Um die 62,5 Prozent zu erreichen, die notwendig sind, damit die 4,5 Milliarden Euro schwere Übernahme zustande kommt, seien "noch bedeutende zusätzliche Annahmen erforderlich", erklärte AMS am Dienstag, sieben Stunden vor dem Ablauf der Annahmefrist.

Bis Montagabend hatten nur knapp zehn Prozent der Osram-Aktionäre ihre Anteilsscheine eingereicht. Dabei halfen die Österreicher selbst nach, um über die Schwelle zu kommen. Am Dienstag kauften sie über die Börse weitere fünf Prozent an Osram und hielten damit fast 20 Prozent der Anteile an dem dreimal grösseren Traditionskonzern.

Mit diesem Aktienpaket hätte AMS auch für den Fall eines Scheiterns ein Faustpfand in der Hand. Denn die Papiere müssen anders als die offiziell angedienten Aktien nicht zurückgegeben werden.

Privatanleger könnten das Zünglein an der Wage werden

Die Beteiligung von AMS könnte die Finanzinvestoren Bain Capital und Advent davon abhalten, wie angekündigt für Osram zu bieten. Denn die 75 Prozent, die Finanzinvestoren in der Regel mindestens anstreben, wären gegen den Willen von AMS nicht zu erreichen. So lange das Übernahmeangebot läuft, dürfen die Steirer aber nicht mehr als 20 Prozent kaufen.

Grossinvestoren warten für gewöhnlich bis zuletzt ab. Mit den gut neun Prozent des grössten Osram-Aktionärs, Allianz Global Investors, kann AMS nach Reuters-Informationen aber auf jeden Fall rechnen. Am Ende könnte der Erfolg an den knapp 25 Prozent Privatanlegern hängen, die von dem wochenlangen Gezerre um Osram verunsichert wurden.

Die Aktienkäufe von AMS am Markt trieben die Osram-Aktie am Dienstag bis auf die 41 Euro, die die Österreicher bieten. Zum Handelschluss lag sie bei 40 Euro. AMS legten an der Zürcher Börse leicht zu, auf 44,66 Franken. Nach einer Übernahme von Osram würden die Aktien durch eine 1,6 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung stark verwässert. 

Übernahmeentscheid am Freitag erwartet

Am Dienstagmorgen war bekannt geworden, dass sich die mitbietenden Finanzinvestoren Advent und Bain laut Presseberichten geschlagen gaben, nachdem AMS ihre Offerte erhöhte. Investorenduo Advent und Bain verzichte demnach auf Gegenmassnahmen, berichtete die "Börsen-Zeitung" am Dienstag ohne genauere Quellen zu nennen. Unmittelbar vor Ablauf der Angebotsfrist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte AMS seine Offerte am Freitag von 38,50 auf 41 Euro je Aktie aufgestockt, was einen Gesamtkaufpreis von über 3,9 Milliarden Euro bedeuten würde.

Nach dem Ende der Annahmefrist haben die Banken, die die Aktiendepots verwalten, 48 Stunden Zeit, um die Ergebnisse zu übermitteln, wie eine Sprecherin von AMS erklärte. Wegen des bevorstehenden Feiertags am Donnerstag könnte sogar erst am Freitag feststehen, ob AMS sich durchgesetzt hat.

(AWP/reuters/cash)