniere das Erfolgsmodell, sich mit allen irgendwie zu arrangieren. Die Schweiz drohe aber unter die Räder zu kommen.
Die « Luzerner Zeitung» stellt die Frage, ob die Diplomatie nicht ausreichend geblufft habe. Nach dem ersten Gespräch von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter mit Trump sei der Eindruck entstanden, die Schweiz sei «klein, aber einflussreich». Nun führe Trump der Schweiz vor Augen, wie wichtig eine Welt mit Regeln zur Konfliktlösung sei, so wie sie der Bundesrat mit der EU ausgehandelt habe.
Marignano-Vergleich
Die Online-Ausgabe des «Blick» titelte den Kommentar mit «die grösste Niederlage seit Marignano». Politische Einigkeit sei gefragt und zuverlässige Partner. Die Reihen müssten geschlossen werden, sonst seien die fetten Jahre vorbei. Die Rechte müsse sich mit der Annäherung an die EU abfinden, die Linke den Kampf gegen Freihandelsabkommen aufgeben.
Die Online-Ausgabe der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps» stellte fest, dass eine lange Reihe ökonomischer Argumente bei einem anderen US-Präsidenten verfangen haben könnte, nicht aber bei Trump. Immerhin sei die Schweiz der sechstgrösste Investor in den USA. Vorschnell hätten sich Politik und Wirtschaft hinsichtlich einer Lösung zuversichtlich gezeigt. Die besonderen Beziehungen hätten sich aber als Schimäre erwiesen. Heute nicht auf das Schlimmste vorbereitet zu sein, sei ein schwerer Fehler.
(AWP)
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Gegen Willkür und erratische Entscheidungen der grössten Wirtschaftsmacht sind Kleinstaaten machtlos. Auch grössere Verbände wie die EU oder Länder wie Japan und Indien kommen unter die Räder. Die Schweiz wäre auch mit einem Rahmenabkommen mit der EU als Nicht-EU-Mitglied gleich schlecht behandelt worden. Nun wegen Entscheide dieser unseligen Regierung gleich nach einem EU-Beitritt zu schreien, wie dies linke Politiker und Presse quasi fordern, löst das Problem überhaupt nicht. Dass eine solche Situation ausgenützt wird, um politischen Forderungen nach einem Beitritt Nachdruck zu verleihen, zeigt nur auf, wessen Geistes Kind diese Leute sind. Kühlen Kopf bewahren. Die Suppe wird nie so heiss gegessen wie sie gekocht wird.