Auch wenn derzeit eine Kaltfront über die Schweiz zieht, sind die warmen Tage nicht mehr weit. Auch die Sommerferien rücken schon bald wieder in die Nähe. Doch wer verreist, hat die Aktienkurse in der Regel weniger gut im Blick. Das Portfolio wird dann sich selbst überlassen.

Allerdings befinden sich die Aktienmärkte momentan alles andere als in ruhigem Fahrwasser. In den letzten Wochen kam es wiederholt zu stürmischen Verwerfungen. Wie es in den kommenden Monaten weitergeht, ist auch unter Experten umstritten. Mehrere Marktbeobachter sind sich aber einig, dass die Zeiten unruhig bleiben. Für den Schweizer Aktienmarkt stehen dabei drei Themen im Fokus: die Devisen (Euro und Dollar zum Franken); Unsicherheiten rund um die Zukunft Griechenlands; die mögliche Zinswende in den USA.

Damit sich Anleger trotzdem einigermassen entspannt unter den Sonnenschirm legen können, hier eine Auswahl an Aktien, die einen schönen Sommer haben dürften.

Nestlé, Novartis, Roche

Für viele Börsenprofis gehören die drei Schwergewichte (sie machen fast 60 Prozent der Indexgewichtung aus) jederzeit in jedes Portfolio. Und zwar aus zwei Gründen: Sie gehören erstens dem defensiven Segment an. So sind sie relativ resistent gegen konjunkturelle Schwankungen, denn Medikamente oder Nahrungsmittel sind immer gefragt. Zweitens bieten die drei Titel eine attraktive Dividendenrendite (zwischen 2,7 und 3 Prozent), die unabhängig vom Börsenverlauf Geld einbringt – vorausgesetzt, sie bleiben genügend lange im Depot.

Roche und Nestlé zeigen zudem im laufenden Jahr eher mässige Kursentwicklungen unter dem Marktdurchschnitt. Der Roche-Genussschein könnte auch Aufwind von einer aktuellen Studie der UBS erhalten. Die Analysten der Grossbank empfehlen den Titel neu zum "Kauf" mit einem Kursziel von 325 Franken. Am Dienstag stand er bei 279. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 17 Prozent. Für die Novartis-Aktie lautet das durchschnittliche Kursziel 114 Franken (Aktie 97 Franken), für Nestlé sind es 77 Franken (Aktie 73 Franken).

Swisscom

Auch die Swisscom-Aktie wartet mit einer attraktiven Dividende auf. Hinzu kommen vergleichsweise geringe Kursschwankungen, weshalb sie von vielen Anlegern als Obligationenersatz gehalten wird – sozusagen als "Obli"-Aktie. Unverändert gut laufen die unlimitierten Mobilfunktarife und die Kombipakete mit TV, Mobile und Internet. Und: Durch die Fokussierung auf den Schweizer Markt ist Swisscom weniger abhängig von Währungsschwankungen als multinationale Unternehmen.

Und noch etwas wird Sie in den Sommerferien erfreuen. Die Smartphone-Nutzung ist bei Reisen im Ausland bedeutend günstiger geworden. Swisscom und Sunrise haben ihre Roaming-Gebühren deutlich gesenkt. Zwar bietet auch Konkurrentin Sunrise eine ordentliche Ausschüttung. Doch bei den Geschäftszahlen zum ersten Quartal hat der Börsenneuling die Anleger unter anderem mit einer gesenkten Umsatzprognose enttäuscht.

Carlo Gavazzi

Die Aktie des Elektrokomponenten-Herstellers macht mit zwei Kennzahlen auf sich aufmerksam: Einer Dividendenrendite von mehr als 5 Prozent und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2015 von 14. Der Titel hat im Mai einen Kurssprung vollzogen und den Stand vor dem Franken-Schock zurückerobert. Von den Zahlen für das Geschäftsjahr 2014/2015 dürfen allerdings keine Wunder erwartet werden. Schon der Semesterausweise vom November konnte nicht restlos überzeugen. Dennoch: Wer jetzt noch bei Carlo Gavazzi einsteigt, kann die Dividende während den Ferien einstreichen. Denn die Ausschüttung findet erst Ende Juli statt.

Emmi

Beim Milchverarbeiter Emmi ist die Dividende weniger ein Thema. Die Luzerner bieten eine Rendite von gut 1 Prozent und schütten 19 Prozent des Konzerngewinns aus. In Zukunft soll die Ausschüttungsquote zwischen 20 und 25 Prozent betragen. Mit einer Performance im laufenden Jahr von minus 10 Prozent ist Emmi auch an der Börse kein Blender.

Gerade diese Schwächephase kann aber auch ein Einstiegspunkt sein. Die Gründe: Emmi wird zum Sektor des nichtzyklischen Konsums gezählt. Ähnlich wie die defensiven Aktien sind solche Titel immuner gegen konjunkturelle Schwächephasen. Aufgrund der soliden Bilanz sind zudem weitere Zukäufe möglich und das Management will auch organisch wachsen. Auf den starken Franken hat Emmi mit einem breiten Massnahmepaket reagiert, das sich in den kommenden Monaten auszahlen dürfte. Die St. Galler Kantonalbank hat Emmi unlängst von "Halten" auf "Kauf" hochgestuft und ein Kursziel von 350 Franken gesetzt, was einem möglichen Gewinn von mehr als 10 Prozent entspricht.

u-blox, AMS

Schon seit längerem ist u-blox ein Börsenstar. Seit mehr als drei Jahren zeigt der Aktienkurs des Chip-Herstellers himmelwärts: In diesem Jahr sind es 47 Prozent Gewinn, in den letzten 52 Wochen sagenhafte 86 Prozent. Doch die Chancen für die Zürcher, die vor allem für den Smartphone- und Tablet-Markt produzieren, stehen weiterhin gut. Hauptgrund ist ein Zukunftstrend, das "Internet der Dinge". Dabei verschwindet der Personalcomputer zusehends und an seine Stelle tritt die digitale Vernetzung von Geräten. Für das laufende Jahr rechnet u-blox weiterhin mit kräftigem Wachstum.
Der hohe Anteil von Verkäufen in Dollar macht u-blox überdurchschnittlich von der US-Währung abhängig.

Eine baldige Zinserhöhung in den USA dürfte zusätzliche Anleger in Dollar-Investments locken, den "Greenback" stärken und u-blox stützen. Eine ähnliche Wachstumsstory bietet der Halbleiterhersteller AMS (KGV 24), der aber noch günstiger bewertet ist als u-blox (KGV 35).