Andreas Schmid nimmt sich bei Aryzta aus dem Rennen um das Verwaltungsratspräsidium. Er habe sich als Kandidat für den Verwaltungsrat einer unabhängigen Firma oder eines Unternehmens mit starken industriellen Interessen zur Verfügung gestellt. Nach den jüngsten Entwicklungen sei aber klargeworden, dass diese Lösung nicht länger eine Option sei, lässt sich Schmid in einer Medienmitteilung zitieren.

Er spielt damit auf die am Donnerstagabend bekanntgewordenen Übernahmeverhandlungen mit der Investmentfirma Elliott des amerikanischen Hedgefonds-Milliardärs Paul Singer an.

Der Entscheid Schmids, nicht bei der Wahl anzutreten, ist ein Paukenschlag für den hochverschuldeten Backwarenhersteller. Gut 24 Stunden vor der ausserordentlichen Generalversammlung steht dieser nun ohne Gegenkandidat für den von den oppositionellen Aktionären aufgestellten ehemaligen Hiestand-Chef Urs Jordi da.

Nur noch zwei Szenarien denkbar

Beobachter gehen deshalb davon aus, dass Aryzta nun quasi in letzter Minute noch eine Einigung mit der Investmentfirma Elliott oder einem anderen Interessenten anstrebt. Dies zum Leidwesen der oppositionellen Aktionärsgruppe um Veraison. Der für seine aktive Einflussnahme berüchtigte Vermögensverwalter und seine Mitaktionäre wollen bei einem Verkauf von Aryzta mitbestimmen können. Er fordert, dass der Verwaltungsrat nach der ausserordentlichen Generalversammlung in seiner neuen Zusammensetzung ein mögliches Kaufangebot prüft.

Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken verlautet, versprechen die nächsten 24 Stunden spannend zu werden. Noch sei alles möglich, so heisst es weiter. Wie die Zürcher Kantonalbank kürzlich schrieb, müssten die Investmentfirma Elliott oder andere Interessenten allerdings tief in die Tasche greifen und mindestens einen Franken je Aktie bieten, um sich der Unterstützung der Aktionäre sicher sein zu können. Der Einstandskurs des Grossaktionärs Cobas – die Spanier gehören zur Aktionärsgruppe um Veraison – dürfte sogar noch um einiges höher liegen.

Aryzta an der Börse nur noch ein Schatten seiner selbst

Für die Zürcher  Kantonalbank fällt mit dem Verzicht des Aryzta-eigenen Kandidaten ein Unsicherheitsfaktor weg, da sonst die Gefahr bestanden hätte, dass es zu einem potenziell zerstrittenen künftigen Verwaltungsrat gekommen wäre. Ihres Erachtens ebnet der Rückzug den Weg für zwei Szenarien: Entweder wird Aryzta durch die Investmentfirma Elliott oder einen anderen Interessenten übernommen, oder aber es besteht die Aussicht auf einen mittelfristigen Turnaround unter Führung der Aktionärsgruppe um Veraison. Da beide Szenarien weiteres Kurspotenzial bergen, stuft die Zürcher Kantonalbank die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" ein.

In der Folge erfassen Anschlusskäufe die Aryzta-Aktie. Zur Stunde gewinnt sie weitere 8 Prozent auf 78 Rappen.

Obschon sich die Aryzta-Aktie damit seit Mitte April mehr als im Kurs verdoppelt hat, notiert sie noch immer gut 30 Prozent unter dem Stand von Ende Dezember. Gegenüber dem Stand vom Frühjahr 2018 errechnet sich gar ein Minus von über 90 Prozent.