Die britische Private Equity-Gesellschaft Bain Capital hat ein unverbindliches milliardenschweres Angebot für die Aktien des Softwarehauses SoftwareOne vorgelegt. Das Angebot beträgt 18,50 Franken je Aktie. Danach soll das Unternehmen von der Börse genommen werden.

Bain Capital habe Ende Mai dem Verwaltungsrat von SoftwareOne einen Vorschlag für ein freiwilliges öffentliches Barangebot gemacht, heisst es in einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben von Bain Capital Private Equity. 

Der Vorschlag werde von den Gründungsaktionären von SoftwareOne, Daniel von Stockar, B. Curti Holding AG und René Gilli unterstützt, die zusammen 29,1 Prozent der Aktien der Gesellschaft halten, heisst es weiter. Dazu hätten Bain und die Gründungsaktionäre eine Gruppe gebildet.

Die Aktie von SoftwareOne steigt an der SIX am Donnerstag um 20 Prozent auf 18,35 Franken. Das liegt unterhalb des Angebotes von Bain, was ein Zeichen ist, dass der Markt derzeit nicht von einem höheren Angebot ausgeht.

Der gestiegene Kurs heisst aber nicht, dass alle SoftwareOne-Aktionäre profitieren, im Gegenteil. Die Aktie kam im Oktober 2019 zu einem Ausgabepreis von 18 Franken an die Börse. Danach bewegte sie sich bis Januar 2022 mehrheitlich über dieser Marke und erreichte dabei eine Rekordmarke von 30,15 Franken.

Wer Aktien in diesem Zeitraum gekauft und am Bestand nichts verändert hat, sitzt auf Buchverlusten, die beim offerierten Übernahmepreis realisiert werden müssten. Diese Aktionäre können allenfalls noch auf ein neues, höheres Angebot von Bain hoffen oder auf einen neuen Bieter, der ebenfalls ein besseres Angebot auf den Tisch legt. Wenig wahrscheinlich ist, dass bei SoftwareOne angesichts dieses Angebotes alles beim Alten bleiben wird.

Da die Gründer das Angebot generell unterstützen, geben Analysten dem Übernahmeversuch gute Chancen. Man erachte es daher "als wahrscheinlich, dass Aktionäre dem Angebot letztendlich mehrheitlich zustimmen werden", schreibt die ZKB in einem Kommentar.

Aktienabsturz Anfang 2022

Vom Absturz nach der Bekanntgabe der Jahreszahlen 2021 im Februar 2022 hat sich der Titel nie mehr richtig erholt. Grund dafür waren deutlich schlechtere Margen. Im April dieses Jahres trat CEO Dieter Schloss nach vier Jahren im Amt zurück.

Der Verwaltungsrat SoftwareOne stellt sich derweil gegen das Übernahmeangebot der britischen Private Equity-Gesellschaft Bain Capital und der Gründungsaktionäre. Das Gremium, ohne Daniel von Stockar, der im Zusammenhang mit dem indikativen Angebot in den Ausstand getreten sei, habe das Angebot mit Unterstützung seiner Rechts- und Finanzberater sorgfältig geprüft, heisst es in einer Mitteilung von SoftwareOne.

Man sei einstimmig zur Meinung gekommen, dass das Angebot die Gesellschaft wesentlich unterbewerte und nicht ausreichend begründet sei. Infolgedessen sei der Vorschlag auch nicht im besten Interesse des Unternehmens und der Mehrheit seiner Aktionäre.

Zu Beginn des Jahres habe der Verwaltungsrat einstimmig Brian Duffy zum neuen CEO ernannt und die Aktionäre hätten zudem Adam Warby zum neuen Präsidenten des Verwaltungsrats gewählt. Mit diesen Personen an der Spitze sollte das Unternehmen in eine neue Phase des Wachstums und der operativen Exzellenz geführt werden, um künftig die Schaffung von Aktionärswert voranzutreiben.

Der Verwaltungsrat zeigt sich nun von den bisher erzielten Fortschritten "überzeugt". Das eingegangene Angebot unterbiete deshalb die aktuelle und zukünftige Bewertung des Unternehmens deutlich.

Es sei besten Interesse der Gesellschaft, die heutige Vereinbarung mit Bain Capital abzuschliessen und damit dem Markt Klarheit zu verschaffen, schreibt demgegenüber Bain. Mit der heutigen Vereinbarung würden sich die Gründer uneingeschränkt zur vorgeschlagenen Transaktion und zu Bain Capital als Partner bekennen. Sie gingen davon aus, dass sie mit "einem erheblichen Teil ihrer Anteile" auch künftig in SoftwareOne investiert sein würden, heisst es weiter.

(cash mit Material von AWP)