Die Aktie der Credit Suisse hat ziemlich unruhige Tage hinter sich. Am Mittwoch verloren die Aktien bis 4 Prozent, am Donnerstag kamen nochmals 3 Minusprozente hinzu. Die Aktie befindet sich nun wieder beim Stand von Ende November des letzten Jahres.

Auslöser des Kursschwundes waren Äusserungen von CEO Tidjane Thiam an einer Bankenkonferenz in London. Der Januar sei ein starker Monat gewesen, der Februar "seltsam" und der März "etwas chaotisch", sagte Thiam am Mittwoch. Am Donnerstag konkretisiert er die Ausssagen dahingehend, dass die Erträge im Handelsgeschäft der Bank in der zweiten Hälfte des ersten Quartals 2018 nicht mehr so gut waren wie in der ersten Hälfte.

Logisch, werden da Investoren hellhörig. Auch Fondsmanagerin Meret Gaugler, welche die Aktie der Credit Suisse Anfang Jahr zu einer ihrer SMI-Favoriten erklärt hatte. "Kurzfristig sind auch wir da etwas vorsichtiger geworden. Das Umfeld ist nicht mehr ganz so ideal wie im Januar", sagt Gaugler im cash-Börsen-Talk.

Gaugler, die bei Lombard Odier Investment Managers fast zwei Milliarden Franken in Anlagefonds von Schweizer Aktien verwaltet und zudem einen Fonds mit dem Megatrend "Überalterung" managt, macht sich bei der Credit Suisse mittelfristig aber keine allzu grossen Sorgen. Sie ist von der Führungscrew um CEO Thiam überzeugt, es erfolgten schrittweise Erfolge bei Konstensenkungen. Laut Thiam selber werden die Umbauarbeiten bei der Bank gegen Jahresende "mehr oder weniger" abgeschlossen sein, und dann werde die Bank wieder klar profitabel sein, wie er letzte Woche gegenüber CNBC erklärte. Bei der Vorlage der Jahreszahlen im Februar hatte die Bank ihren dritten Jahresverlust in Folge berichtet.

Bankaktien sind unterschätzt

Gaugler vom Lombard Odier sieht die Aktien aus dem Finanzsektor generell immer noch unterschätzt. "Vor allem punkto Eigenkapitalrendite haben sich die Unternehmen enorm verbessert. Dies geschah natürlich nicht nur aus Eigeninitiative, sondern auch dadurch, weil der Regulator höhere Anforderungen stellt." Diese Qualitätsverbesserung sei bei vielen Aktien aus dem Finanzsektor noch nicht zur Genüge reflektiert, sagt Meret Gaugler im cash-Talk

Ein Titel aus dem Swiss Market Index, der von vielen Anlegern nicht richtig verstanden werde, ist laut Gaugler Roche. Die Genussscheine hat sie in ihren Fonds kürzlich aufgestockt. Gaugler agiert hier gegen den Trend. Denn das Pharmaunternehmen ist das eigentliche Sorgenkind des SMI geworden, der Titel befindet sich derzeit auf dem tiefsten Stand seit Mitte 2013.

Hintergrund der Baisse: Umsatzstarke Roche-Krebsmedikamente wie Rituxan, Herceptin und Avastin (Umsatzvolumen zusammen: rund 21 Milliarden Franken) haben den Patentschutz bereits verloren oder verlieren ihn über die nächsten Jahre. In der Pharmaindustrie ist es laut Analysten noch nie vorgekommen, dass ein Unternehmen in derart kurzer Zeit mit Patentabläufen in einem solchen Ausmass konfrontiert wird wie Roche.

"Klar muss man es ernst nehmen, wenn der Patentschutz auf Schlüsselmedikamenten verloren geht", sagt Gaugler. Aber dies sei in den Schätzungen bereits enthalten. Die zu erwartenden News in diesem Jahr aus der Medikamenten-Pipeline von Roche werde vom Markt demgegenüber noch zu wenig berücksichtigt. 

Positiv bei Aktien

Generell bleibt Gaugler "umsichtig positiv" auf Aktien. "In einem Umfeld, in welchem die Leitzinsen kontrolliert und langsam steigen, gibt es keine wirklichen Alternativen zu Aktien." Die Ampeln beim Wirtschaftswachstum stünde noch meist auf grün, "aber es gibt erste Anzeichen einer eventuellen Abschwächung." Denn irgendwann sei dieser Zyklus zu Ende, auch wenn das vielleicht nicht gleich übermorgen passiere.

In Zukunft sucht Gaugler deshalb vermehrt auch Unternehmen, die bei den Geschäftszahlen noch positiv überraschen könnnen und kein Enttäuschungspotenzial haben. Und Unternehmen nicht bloss mit zyklischem, sondern strukturellem Wachstum. "Diese wachsen aus eigener Kraft, durch Innovation gewinnen sie Marktanteile". Von denen gebe es in der Schweiz besonders viele, weil die Firmen wegen des teuren Produktionsstandortes Schweiz zur Innovation gezwungen würden. 

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Meret Gaugler auch zu ihrem Anlagefonds «Golden Age» und zu den Gründen, weshalb sie als promovierte Neurowissenschaftlerin von der Forschung in die Finanzbranche gewechselt hat.