Der angebliche Tipp für einen gross angelegten Insiderhandel mit Grammer-Aktien ist nach Angaben des Autozulieferers aus dem Unternehmen selbst gekommen. Grammer teilte am Mittwoch mit, der von der Staatsanwaltschaft als Tippgeber für die Börsianer beschuldigte Mann sei ein Mitarbeiter aus dem "unteren Management". Es gebe aber keine Anhaltspunkte dafür, dass er den fünf als Insiderhändler Beschuldigten vertrauliche Informationen weitergegeben habe.

"Diese Person hatte keinen Zugang zu Insiderwissen", betonte das Unternehmen aus dem ostbayerischen Amberg. Die Ermittlungen müssten zeigen, ob er anderweitig gegen Gesetze verstossen habe.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte mit einer Razzia am Dienstag nach Beweisen für einen Fall von Insiderhandel rund um die Übernahme von Grammer durch den chinesischen Autozulieferer Ningbo Jifeng gesucht. Dabei war sie auch bei Grammer vorstellig geworden.

Fall wird bereits seit 2017 untersucht

Nach Angaben von Grammer geht es bei den Insiderhandels-Ermittlungen um den Zeitraum von Mai bis Juni 2018. In dieser Zeit hatten die Chinesen, die zunächst Anfang 2017 als "weisser Ritter" bei Grammer eingestiegen waren, ein Übernahmeangebot für den Hersteller von Lkw- und Zug-Sitzen vorgelegt.

Ein Bussgeldverfahren gegen Grammer und drei ehemalige Vorstände, das die Staatsanwälte als zweiten Anlass für die Durchsuchung genommen hatten, habe mit dem Insiderhandels-Vorwurf nichts zu tun, betonte das Unternehmen. Bei dem Vorwurf eines Verstosses gegen die Veröffentlichungs-Vorschriften (Adhoc-Pflicht) im Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) gehe es um die Monate von Januar bis April 2017, als Grammer mit Ningbo Jifeng über einen Einstieg verhandelt hatte.

Die Finanzaufsicht BaFin untersuche bereits seit 2017, ob der damalige Vorstand einzelne Schritte zu spät gemeldet habe. Grammer weist den Vorwurf zurück - man habe rechtzeitig und inhaltlich korrekt informiert. "Dies wird gegebenenfalls ein gerichtliches Verfahren bestätigen." 

(Reuters)