Es gibt Unternehmen, die die Geduld der Aktionäre auf eine harte Probe stellen. Zu diesen Unternehmen gehört auch Basilea. Ursprünglich sollte der Pharmahersteller aus Basel schon 2011/12 die Gewinnschwelle erreichen. Wie das Halbjahresergebnis vom vergangenen Dienstag zeigt, ist man davon aber bis heute noch immer weit entfernt. Bei einem Umsatz von 60 Millionen Franken schrieb Basilea zwischen Januar und Juni einen Verlust von gut 22 Millionen Franken.

Die Börse reagierte verstimmt und watschte die Aktie innerhalb von gerade mal vier Handelstagen mit einem Kursrückgang von 12 Prozent ab. Am Montag geht die Talfahrt weiter, bis 10.30 Uhr verliert die Basilea-Aktie nochmals 4,3 Prozent. Zwischenzeitlich notierte sie auf dem tiefsten Stand seit über fünf Jahren. Laut Marktstimmen sollen dafür auch Titelverkäufe seitens ausländischer Fonds verantwortlich sein. Seit Jahresbeginn errechnet sich ein Minus von fast 25 Prozent. Laut Marktstimmen sollen dafür auch Titelverkäufe seitens ausländischer Fonds verantwortlich sein.

Anlässlich der Ergebnisveröffentlichung erhöhte das Unternehmen zwar die diesjährigen Umsatzvorgaben auf 120 bis 130 Millionen Franken (zuvor 105 bis 115 Millionen Franken). Gleichzeitig soll aber auch der operative Verlust höher ausfallen.

Kostspieliger Aufbau eines zweiten Standbeins

Gilt die Herstellung und Entwicklung von Antibiotika als Paradedisziplin von Basilea, will das Unternehmen als zweites Standbein in der Krebsbehandlung Fuss fassen. Und das kostet viel Geld.

Eigenen Angaben zufolge wird man im laufenden Jahr monatlich 7 Millionen Franken an Barmitteln verbrauchen. Wie der Pharmaanalyst von Baader-Helvea im Nachgang an die Ergebnisveröffentlichung schreibt, sind das auf die erste Jahreshälfte bezogen gut 60 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit werden die Nettobarmittel in Höhe von 250 Millionen Franken bis in zwei Jahren aufgebraucht sein, so schreibt er weiter.

Den jüngsten Kurssturz (siehe Chart) hatte der für Basilea-Analyst von Baader-Helvea Anfang März so vorhergesagt, als er eine 180-Grad-Wende vollzog und die Aktie von Basilea von "Buy" auf "Sell" herunterstufte. In Erwartung höherer operativer Kosten strich er damals das Kursziel auf 59 (zuvor 93) Franken zusammen.

Kursentwicklung der Basilea-Aktie über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Aus seiner Sicht vernichtet das Unternehmen mit dem Vorstoss in die Krebsbehandlung Aktionärswerte. Laut Berechnungen des Analysten weist der am weitesten fortgeschrittene Krebswirkstoff mit dem Namen BAL101533 selbst bei einer vergleichsweise hohen Zulassungswahrscheinlichkeit von 70 Prozent einen negativen Nettobarwert von 156 Millionen Franken auf. Mit anderen Worten: Ausser Spesen nichts gewesen.

US-Behörde beteiligt sich an Studienkosten

Mit dem Antimykotikum Cresemba und dem Antibiotikum Zevtera hat Basilea zwei Medikamente auf dem Markt. Allerdings versucht das Unternehmen nunmehr schon seit Jahren erfolglos, in den USA die Marktzulassung für Zevtera zu erhalten. Gerade auf dem Gebiet der sich im Krankenhaus zugezogenen Lungenentzündungen winken hohe Umsätze.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass sich die US-Behörde BARDA an den Studienkosten für Zevtera beteiligt. Im ersten Halbjahr flossen Basilea aus dieser Zusammenarbeit rund 13 Millionen Franken zu.

Angesichts der guten Aussichten für das Antibiotikum Zevtera schätzen andere Analysten das Kurspotenzial der Basilea-Aktie deutlich optimistischer als jener von Baader-Helvea ein. Alleine in den USA winke Zevtera eines Tages ein Jahresumsatz in hoher dreistelliger Millionenhöhe, so heisst es. Experten von Götz Partners erhöhten ihr Kursziel am Freitag auf 112 (zuvor 108) Franken und wiederholten die "Outperform" lautende Kaufempfehlung.

Ab 2019 wegweisende Forschungsergebnisse zu erwarten

Auch andere Analysten sind zuversichtlich: Die Basler Kantonalbank stuft die Basilea-Aktie mit "Übergewichten" und einem Kursziel von 88 Franken ein, Julius Bär mit "Buy" und einem Kursziel von 83 Franken und die Credit Suisse mit "Outperform" und einem Kursziel von 100 (zuvor 105) Franken.

So unterschiedlich die Zukunftsaussichten der einzelnen Wirkstoffe und Medikamente auch beurteilt werden, so einig ist man sich in einem Punkt: Die Aktionäre von Basilea brauchen weiterhin Geduld.

Firmenchef David Veitch erwartet erst ab 2019 entscheidende Forschungsergebnisse, unter anderem zum Antibiotikum Zevtera. Fallen diese Ergebnisse gut aus, ist ein beschleunigtes Zulassungsverfahren in den USA wahrscheinlich. Damit würde die Gewinnschwelle ein bedeutendes Stück näher rücken.