Nach dem fulminanten Jahresauftakt scheint an der Schweizer Börse die Luft etwas draussen: Der Swiss Market Index (SMI) kommt seit Wochen nicht recht vom Fleck und ist mittlerweile auf dem Stand von Anfang Mai angelangt. Ist das bloss die Bestätigung des Börsen-Sprichworts "Sell in May and go away" - oder steckt mehr dahinter?

Einerseits hätten politische Risiken die Anleger zurückhaltender gemacht, sagt Remo Rosenau, Leiter Research der Neuen Helvetischen Bank, im cash-Börsen-Talk. Andererseits sei eine Verschnaufpause nach den renditenreichen Monaten durchaus angebracht. Noch immer steht der SMI seit Jahresbeginn 7,5 Prozent im Plus.

Neuen Schwung dürften die Börsen erhalten, wenn die wirtschaftlichen Neuigkeiten wieder vor die politischen rückten, ist Rosenau überzeugt: "Insbesondere in Europa, aber auch global sieht die wirtschaftliche Lage so gut aus wie schon lange nicht mehr."

Die Wirtschaft kommt in Schwung

Wichtiger Anhaltspunkt dafür sind sogenannte Einkaufsmanagerindizes (PMI), welche die Konjunkturentwicklung prognostizieren. Der entsprechende PMI für die Euro-Zone steht momentan auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise, wie auf dem folgenden Chart zu sehen ist. "Das zeigt, dass die lang ersehnte Erholung tatsächlich langsam in Schwung kommt", so Rosenau.

Markit Eurozone Manufacturing PMI zwischen 2007 und Juni 2017, Quelle: Bloomberg

Dementsprechend erwartet er an den Aktienmärkten langfristig weiterhin steigende Kurse. Denn auch die Risikoprämie bei Aktien sei historisch immer noch überdurchschnittlich. Darunter versteht man die Überrendite, die man vom Aktienmarkt erwarten kann gegenüber risikofreien Anlageklassen wie Staatsobligationen. Diese werfen in der Schweiz noch immer keinen Zins ab. Erst nach Zinserhöhungen im Umfang von 2 Prozent sieht der Aktien-Experte ernsthaften Gegenwind für die Börsen aufkommen.

Auch die Mehrheit der cash-Leser rechnet übrigens vorerst nicht mit einem Börsen-Absturz. Wie eine aktuelle Online-Umfrage zeigt, erwarten 56 Prozent der User auf Sicht von zwölf Monaten keinen Crash im Umfang von mindestens 30 Prozent (hier gehts zur Umfrage).

Givaudan und SGS anstelle von Novartis und Roche

Aber wo lohnt sich trotz der schon fortgeschrittenen Hausse am Schweizer Aktienmarkt noch ein Einstieg? Analyst Rosenau findet bei den Nebenwerten besonderen Gefallen an Bobst und VAT. Beide Aktien haben sich in den letzen zwölf Monaten im Kurs verdoppelt, sind aber noch nicht ausgereizt. "VAT profitiert von einem beispiellosen Zyklus bei Halbleitern und Displays", so Rosenau. In beiden Industrien ist VAT involviert und mit ihren Vakuumventilen bei den Weltmarktführer. Der Verpackungsmaschinenhersteller Bobst befinde sich in einer erfolgreichen Transformation, zu viel höheren Margen geführt habe.

Unter den SMI-Titel setzt Rosenau auf Givaudan und SGS. Beide erwirtschafteten eine hohe Rendite auf dem eingesetzten Kapital und seien in Nischen mit relativ wenig Konkurrenz tätig - anders als ihre defensiven "Kollegen" Novartis und Roche, so Rosenau.

Im cash-Börsen-Talk erklärt Remo Rosenau den Begriff Risikoprämie ausführlich und äussert seine Meinung zur Aktie von Vifor Pharma.