Zurich-Chef Mario Greco schaltet auf Angriff. Mit dem Kauf des amerikanischen Schaden- und Unfallversicherungsgeschäfts von MetLife stemmt der Italiener die grösste Übernahme seiner fast fünfjährigen Amtszeit bei dem Schweizer Versicherungsriesen. Zusammen mit Farmers Exchanges legt Zurich 3,94 Milliarden Dollar auf den Tisch, wie das Züricher Unternehmen am Freitag mitteilte. Die MetLife-Sparte erwirtschafte rund zwei Drittel der Prämieneinnahmen mit Autoversicherungen, den Rest mit Hausversicherungen.

Zurich verstärkt sich damit in einem Marktsegment, das zuletzt von der Coronavirus-Krise profitierte. Denn die Massnahmen zur Eindämmung der Seuche hatten die Zahl der durch Verkehrsunfälle und Einbrüche ausgelösten Schadensfälle reduziert. In anderen Bereichen des Geschäfts litten Versicherer wie Zurich dagegen unter hohen Forderungen wegen der Absage von Veranstaltungen und Geschäfts-Schliessungen. "Es ist eine Akquisition, die sehr gut dem Trend auf der kommerziellen Seite entspricht, wo die Marktpreise anziehen", sagte Greco.

"Einzigartige Gelegenheit"

Zurich steuere 2,43 Milliarden Dollar und Farmers Exchanges 1,51 Milliarden Dollar zum Kaufpreis bei. Europas fünftgrösster Versicherer arbeitet seit langem mit Farmers Exchanges zusammen. Die Zurich-Tochter Farmers Group erbringt dabei nicht auf die Schadenabwicklung bezogene Dienstleistungen für Farmers Exchanges und erhält im Gegenzug eine Gebühr.

"Die Übernahme des US-Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft von MetLife ist eine einzigartige Gelegenheit, das Wachstum zu beschleunigen, und eine bedeutende Präsenz in allen 50 Bundesstaaten zu erzielen", sagte Farmers Group-Chef Jeff Dailey. Zurich erhalte zudem Zugang zu neuen Vertriebskanälen. Die Transaktion werde Zurich helfen, das bis 2022 angepeilte Wachstumsziel zu erreichen, so Greco.

Nettoprämien von 3,6 Milliarden Dollar

Nach der Transaktion steige Farmers zum sechstgrössten vom achtgrössten Privatkundenversicherer in den USA auf, erklärte Vontobel-Analyst Simon Fössmeier. Die Fähigkeit, hohe Dividenden auszuschütten, werde mit der Übernahme gestärkt. "Strategisch trägt sie jedoch nicht dazu bei, Zurichs Untergewichtung in Asien zu verbessern." An der Börse verlor Zurich bis am Nachmittag 2,3 Prozent. 

Das Geschäft von MetLife umfasst den Angaben zufolge Nettoprämien von 3,6 Milliarden Dollar und 3500 Mitarbeiter. Zurich erzielte vergangenes Jahr in der Schaden- und Unfallversicherung, die für rund zwei Drittel des Geschäfts steht, 34,2 Milliarden Dollar Prämieneinnahmen. Der MetLife-Bereich dürfte voraussichtlich ab dem ersten vollen Jahr nach Abschluss des Deals einen Gewinnbeitrag liefern und ab 2023 eine Kapitalrendite von etwa zehn Prozent erwirtschaften. Der Kaufpreis solle zu gleichen Teilen aus internen Mitteln und Hybrid-Schulden finanziert werden. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits im November von Insidern erfahren, dass Zurich über den Kauf der Sparte des US-Rivalen verhandelt.

Zurich springt mit dem Deal, der noch von den Aufsichtsbehörden abgesegnet werden muss und im zweiten Quartal 2021 über die Bühne gehen dürfte, auf das Übernahmekarussell in der Branche auf. So sind der dänischen Versicherer Tryg und die kanadische Intact Financial dabei, die britische RSA zu schlucken. Zudem kaufen die finnische Sampo und die südafrikanische Rand Merchant Investment die ebenfalls britische Hastings.

(Reuters)