Das hatte sich Tito Tettamanti zum Zeitpunkt seines Wiedereinstiegs bei Ascom von Ende Juli vermutlich anders vorgestellt: Zwar kletterten die Aktie des Telekommunikationskonzerns in den darauffolgenden Monaten um gut 17 Prozent auf 20,70 Franken. Anfang Dezember räumte die Geschäftsleitung dann aber überraschend ein, dass der Konzerngewinn unter dem vom Vorjahr ausfallen werde. Innerhalb weniger Stunden gingen die mühsam erkämpften Kursgewinne wieder verloren.

Doch damit nicht genug: Seither befindet sich die Aktie ungebremst auf Talfahrt. Zu den aktuellen Kursen von 14,85 Franken beläuft sich das Minus mittlerweile sogar auf knapp 30 Prozent. Der mutige "Griff ins fallende Messer" hat Anleger bislang nur Geld gekostet.

Probleme bei Network Testing, aber eben nicht nur...

Noch immer sitzt der Schock von Anfang Dezember tief. Denn die damals seitens der Geschäftsleitung genannten Gründe für den Gewinnrückgang, namentlich eine Verschiebung eines Grossauftrags in der Sparte Network Testing ins neue Jahr, sind nur die halbe Wahrheit.

Dieser Geschäftszweig steht bei Ascom nämlich zur Disposition. Ganz nach dem Motto "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" dürfte die Auftragsverzögerung nur bedingt einen Einfluss auf den zu erwartenden Verkaufspreis haben. Für den Teilbereich Systems & Solutions hat das Unternehmen sogar schon einen Interessenten gefunden und einen im tiefen einstelligen Millionenbereich liegenden Buchgewinn realisiert. Analysten zufolge scheint sich die Auftragslage allerdings auch in der Sparte Wireless Solutions und damit im zukünftigen Kerngeschäft eingetrübt zu haben.

Was, wenn Tettamanti seine Aktien verkauft?

Dieser Umstand bewegte den für Baader Helvea tätigen Analysten Mitte Dezember dazu, die Ascom-Aktie von "Buy" auf "Hold" herunterzustufen, nachdem er diese nur zwei Wochen zuvor mit einem Kursziel von 25 Franken auf "Buy" heraufgestuft hatte. Auch die Zürcher Kantonalbank und Vontobel schätzen die Aktie nur neutral ein. Einzig die UBS Investmentbank hält bislang an der Kaufempfehlung sowie am 21,50 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel fest.

Wichtig für die zukünftige Kursentwicklung wird vor allem sein, ob der Grossaktionär Tito Tettamanti zum Unternehmen hält. Über seine Beteiligungsgesellschaft Sterling Strategic Value kontrolliert der Tessiner Financier 3,06 Prozent an Ascom. Sollte Tettamanti der Kragen platzen und er sich von seiner Beteiligung trennen, hätte das negative Signalwirkung. Es ist aber auch möglich, dass der Financier die Gunst der Stunde nutzt und Aktien hinzukauft.

Bei einer Verletzung des Schwellenwerts von 3 Prozent würde Sterling Strategic Value genauso meldepflichtig wie bei einem Ausbau der Beteiligung über den Schwellenwert von 5 Prozent. Vermutlich dürfte sich der Nebel rund um die Zukunft des Aktienpakets schon bald lichten.