Die Talfahrt der Apple-Aktie hat sich in den vergangenen zwei Tagen wieder beschleunigt. Am Mittwoch gab der Kurs um gut 5 Prozent nach,  und am Donnerstag schloss der Titel erstmals seit Dezember 2011 unter der Marke von 400 Dollar. Als Auslöser gilt ein schwacher Ausblick des Apple-Zulieferers Cirrus Logic. Der amerikanische Halbleiter-Produzent vermeldete am Donnerstag hohe Lagerbestände. Das legte laut Branchenkennern den Schluss nahe, dass die Verkäufe des iPhones unter den Erwartungen liegen dürften. Apple legt am 23. April die neuesten Zahlen auf den Tisch.

Nach diesem jüngsten Rücksetzer ist die Apple-Aktie innerhalb von lediglich sieben Monaten um über 40 Prozent eingebrochen - und dies in einem positiven Aktienmarktumfeld. Trotzdem halten aber die meisten Analysten dem Apple-Papier die Stange. 25 von 30 Experten haben die Aktie auf "Kaufen" gesetzt, weitere vier raten wenigstens zum Halten. Allerdings haben die die Kursziele teils massiv nach unten angepasst.

Von den 30 Analysten-Empfehlungen im April kamen 25 zum Schluss, dass die Apple-Aktie weiterhin ein Kauf sei. Vier Analysten rieten zum Halten. Allerdings passten sie die Kursziele teils massiv nach unten an. Die Deutsche Bank zum Beispiel geht neu von einem Kursziel von 575 Dollar an. Noch im September des letzten Jahres, als die Aktie auf Rekordniveau bei gut 700 Dollar notierte, lag deren Prognose  noch bei 850 Dollar. Auch die Aktienauguren von Goldman Sachs haben sich damals gehörig verschätzt. Wären Anleger damals den Kaufempfehlungen gefolgt, hätten sie viel Geld in den Sand gesetzt.

Schlechte Vorgaben und fehlender Innovationsgeist

Ob die Apple-Aktie bald wieder auf die Gewinnerstrasse zurückfindet, bleibt fraglich. Denn in diversen Geschäftsbereichen harzt es: So stoppte der kalifornische Computer-Riese seine Bestellungen für die Komponenten seiner Mac-Serie. Die davon betroffenen Auftragshersteller aus Asien hat dies überrascht. Apple lässt seine Geschäftspartner nach dieser Entscheidung im Dunklen darüber wie die weitere Vorgehensweise ausschauen wird, wie das taiwanesische Branchenportal Digitimes unter Berufung auf gut informierte Kreise berichtete.

Der Konzern hat bereits kurz nach dem chinesischen Neujahrsfest Mitte Februar seine Bestellungen massiv gegen null runtergefahren.

Für eine Enttäuschung sorgt auch die schwindende Innovationskraft von Apple. Seit der Einführung des iPad Anfang 2010 haben die Amerikaner keine neue Produktkategorie mehr auf den Markt gebracht. Zudem verliert Apple im Smartphonemarkt immer mehr Marktanteile an Samsung. Der koreanische Konkurrent erzielt mit seiner Galaxy-Reihe deutlich höhere Umsätze als Apple mit seinen iPhones. Der neueste Samsung-Spross, das Galaxy S4, kommt im Mai auf den Markt.

Die bessere Ausgangslage von Samsung spiegelt sich auch im Aktienkurs. Das Minus bei den Samsung-Titeln seit Jahresbeginn beträgt gut 5 Prozent, derweil die Apple-Aktie über 26 Prozent tiefer notiert.

Apple auf den Spuren von Nokia?

Diese Entwicklung bei Apple erinnert an einen anderen Marktteilnehmer: Nokia. Vor gut zehn Jahren machte der Handy-Boom das finnische Unternehmen zum wertvollsten in Europa. Zu den Spitzenzeiten im November 2007 notierten die Papiere bei 29 Euro. Heute haben die Titel einen Wert von 2,50 Euro. Der Nokia-Konzern sei zu fett geworden und unfähig, in einem sich schnell verändernden Markt mit der Spitze mitzuhalten, sagen Marktkenner. Hoffnungen auf bessere Zeiten erlitten am Donnerstag bei der Präsentation der Erstquartalszahlen einen herben Dämpfer. Das Zahlenset blieb weiterhin rot.

Aufgrund der relativ trüben Gewinnerwartungen an die Apple-Aktie sollten Anleger an der Seitenlinie verharren und die Zahlen von Dienstag abwarten. Eine gewisse Stütze dürften den Aktien von Apple die noch immer bei rund 130 Dollar je Aktie liegenden Barmittel sein.

Hoffnungsträger und damit auch mögliche Kurstreiber sind zum einen das iPhone 5S, das im Sommer auf den Markt kommen soll. Zudem wird in den kommenden Monaten auch die Lancierung eines iPhone-Einsteigermodell für unter 400 Dollar erwartet. Mit dem günstigeren Preis will Apple primär in Wachstumsmärkten wie China Marktanteile erobern.