cash: Die Ascom-Aktie hat seit Jahresbeginn über 12 Prozent an Wert eingebüsst. Was ist los?

Fritz Mumenthaler: Mangels Grossaufträgen, verzögerten Kundenaufträgen und negativen Währungseffekten hatten wir ein schwieriges erstes halbes Jahr. In den ersten zwei Monaten des zweiten Semesters hatten wir aber namhafte Aufträge an Land ziehen können, und bis Jahresende bin ich zuversichtlich, den Markterwartungen gerecht zu werden.

Somit ist nun ein guter Einstiegszeitpunkt, um Ascom-Aktien zu kaufen?

(lacht) Es liegt nicht an mir, Anlagetipps zu geben. Wir sind gut ins zweite Halbjahr gestartet und wir haben auch weitere Wachstumstreiber für dieses und vor allem für das kommende Jahr.

Ein Wachstumstreiber ist Myco, das Sie vor einer Woche lanciert haben. Dabei handelt es sich um ein Smartphone, das die Kommunikation in Spitälern verbessern soll. Wieviel Umsatz versprechen Sie sich davon?

Ich mache keine Prognosen. Aber wir rechnen mit ersten Umsätzen ab dem 1. Quartal 2015 und dann mit einem deutlich zunehmenden Umsatzbeitrag in den kommenden Jahren.

Sie setzen viel Hoffnung in dieses Produkt – ein Klumpenrisiko?

Nein, überhaupt nicht. Wir sehen bei unseren Kunden das Bedürfnis nach einem Arbeitsgerät, das den zahlreichen Belastungen in einem Krankenhaus gerecht wird, sich wie ein Smartphone bedienen lässt und die Arbeitsabläufe vor allem im klinischen Bereich unterstützt. Wir haben Myco bereits bei diversen Kunden erprobt, und das Feedback ist ausnahmslos gut.

In Anbetracht des Aktienkurses scheint Ascom ein günstiger Übernahmekandidat zu sein. Flattern viele Übernahmeofferten ins Haus?

Nein. Es ist eher so, dass wir aktiv sind.

Und worauf schielen Sie?

Die Priorität liegt klar bei der Wireless-Solutions-Division im Gesundheitswesen – speziell im Bereich Software. Aber auch für Network Testing gibt es interessante Übernahmeobjekte, besonders im Bereich Analytics oder Customer Experience Management.

Im Markt wünscht man sich einen Verkauf der Division Network Testing? Wann ist es soweit?

Dies wurde von Seiten der Analysten Ende 2012 ins Feld geführt, als wir im vorausgehenden Jahr die Ziele verfehlt hatten. Ich sehe für Network Testing sowohl beim Umsatz als auch bezüglich der Margen Steigerungspotenzial. Wir sind Marktführer in diesem Bereich. Ich denke, die Division ist bei uns gut aufgehoben.

Aber wo sind die Synergien zwischen Network Testing und Wireless Solutions?

Sie sind klar vorhanden. Ein Beispiel: Im Mobilfunknetz werden der Datenverkehr und der Datenkonsum viel wichtiger als die Voice-Übertragungen. Daten werden vor allem in Gebäuden konsumiert, und dies geschieht vor allem über Wireless, wo wir mit Wireless Solutions viel Know-how besitzen. Synergien bestehen zudem auf Produkteebene. Wir haben bei Network Testing ein Software-Produkt namens TEMS Pocket. Damit kann man beispielsweise die WiFi-Netzstärke in Gebäuden messen. Diese Software kann man auch auf Myco laden.

Insofern verkaufen Sie die Sparte nicht?

Network Testing hat Potenzial und wir sind überzeugt, dass wir die richtigen Eigentümer sind. Da wir den Interessen der Aktionäre verpflichtet sind, würden wir eine attraktive Offerte aber prüfen.

Inwiefern sind Firmen im Medtech-Umfeld wie SHL Telemedizin, Lifewatch oder Swisslog für eine Kooperation interessant?

Es gibt durchaus Berührungspunkte. Wir prüfen verschiedene Optionen im Bereich Independent Living, wo Lifewatch tätig ist. Aber eine konkrete Zusammenarbeit mit Lifewatch existiert zurzeit nicht.

 

Fritz Mumenthaler ist seit April 2011 CEO des Berner Technologiekonzerns Ascom und seit 2005 im Unternehmen. Zuvor war er bei Siemens Building Technologies und Landis + Gyr tätig.