cash: Die 2017 von Baloise gestartete Gruppenstrategie «Simply Safe» beinhaltet auch den Ausbau des Asset Managements der Baloise. Will man sich damit vom Versicherungsgeschäft unabhängiger machen?

Matthias Henny: Das klare Ziel ist, unsere Geschäftsfelder über das Versicherungsgeschäft hinaus zu erweitern. Mit diesem strategischen Entscheid ist der logische Schritt, die Baloise Asset Management auch für Drittkunden zu öffnen und sich als Schweizer Asset Manager am Markt zu positionieren. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung in der Vermögensverwaltung der Versicherungsgelder der Baloise Group haben wir hier einen klaren Wettbewerbsvorteil. Das Vermögensverwaltungsgeschäft hat zudem den Vorteil, dass die Erträge daraus grösstenteils unkorreliert zum Versicherungsgeschäft sind und dass es relativ wenig Eigenkapital bindet.

Auch andere Versicherungen und Vermögensverwalter bauen das Asset Management für institutionelle Anleger und qualifizierte Privatanlager aus. Wie spüren Sie das? Gibt es Preisdruck?

Bei Standardprodukten oder Produkten ohne erkennbaren Mehrwert für den Anleger ist das in der Tat so. Wir positionieren uns jedoch nicht über den Preis. Wir setzen auf Anlagestrategien, die der jeweiligen Marktsituation angepasst sind. Ein Beispiel hierzu ist der systematische und regelbasierte Anlageansatz, den wir bei unserem neuen Obligationenfonds für qualifizierte Schweizer Anleger einsetzen. Er dient als Ersatz für Franken-Obligationen und bietet höhere Renditechancen bei vergleichbarem Risiko.

Seit der Neuausrichtung hat Baloise Asset Management 1 Milliarde Franken Nettozufluss verzeichnet. Welche Ziele haben Sie hier bis 2021?

Wir haben am Investorentag 2016 die Zielgrösse von 5 Milliarden Franken bekanntgegeben. An diesem Ziel halten wir fest.

Baloise Asset Management lobt sich, die «Herausforderungen des Marktes im Umfeld von Null- und Negativzinsen zu kennen und erfolgreich bewältigen zu können». Was machen Sie anders?

Wir haben in der Vergangenheit schon konsequent auf Anlagekategorien gesetzt mit hoher laufender, stabiler Rendite. Dazu zählen unter anderem Immobilien, Senior Secured Loans und Unternehmensanleihen. Unter Berücksichtigung der Struktur der Verbindlichkeiten (ALM) und in Kombination mit einem guten Risikomanagement können damit die notwendigen Renditen trotz Negativzinsen und beschränkter Risikofähigkeit erreicht werden.

Wann erreichen die Leitzinsen der Schweizerischen Nationalbank wieder eine Null oder den positiven Bereich?

Die Situation ist im wesentlichen seit vier Jahren unverändert. Die SNB ist von der Zinspolitik der EZB abhängig, und diese hat kommuniziert, dass sie den Leitzins nicht vor Herbst 2019 erhöhen wird. Ein positiver Leitzins in der Schweiz ist daher in absehbarer Zeit nicht zu erwarten.

Hat Baloise Asset Management die Aktienquote in letzter Zeit verändert?

Wir haben im Verlauf von 2018 in mehreren Schritten die Aktienquote reduziert angesichts der hohen Bewertungen und des weit fortgeschrittenen ökonomischen Zyklus. Es ist möglich, dass wir taktisch die Aktienquote wieder erhöhen, aber mittelfristig sind wir eher vorsichtig aufgrund der vorgenannten Gründe.

Der promovierte Physiker Matthias Henny ist seit Mai 2017 Anlagechef von Baloise. Er stiess 2012 zum Versicherungskonzern. Seine früheren Stationen waren McKinsey, Winterthur Gruppe und Axa Winterthur. Das Interview mit Matthias Henny wurde schriftlich geführt.