Der Indikator der Beschäftigungsaussichten im Bau-, Industrie- und Dienstleistungssektor für das dritte Quartal ist gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent gesunken, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Beschäftigungsbarometer des Bundesamts für Statistik hervorgeht. Es planen also weniger Unternehmen, neue Stellen zu schaffen als im vergangenen Jahr. Unter dem Strich werden gemäss der Statistik allerdings noch immer etwas mehr Stellen geschaffen als abgebaut.

Um die Beschäftigungsaussichten zu ermitteln, wurden bei etwa 18'000 Unternehmen mit insgesamt 65'000 Betrieben aus dem sekundären (Bau und Industrie) und tertiären Sektor (Dienstleistungen) Stichproben erhoben. Sie wurden befragt, ob sie für das kommende Quartal beabsichtigen, Personal aufzustocken oder abzubauen.

Ein Skalenwert über 1,00 bedeutet, dass eine Mehrheit der Betriebe, gewichtet nach Anzahl der Beschäftigten, ihren Personalbestand für das kommende Quartal gleichbehalten oder erhöhen will. Ein Wert unter 1,00 bedeutet, dass im nächsten Quartal mit einer Abnahme der Gesamtbeschäftigtenzahl gerechnet werden muss.

Tessin mit Stellenrückgang

Regional schnitt der Kanton Tessin dabei am schlechtesten ab. Der Wert von 0,98 weist darauf hin, dass im Südkanton im dritten Quartal ein Rückgang der Stellen erfolgen dürfte.

Auf gleichbleibende Beschäftigungszahlen weist der Indikator in der Region Mittelland sowie in der Region Zürich hin. Die anderen Regionen verzeichnen für das aktuelle Quartal voraussichtlich eine leicht positive Entwicklung der Anzahl Stellen.

Auf die verschiedenen Branchen bezogen dürfte die Stellenzahl gemäss der Statistik im verarbeitenden Gewerbe, der Herstellung von Metallteilen sowie im Maschinenbau zurückgehen. Im Dienstleistungssektor weisen ausserdem der Handel, der Bereich Verkehr sowie die Gastronomie einen Wert unter 1,0 auf.

Am stärksten wachsen dürfte die Beschäftigungszahl mit einem Wert von 1,11 hingegen in der IT-Branche, gefolgt von der Kommunikationsbranche mit 1,08.

Aussichten leicht positiv

Der Indikator für die Beschäftigungsaussichten ist gegenüber dem Vorjahr zwar über alle Branchen betrachtet gesunken. Er lag im zweiten Quartal allerdings mit 1,01 noch immer über einem Wert von 1,0 und weist damit auf eine leicht positive Entwicklung im dritten Quartal hin.

Das bedeutet, dass von Juli bis September im gesamten Industrie-, Baugewerbe- und im Dienstleistungssektor tendenziell noch immer etwas mehr Stellen geschaffen als abgebaut werden.

Die Statistik unterstreicht damit die Aussage von des Leiters der Direktion Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, Boris Zürcher. Dieser sagte Anfang August, dass es im Herbst wohl trotz Krise nicht zu einer Entlassungswelle kommen werde.

Bereits im vergangenen Quartal stand der Indikator mit einem Rückgang um 3,7 Prozent auf 1,01 so tief wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Letztmals notierte er im 3. Quartal 2009 bei diesem Wert.

Zweites Quartal mit Stellenrückgang in beiden Sektoren

Die Statistik schaut aber nicht nur in die Zukunft, sondern ermittelt auch Zahlen für das Quartal zum Zeitpunkt der Befragung, in diesem Fall also für die Monate April bis Juni.

Die Anzahl offener Stellen ging im zweiten Quartal sowohl in der Industrie und im Baugewerbe als auch im Dienstleistungssektor zurück. Im sekundären Sektor betrug der Rückgang 32,6 Prozent, im tertiären 25,1 Prozent. Am stärksten vom Rückgang betroffen waren gemäss der Mitteilung das Gastgewerbe (-44,8 Prozent) und der Bereich Verkehr und Logistik (-45,6 Prozent).

Die Anzahl der Beschäftigten ging ebenfalls zurück, die prozentuale Veränderung betrug allerdings insgesamt nur -0,6 Prozent auf total 5,095 Beschäftigte. Das entspricht 3,983 Millionen Vollzeitäquivalenten, was gegenüber dem Vorjahresquartal einem Minus um 0,2 Prozent entspricht.

Kurzarbeit verhinderte Stellenabbau

Bei der Beschäftigungsstatistik wurden gemäss BFS Beschäftigungsgrade angegeben, wie sie im Arbeitsvertrag festgelegt sind. Kurzarbeit ist in der Statistik somit nicht berücksichtigt. Alle Beschäftigten, die im zweiten Quartal die Kurzarbeitsentschädigung bezogen, wurden in der Statistik also als Beschäftigte erfasst.

Wären die Stellen in Kurzarbeit nicht als normale Stellen erfasst, sähe die Statistik hingegen ganz anders aus. Denn allein im "Corona-Lockdown-Monat" April wurden über eine Million Arbeitnehmende über das Instrument der Kurzarbeit entschädigt. Dadurch konnten sie von ihren Firmen trotz Auftragsrückgängen weiter beschäftigt werden und es erfolgte kein Stellenabbau.

Wie Boris Zürcher Anfang August erklärte, habe sich die Kurzarbeit als taugliches Instrument zum Erhalt von Arbeitsplätzen während der Krise erwiesen. Der Bund zahlte seit März rund 6 Milliarden Franken an Kurzarbeitsentschädigung aus.

(AWP)