Erst bei der Berichtstagsatzung am 19. Dezember «wird sich eine Einschätzung treffen lassen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist und ob ein Sanierungsplan erfüllt werden kann», erklärte Anwalt Stapf am Donnerstag in einer Stellungnahme gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Stapf ist am Mittwochabend zum Insolvenzverwalter der Dachgesellschaft des Signa-Firmengeflechts rund um den Tiroler Immobilieninvestor René Benko bestellt worden.

«Wir haben unverzüglich mit der Überprüfung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens begonnen», erklärte Stapf, der gemeinsam mit seinem Kanzleipartner Michael Neuhauser das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung überwacht. Die Signa Holding steht mit 5 Milliarden Euro in der Kreide.

Die Insolvenz der Signa Holding sei aufgrund ihrer Dimension und Komplexität anders gelagert als übliche Sanierungsverfahren. Mit Schulden von 5 Milliarden Euro ist es die grösste Insolvenz in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.

«Die eingehende Prüfung wird die volle Zeit bis zur ersten Berichtstagsatzung in Anspruch nehmen», erklärte Stapf, der bis dahin vorerst auch keine weiteren Stellungnahmen zum Verfahren geben will. Für ihn ist es nicht das erste grosse Insolvenzverfahren.

Gläubigerversammlung am 19. Dezember

Bei Signa sind für den 19. Dezember die erste Berichtstagsatzung und die erste Gläubigerversammlung anberaumt. Die Prüfungstagsatzung ist für den 29. Januar sowie die Sanierungsplantagsatzung für den 12. Februar geplant. Die Anmeldefrist für Gläubiger, denen die Signa Holding Geld schuldet, ist der 15. Januar 2024.

Das von Benko aufgebaute Immobilienimperium ist in der Nullzinsphase der vergangenen Jahre rasant gewachsen und hat vor allem Handelsimmobilien übernommen. Die Signa-Führung räumte am Mittwoch ein, dass die Investitionen in diesem Bereich nicht den erwarteten Erfolg gebracht hätten.

Grossbaustellen stehen still

Zur Unternehmensgruppe gehören zahlreiche Geschäftsimmobilien in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie der deutsche Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat. In Hamburg baut Signa gerade den 245 Meter hohen Elbtower. Das Projekt steht derzeit aber still, weil Signa sich die monatlichen Baukosten von kolportiert 25 Millionen Euro nicht mehr leisten kann.

Dasselbe gilt für mehrere Baustellen in Deutschland, wie etwa das Areal an der Alten Akademie in München. Wie es in Wien mit der Grossbaustelle Lamarr am früheren Leiner-Standort in der Mariahilfer Strasse weitergeht, ist unklar. Das Edelkaufhaus sollte 2025 eröffnet werden, bisher steht nur das Stahlbetongerippe.

Globus-Mutter will Gläubigerschutz

In der Schweiz hat die Muttergesellschaft der Magazine zum Globus AG, wie die Warenhaus-Gruppe heisst, ebenfalls beim zuständigen Gericht Antrag auf Nachlassstundung eingereicht. Mit dem Schritt soll verhindert werden, dass die schweizerische Signa Retail Selection AG in Abhängigkeit des Insolvenzverfahrens der österreichischen Muttergesellschaft gerät.

Signa Retail Selection werde von der Muttergesellschaft abgekoppelt und geordnet liquidiert, wie diese schon am Mittwochabend mitgeteilt hatte. Der Schritt ermögliche es, in Zusammenarbeit mit dem Sachwalter das Geschäft eigenverantwortlich und unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Gruppe geordnet und transparent abzuwickeln.

Die thailändische Central Group, die andere Globus-Besitzerin, hatte zuvor ihr Engagement bekräftigt. «Die Central Group ist weiterhin fest entschlossen, ihre europäischen Luxusgeschäfte unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Partner zu sichern und zu unterstützen», äusserte sich die Gruppe der schwerreichen Familie Chirathivat gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Wichtige Immobilien nicht in der Holding

Die wichtigsten Signa-Immobilien gehören nicht der Holding, sondern der Signa Prime Selection AG. Sie schrieb im Vorjahr laut offiziellen Unternehmenszahlen etwa eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte um etwa denselben Betrag abgewertet worden war.

Am (heutigen) Donnerstag wird eine mehr als 200 Millionen Euro schwere Anleihe dieser Gesellschaft fällig. Ob diese wichtige Einheit der Signa Gruppe sowie der Immobilienentwickler Signa Prime Development AG ebenfalls zahlungsunfähig werden, blieb bislang unklar.

(AWP)