Das Schema wiederholt sich bei vielen Aktien mit hoher Dividendenrendite jedes Jahr: Teils schon Monate vor der effektiven Dividendenzahlung im Frühling ziehen die Aktien auffällig an. Viele Investoren wollen sich damit schon frühzeitig die Auszahlung sichern zu Aktienpreisen, die noch erschwinglich sind. Ein einigermassen positives Börsenumfeld ist bei diesen Mechanismen allerdings Voraussetzung.

Auf der Suche nach Dividendenstars wurden viele Investoren in den letzten Jahren bei klein- und mittelkapitalisierten Schweizer Unternehmen fündig. Allerdings kamen einige dieser Aktien in den letzten Monaten teils arg unter die Räder. Bietet sich gerade deswegen ein Einstieg bei diesen Unternehmen an? cash hat fünf gefallene Dividendenstars unter die Lupe genommen und gibt die Antwort.

Walter Meier (Dividendenrendite: 5,1 Prozent)

Die Aktie des Klimatechnik-Unternehmens aus Zürich hat seit dem "Peak" Ende März 15 Prozent nachgegeben. Dabei weist die Firma mit einer Dividendenrendite von über 5 Prozent einen der höchsten entsprechenden Werte am Schweizer Aktienmarkt auf. Runter ging es mit der Aktie so richtig im August, als aufgrund von Fusionskosten mit dem Konkurrenten Tobler (offiziell per 1. Januar 2018) ein Halbjahresverlust ausgewiesen wurde. Das liess Zweifel aufkommen, ob Walter Meier die Dividende wird halten können. Falls sich die Rahmenbedingungen "nicht wesentlich verschlechtern", will Walter Meier aber weiterhin 2 Franken pro Aktie auszahlen, wie die Firma versichert. Fazit: Abwarten, bezüglich Integration von Tobler und Gewinnaussichten sind zu viele Unsicherheiten vorhanden.

Burkhalter (Dividendenrendite: 4,8 Prozent)

Die Aktie des grössten Schweizer Elektroinstallateurs hat seit dem Rekorstand Mitte April 2017 satte 28 Prozent an Wert verloren und befindet sich auf dem Stand von Mitte 2016.

Entwicklung der Burkhalter-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Verantwortlich für den Kursrutsch waren die Halbjahreszahlen im September, welche für einmal unter dem Vorjahr und auch unter den Erwartungen lagen. Viele Investoren verabschiedeten sich allerdings schon nach der Auszahlung der Dividende im April - ein Indiz, dass dividendengetriebene Anleger in nächster Zeit wieder einsteigen könnten. Die operativen und strategischen Aussichten für Burkhalter bleiben gut. Fazit: Kaufen, auch wenn die Aktie noch etwas weiter sinken könnte.

Carlo Gavazzi (Dividendenrendite: 4,4 Prozent)

Die Aktie des Herstellers von elektronischen Komponenten aus Steinhausen ZG ist seit Ende Juli um 14 Prozent gefallen. Damals notierte der Titel auf einem Rekordstand, getrieben auch von einer Erhöhung der Dividende von 12 auf 15 Franken pro Aktie. Gavazzi zahlt die Dividende rund drei Monate später als fast alle anderen Fimen (das nächste Mal Anfang August nach der Generalversammlung), da das Geschäftsjahr erst Ende März zu Ende geht. Ein wenig spekulieren darf man aber jetzt schon. Carlo Gavazzi bekräftigte zuletzt Ende September die Ausschüttungspolitik. Die Ausschüttungsquote macht etwa 80 Prozent des Reingewinns aus. Das nützt auch der diskreten Gavazzi-Familie, die das Unternehmen kontrolliert. Die Anzahl der frei handelbaren Aktien ist relativ tief. Fazit: Eher kaufen, aber erst die Veröffentlichung des Zwischenberichtes am 23. November (nächsten Donnerstag) abwarten.

Mobimo (Dividendenrendite: 3,9 Prozent) 

Der Titel von Mobimo, der viertgrössten Schweizer Immobiliengesellschaft, fällt seit Anfang August nach der Vorlage der Halbjahreszahlen. Mittlerweile sind es rund 10 Prozent.

Entwicklung der Mobimo-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Das Unternehmen aus Luzern weist, wie andere Immobilienunternehmen auch, eine solide und langfristig orientierte Gechäftsentwicklung auf, die Projektpipeline ist prall gefüllt. Bezüglich Akquisitionen ist Mobimo konservativ. Liegenschaften werden eher verkauft als zugekauft - was generell positiv ist für Dividendenausschüttungen. Mobimo will die "grosszügige Dividendenpolitik" (so CEO Christoph Caviezel) fortführen und wird auch im nächsten Frühjahr die (mindestens) 10 Franken pro Aktie auszahlen. Fazit: Kaufen, auch wenn der Schweizer Immobiliensektor sehr hoch bewertet ist.

Berner Kantonalbank (Dividendenrendite: 3,5 Prozent)

Die Aktie der BEKB sinkt seit Anfang Mai mehr oder weniger konstant und hat seither 16 Prozent an Wert verloren - trotz eines überraschend guten Halbjahresresultates. Der Titel befindet sich nun auf dem Niveau von Ende 2014. Die Berner KB mit dem Mehrheitsaktionär Kanton Bern (52-Prozent-Beteiligung) hat rund 60'000 Aktionäre und ist damit eine der grössten Publikumgesellschaften der Schweiz. Die Bank generiert wie andere Retailbanken einen Grossteil der Erträge im Zinsgeschäft - ein Nachteil im anhaltenden Niedrigzinsumfeld, wenn die Margenverluste nicht anderweitig wettgemacht werden können. So oder so ist die Bank, wie die anderen Regional- und Kantonalbanken, einem "Zinsschockrisiko" ausgesetzt. Demgegenüber ist die BEKB eine der bestkapitalisierten Kantonalbanken, und die Politik der fortlaufenden Dividendensteigerung müsste ihre Fortsetzung finden. Fazit: Kaufen, trotz Zinserhöhungsrisiken.