Er heiterte unzählige Generalversammlungen auf und las manchen Verwaltungsräten und Firmenchefs die Leviten. Nun ist er tot. Hermann Struchen ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Das bestätigen Familienangehörige von Struchen auf Anfrage von cash.ch. In einer Todesanzeige im "Tages-Anzeiger" heisst es am Donnerstag, Struchen sei nach einem erfüllten Leben "friedlich eingeschlafen".  

Struchen war wohl einer der eifrigsten Besucher von Generalversammlungen von Schweizer Unternehmen überhaupt. Seit über 50 Jahren besuchte er die Jahrestreffen von Firmen, von denen er Aktien hielt. Das waren zum Beispiel im Jahr 2016, als cash.ch mit Struchen ein Interview führte, über 30 Generalversammlungen. 

Struchen verhielt sich an den GV selten ruhig: Er kritisierte die Unternehmensspitzen unverholen, war aber nie unanständig und packte seine Kritik stets in einen humoristischen Mantel. An den Generalversammlungen 2016 und 2017 der Credit Suisse sagte er zum Beispiel: "Das beste an der Credit Suisse ist der Christbaum am Paradeplatz". Und an den Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner gerichtet sagte er in diesem Jahr: "Herr Rohner, als Mensch sind Sie mir eigentlich sehr symphatisch. Aber für uns Aktionäre war das letzte Jahr eine Katastrophe!"

Struchen war wegen seiner Erfahrung auch ein Experte in Sachen "Aktionärsbhaltis" und Verpflegung an den GV. "Bei der ABB ist das Essen noch heute nicht gut", sagte Struchen im letzten Jahr bei cash. "Dort gibts nur Kaffee mit Gipfeli, Blööterli-Wasser und vielleicht noch ein Schoggi-Stängeli." Ganz anders früher bei Von Roll: "Vor 50 Jahren war es die einzige Firma, die an der Generalversammlung Spargeln servierte. Damals eine Rarität!"

Auch wegen solcher Anekdoten war Struchen nicht nur bei Aktionären beliebt, sondern auch bei den Medien. Im Jahr 2013 hatte er einen Auftritt bei der SRF-Satiresendung "Giacobbo/Müller", wo er bei einer Einspielung auch herzhaft über sich selbst lachen konnte.

So mancher Aktionär - und wahrscheinlich auch Firmenverantwortlicher - wird vielleicht nun das tun, was in Struchens Todesanzeige steht: "Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken."