Wertzuwächse zwischen fünf und acht Prozent pro Jahr lassen sich mit Geigen, Bratschen oder Cellos aus Meisterhand erzielen, sagt Christian Reister, der jahrelang im Asset Management des Frankfurter Bankhauses Metzler tätig war. Heute beschäftigt er sich als Gründer und Geschäftsführer von Violin Assets hauptberuflich mit Streichinstrumenten.

Während Reister und Partner Jost Thöne diese bislang direkt an Investoren vermittelt haben, erwägen sie jetzt auch den Aufbau eines Fonds. "Wir sprechen mit Seed-Investoren", erklärt Reister in einem Interview mit Bloomberg. Möglicher Start sei das erste Quartal 2019.

Im direkten Verkaufsgeschäft hat das 2014 gegründete Unternehmen aus der Nähe von Köln schon "einige Dutzend" Instrumente an private Investoren, Stiftungen und Family Offices veräussert. Investments seien ab 35'000 Euro je Instrument möglich. "Eine Stradivari kann durch die geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen zur Diversifikation des Portfolios beitragen", sagt Reister.

Hohe Transaktionskosten

Experten zufolge sind solche Investments aber längst nicht etwas für jedermann. "Die Transaktions- und Versicherungskosten sind hoch und Fachwissen ist wichtig", warnt Kathryn Graddy, Geigen-Kennerin und Dekanin der Brandeis University International Business School in Massachusetts.

Ähnlich argumentiert Instrumente-Händler Ioan Gramatic aus Winterthur in der Schweiz. Zwar würden sich Streichinstrumente zur Diversifikation eignen, es sei aber keine Anlage für kurze Zeitspannen. "Der Markt ist - vergleichbar mit anderen Kunstsparten - kleiner und illiquider. Deswegen dauert ein Verkauf relativ lange, Monate bis Jahre, wenn der bestmögliche Verkaufspreis erreicht werden soll." Auch Reister selbst weist darauf hin, dass ein Verkauf lange Zeit in Anspruch nehmen kann und dass es laufende Ausgaben gibt.

Dazu würde eine Versicherung für Risiken wie Diebstahl oder Bruch zählen. Für gewöhnlich belaufen sich die Kosten hier auf jährlich 0,3 Prozent bis 0,75 Prozent des Marktwertes, sagt er. Auch die Lagerung in einem Tresor oder Schliessfach mit der Luftfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent schlage zur Buche.

Milliardenmarkt im Blick

Instrumente sind nicht die einzigen alternativen Anlagen, die zuletzt mehr Aufmerksamkeit erhalten haben. Ein anderes Beispiel sind historische Autos. Für diese ermittelt die Stuttgarter Südwestbank seit Jahren den Oldtimer Index OTX. Während der DAX zwischen Anfang 2005 und dem 1. Januar 2018 um 203,51 Prozent kletterte, legte der OTX um 302,63 Prozent zu, hatte Bloomberg berichtet.

So wie Oldtimer werden auch historische Instrumente oft noch genutzt. "Viele unserer Kunden engagieren sich als Mäzene. Sie stellen ihre Geigen, Bratschen oder Cellos gewissen Ausnahmemusikern auf Basis eines längerfristigen Leihvertrags zur Verfügung", sagt Reister. Bei der Herstellung des Kontakts vermitteln er und sein Team. Der Markt für wertvolle Streichinstrumente insgesamt hat seiner Meinung nach ein Volumen von mehreren Milliarden Euro.

(Bloomberg)