Konzernweit kletterten die Bestellungen um 16 Prozent auf 9,8 Milliarden Dollar, wie das Schweizer Unternehmen am Donnerstag mitteilte. In den USA schossen die Orders gar um 37 Prozent hoch. Einen wichtigen Beitrag lieferte ein 600-Millionen-Dollar-Auftrag, zu dem ABB allerdings keine detaillierten Angaben machen wollte. Doch auch in der Breite florierte die Nachfrage in diesem wichtigsten Markt für den Siemens-Rivalen. «Wir sehen hohe Aktivitäten in allen Bereichen der Elektrifizierung und Automatisierung», erklärte Konzernchef Morten Wierod.
Ein wichtiger Abnehmer von Automatisierungs- und Elektrifizierungs-Ausrüstung sind Firmen, die Erdgas verflüssigen und mit Schiffen transportieren. Dazu kommen Rechenzentren, für die ABB unter anderem Ausrüstung für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung liefert. «Wir brauchen mehr Strom in den Vereinigten Staaten, weil die Nachfrage nach Strom schnell steigt, und dieser wird von Rechenzentren verbraucht, aber auch viele andere Branchen erhöhen ihren Energie- oder Stromverbrauch, weil sie sich von anderen Energiequellen abwenden.»
Rund die Hälfte des Geschäfts mit Rechenzentren erwirtschaftet das Unternehmen in den USA. Im zweiten Quartal zogen die Aufträge in dem Segment global zwischen zehn und 20 Prozent an. «Wir rechnen mit einer starken Performance auch für den Rest des Jahres und die kommenden Jahre», erklärte Wierod.
Vom Zoll-Streit spürt ABB nicht viel. Über 80 Prozent der in den USA verkauften Produkte stellen die Schweizer in Nordamerika her. «Auf diese Weise haben wir einen Grossteil der Auswirkungen der Zölle auf ABB abgefedert.» Eine Ausnahme seien Roboter, mit denen ABB etwa Autoproduzenten beliefert. «Hier sehen wir, dass die Automobilindustrie Investitionen zurückstellt, weil sie nicht weiss, wie hoch die Zölle schliesslich ausfallen werden.»
Im Bereich Robotik und Fertigungsautomation sank der Umsatz im zweiten Quartal um zwei Prozent. Den Robotik-Teil will der Konzern 2026 über die Börse abspalten. Vorausgesetzt die Aktionäre stimmen den Plänen zu, soll das Geschäft im zweiten Quartal 2026 verselbständigt werden. Wierod schloss einen Verkauf nicht aus. «Aber unser primäres Ziel ist es, das Geschäft zu listen.»
In den drei übrigen Division legte ABB dagegen zu. Am besten lief es mit einem Plus von 14 Prozent in der Elektrifizierungssparte, die unter anderem Schaltanlagen, Steckdosen und Umspannwerken produziert. Konzernweit kletterte der Umsatz von April bis Juni um acht Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar. Den Gewinn steigerte ABB um fünf Prozent auf 1,15 Milliarden Dollar. Die Quartalsergebnisse überträfen die Markterwartungen in jeder Hinsicht, erklärte ZKB-Analyst Bernd Laux. «ABB hält Kurs, obwohl das Umfeld schwieriger ist. Die Sorge der Investoren, dass der Starperformer des Konzerns, Electrification, den Gipfel erreicht hat, hat der Konzern widerlegt.» Im Morgenhandel kletterten die ABB-Aktien um 6,8 Prozent.
Wierod bekräftigte den Ausblick. So rechnet das Unternehmen im laufenden Jahr weiterhin mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und einer Verbesserung der operativen Marge (Ebita), die 2024 mit 18,1 Prozent bereits einen Höchststand erreicht hatte. Im zweiten Quartal kam ABB auf eine Marge von 19,2 Prozent.
Die Aktien von ABB steigen am Donnerstag im frühen Handel um 8 Prozent.
(Reuters)