Die Hiobsbotschaft der Schweizerischen Nationalbank (SNB) den Mindestkurs preiszugeben, löste ein Börsengewitter aus und schickte praktische alle an der Schweizer Börse kotieren Aktien auf Talfahrt. So auch Richemont. Der Aktienkurs brach in den Folgetagen um 21 Prozent auf knapp 69 Franken ein. Im Zuge der anschliessenden Erholungsrally zogen die Titel aber wieder an. Auch am Mittwoch notieren Richemont alleine auf weiter Flur in der Pluszone.

Womöglich wurde die Aktie von den panikergriffenen Anlegern zu stark abgestraft. Zwar wird der starke Franken Richemont Mühe bereiten, aber die Margen dürften durch Preiserhöhungen dennoch verteidigt werden können. Richemont hat praktische nur Uhren im oberen Preissegment im Sortiment, welche die Konkurrenz nicht zu fürchten brauchen. Zudem lässt das Unternehmen Schmuck, Schreib- und Lederwaren mehrheitlich im Euro- und Dollarraum produzieren und ist somit der Frankenstärke nicht ausgesetzt.

Einiges ist eingepreist

Ein Indiz, dass die Aktien allenfalls zu tief notieren, sind Kaufmeldungen des Managements. Laut der Schweizer Börse SIX kaufte ein exekutives Verwaltungsratsmitglied am 16. Januar 30‘000 Aktien im Wert von 2,1 Millionen Franken, macht ein durchschnittlicher Kaufpreis von 70 Franken. Am selben Tag wurden zwei weitere Kaufmeldungen publik im Umfang von insgesamt 650‘000 Franken oder 9230 Aktien.

Laut einem aktuellen Marktbericht der Zürcher Kantonalbank sind die neuen Wechselkursrealitäten im Aktienkurs eingepreist. Den fairen Wert sehen die ZKB-Analysten bei 94 Franken. In Relation zum aktuellen Kursniveau beträgt somit das Aufholpotenzial von 29 Prozent. Die Aktien-Auguren von Vontobel sehen sich trotz verhaltener Umsatzzahlen in ihrer Kaufempfehlung mit Kursziel 98 Franken bestätigt. Positiv kann auch die Beibehaltung des Ratings der Deutschen Bank betrachtet werden. Dies lautet nach wie vor „Hold“, derweil das Rating für den Rivalen Swatch von Buy auf Hold angepasst worden war.

Probleme bereitet Richemont das Geschäft in China, wo die Nachfrage nach Uhren an Dynamik verliert. Rund 38 Prozent (ex Japan) des Umsatzes erwirtschafteten die Genfer in Asien. Sollte die Wirtschaft in Asien weiter schwächeln, wird sich dies negativ auf den Aktienkurs auswirken. Im vergangenen Jahr wuchs das Reich der Mitte 7,4 Prozent und damit so langsam wie seit 24 Jahren nicht mehr.