Die Aktie von Kühne+Nagel fällt am Donnerstag im frühen Handel um 2 Prozent auf 205 Franken. Damit befindet sich der Titel wieder auf dem Niveau von Februar 2021. Seit dem Rekordstand von Mitte September 2021 bei 364,60 Franken hat die Aktie rund 42 Prozent verloren.

Der Kurszerfall ist auch die Folge einer Kaskade von Kurszielsenkungen von Analysten in den letzten Monaten. Goldman Sachs zum Beispiel sieht die Aktie noch bei 195 Franken bei einem "Verkaufen"-Rating. Die Analysten der US-Investmentbank erwarten mit Blick auf die Margen in der Luft- und Seefracht für den gesamten Sektor im dritten Quartal einen weiteren Abfall der Profitabilität. Für das vierte Quartal erwarten sie abermals eine weitere Verschlechterung. Vor dem Hintergrund dieser Normalisierung der Frachtraten senken die Analysten dann über den gesamten Fracht- und Logistiksektor hinweg ihre Prognosen für die Jahre 2023 und 2024.

Positiver ist JPMorgan. Die Bank senkt in einer Studie von heute Donnerstag das Kursziel für Kühne+Nagel leicht auf 279 von zuvor 282 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin "Neutral". Die Bank begründet dies vor allem mit der Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds.

Das durchschnittliche Kursziel der von Bloomberg erfassten Analysten für den Schweizer Logistiker lautet 274 Franken, also immer noch deutlich über dem aktuellen Niveau. Allerdings empfehlen nur noch fünf Analysten zum Kauf der Aktie, je sechs raten zum "Halten" und zum "Verkaufen".

Auffallend ist, dass einer oder mehrere Verwaltungsräte (VR) von Kühne+Nagel in den letzten Wochen auf privater Basis kräftig Aktien des Unternehmens gekauft haben. Im laufenden Monat wurden aus dem VR-Kreis fast 872'000 Kühne+Nagel-Aktien für mehr als 188 Millionen Franken erworben. Die grösste Transaktionen mit 321'568 Aktien für 68,8 Millionen Franken fand am 7. September statt. Von der Finanzkraft her geht man nicht falsch, wenn sich dahinter Milliardär und Mehrheitsaktionär Klaus-Michael Kühne verbirgt.

Der Aktienkurs von Kühne+Nagel dürfte ohne diese Käufe wohl noch deutlicher gefallen sein, wobei offen ist, auf welche Art und Weise die Aktienkäufe zustande kamen. Ab der zweiten Septemberwoche zeigen die SIX-Daten allerdings erhöhte Volumen beim Handel mit der Kühne-Aktie.

Ob mit den Käufen die Absicht besteht, etwas Kurspflege zu betreiben? Die Frage muss offen bleiben, da Kühne+Nagel auf Anfrage jeweils keine Auskünfte erteilt über das Wer und Warum dieser Art der Aktien-Transaktionen auf Management- und VR-Ebene. Wahrscheinlicher als Kurspflege kann aber die Absicht sein, dass der Käufer mit langfristiger Perspektive das Kursniveau als attraktiv betrachtet und gestaffelt Aktienpakete kauft. Dies geschah im 2022 immer wieder. Allerdings zu weit höheren Kursen als heute.

(cash)