Am späten Montagnachmittag stufte Kepler Cheuvreux die europäischen Halbleiterhersteller von "Neutral" auf "Overweight" herauf. Die Begründung: Die Chipnachfrage dürfte die Talsohle gegen Ende des ersten Quartals durchschritten haben.

Das nach Börsenschluss veröffentlichte Quartalsergebnis von AMS zeigt allerdings, dass dem zumindest beim in Unterpremstätten beheimateten Unternehmen noch nicht so ist.

Zwar liegt der Umsatz für die ersten drei Monate am oberen Ende der firmeneigenen Zielbandbreite. Nicht zuletzt aufgrund von Sonderkosten im Zusammenhang mit der im letzten Herbst angekündigten Übernahme von CMOSIS ist der Reingewinn im Jahresvergleich um 70 Prozent eingebrochen. Die Analystenerwartungen werden einmal mehr klar verfehlt.

Dasselbe gilt für den Ausblick, erwartet AMS im zweiten Quartal doch gerademal einen Umsatz von 127 bis 134 Millionen Euro. Das ist sogar noch weniger als im saisonal schwachen ersten Quartal.

An der Schweizer Börse SIX wird die Aktie zur Stunde mit einem Minus von 18,3 Prozent auf 24,05 Franken abgestraft. Zuvor fiel sie bei 23 Franken auf den tiefsten Stand in mehr als zwei Jahren. Händler berichten von auffälligen Abgaben aus dem Ausland.

Diesjährige Konsensschätzungen klar zu hoch

Was das vergangene Quartal anbetrifft, beurteilt der für die UBS Investmentbank tätige Analyst dieses grundsätzlich positiv. Unter Ausklammerung einmaliger Kosten habe der operative Gewinn die bankeigenen Schätzungen um 8 Prozent übertroffen, so schreibt er.

Auf Basis der Aussagen zur Umsatzentwicklung im angelaufenen Quartal sieht er allerdings Raum für deutliche Gewinnschätzungsreduktionen. Bei den diesjährigen Konsensschätzungen für den operativen Gewinn (EBIT) erwartet er Abwärtsrevisionen um Umfang von bis zu 25 Prozent. Vor eventuellen Anpassungen stuft er die Aktie von AMS mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 47 Franken ein.

Noch einen Schritt weiter geht man bei Kepler Cheuvreux. Aufgrund ausufernder Kosten und negativer Währungsverschiebungen sei im laufenden Jahr mit Gewinnschätzungsreduktionen von 30 bis 40 Prozent zu rechnen. 2016 drohe zu einem Übergangsjahr für den Halbleiterhersteller zu werden. In Anbetracht fehlender Gründe für eine baldige Kurserholung wird die Aktie nur mit "Hold" eingestuft.

Der für die Bank Vontobel tätige Berufskollege erachtet vor allem den Ausblick für das zweite Quartal als eine Enttäuschung. Er nimmt sowohl seine diesjährigen Umsatz- und Gewinnschätzungen als auch das 49 Franken lautende Kursziel "in negative Revision". In Erwartung einer Wachstumsbelebung ab dem kommenden Jahr hält der Analyst jedoch an seiner Kaufempfehlung für die Aktie fest.

Längerfristige Aussichten bleiben intakt

Auch bei Barclays ist von einem leicht besser als erwarteten ersten Quartal die Rede. In Anbetracht des schwierigen Wirtschaftsumfelds und der schwachen Nachfrage nach Smartphones habe sich der Halbleiterhersteller während den ersten drei Monaten überraschend gut geschlagen. Unter Ausklammerung von Kosten für die Übernahme von CMOSIS habe sich die Bruttomarge überraschend stabil entwickelt, so der bei der britischen Grossbank für AMS verantwortliche Experte.

Er macht zwar keinen Hehl daraus, dass 2016 zu einem Übergangsjahr für das Unternehmen werden könnte. Dennoch hält er die längerfristigen Wachstumsaussichten für intakt, weshalb er sowohl am "Overweight" lautenden Anlageurteil als auch am Kursziel von 45 Franken festhält.