"Für uns als Sportwagenhersteller, bei dem der Diesel traditionell eine untergeordnete Rolle gespielt hat, sind wir zu der Überzeugung gelangt, künftig ohne Diesel auskommen zu wollen", teilte Porsche am Sonntag mit. Das Unternehmen wolle sich künftig auf das konzentrieren, was es besonders gut könne. "Das sind emotionale, leistungsstarke Benziner, Hybride und ab 2019 werden es auch reine Elektrofahrzeuge sein", sagte Porsche-Vorstandschef Oliver Blume der "Bild am Sonntag". Das Interesse an Hybridmodellen steige bereits enorm. Beim Modell Panamera etwa würden in Europa 63 Prozent Hybridfahrzeuge bestellt. Die Nachfrage nach Diesel-Modellen hingegen sei rückläufig.

Der Rückzug der VW-Tochter ist eine Reaktion auf die Dieselkrise. "Wir haben nie selbst Dieselmotoren entwickelt und produziert, dennoch hat das Image von Porsche gelitten. Die Dieselkrise hat uns viel Ärger bereitet", sagte Blume. Als weiteren Grund für den Ausstieg nannte der Porsche-Chef die Schärfung des sportlichen Markenkerns. "Für uns ist schon wichtig, dass sich Motoren sportlich fahren lassen." Einen Benziner könne man da ganz anders auslegen. "Porsche wird in Zukunft noch mehr Porsche sein als in der Vergangenheit - stark auf Leistung und Effizienz getrimmt." Der Diesel ziele auf andere Fahreigenschaften ab.

Seine bisherigen Diesel-Kunden will der Sportwagenbauer weiter betreuen. "Halter von Porsche-Diesel-Fahrzeugen müssen sich um den Service keine Sorgen machen", sagte Blume. Porsche hat fast zehn Jahre Diesel-Fahrzeuge angeboten. Am Sonntag will Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sein Konzept im Kampf gegen die Stickoxid(NOx)-Belastung Bundeskanzlerin Angela Merkel vorstellen. Diese hatte Scheuer vergangene Woche angesichts angekündigter Fahrverbote in verschiedenen Städten beauftragt, einen neuen Anlauf zur Lösung des Problems zu machen. Scheuer will am Sonntag auch die Vorstandschefs der deutschen Autoindustrie zu Zusagen für attraktivere Umtauschprämien als bisher bewegen, um die NOx-Werte zu senken.

Staatsanwaltschaft ermittelte bei Porsche

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelte bei Porsche wegen Betrugs zuletzt gegen drei Beschuldigte, darunter Entwicklungsvorstand Michael Steiner. Ein ehemaliger Motorenchef des Stuttgarter Autobauers kam vorübergehend in Untersuchungshaft. Porsche entwickelt zwar selbst keine Dieselmotoren, soll dem Verdacht zufolge aber manipulierte Motoren der VW-Tochter Audi wissentlich übernommen haben.

Unterdessen steht Porsche nach Informationen der "Bild am Sonntag" im Verdacht, Motoren manipuliert zu haben. Mit einer "Emotionalisierungsfunktion" sei der Motorensound auf der Straße verbessert worden. Die Funktion sei auf dem Prüfstand nicht aktiv. "Im Einzelfall des 8-Zylinder Cayenne EU5 wurde eine Motorladungssteuerung vom Kraftfahrt-Bundesamt als nicht gesetzeskonform eingestuft", bestätigte Porsche-Chef Blume der Zeitung.

Bei allen Fahrzeugen gebe es verschiedene Fahrstufen, die Drehzahl und damit auch den Klang beeinflussen. "Bei diesem Thema muss man genau zwischen emotionalem Sound und Abgasthemen trennen."

(Reuters)