Die Credit Suisse hat in den letzten Monaten fast die Hälfte der Top-Manager ihres chinesischen Wertpapiergeschäfts verloren, darunter Chief Financial Officer Annie Qiu, Compliance-Chef Xu Yang und Chief Information Officer Larry Tung, so die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.

Als Folge der Abgänge habe die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC dem Kreditinstitut mitgeteilt, dass sie eine Inspektion vor Ort so lange verschieben werde, bis die betreffenden Stellen wieder besetzt seien, so eine der Personen. Die Inspektion ist der letzte notwendige Schritt, bevor die Credit Suisse ihr Vermögensverwaltungsgeschäft in China ausbauen und ihren Aktienhandel über Shenzhen hinaus ausdehnen kann.

Eine Sprecherin der Credit Suisse wollte sich zum Thema nicht äussern. Das CSRC reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme.

Strategische Überprüfung der Investmentbank

Nach einer Reihe von Skandalen, die zu Milliardenverlusten führten, hat die Credit Suisse eine strategische Überprüfung ihrer Investmentbank und die Streichung Tausender Stellen auf den Weg gebracht. Viele Leistungsträger wechselten zur Konkurrenz. 

In China hatte die Bank geplant, ihre Mitarbeiterzahl mehr als zu verdreifachen. Im Fokus steht hier die Kundengruppe der reichen Chinesen. Credit Suisse ist bestrebt, über ihr Wertpapierunternehmen in der Volksrepublik die volle Kontrolle zu übernehmen. 

Beim chinesischen Wertpapierunternehmen der Credit Suisse hat es im April eine Umstrukturierung des Topmanagements gegeben. Als neuen Chef will die Bank Wang Jing einsetzen, der vor zwei Jahren von der China Merchants Bank zum Unternehmen stiess. 

Im April 2020 übernahm die Credit Suisse die Kontrolle über ihr Wertpapierunternehmen, einen Monat nachdem Morgan Stanley und Goldman Sachs grünes Licht für entsprechende Schritte erhalten hatten. Für die Erhöhung der Beteiligung an der Credit Suisse Founder Securities von 33 Prozent auf 51 Prozent bezahlt die zweitgrösste Bank der Schweiz 89 Millionen Dollar. 

Chinaweit nur Investmentbanking

Chinaweit kann die Credit Suisse derzeit nur das Investmentbanking betreiben. Das langwierige und oft undurchsichtige Antragsverfahren in der Volksrepublik ist für ausländische Finanzinstitute seit jeher eine Hürde.

Für die Erteilung von Lizenzen können die Aufsichtsbehörden hohe Anforderungen stellen. Die Mindestanzahl von Mitarbeitern kann beispielsweise ebenso vorgegeben werden wie die Qualifikation der Geschäftsleitung. Geopolitische Spannungen haben die Unsicherheit in Bezug auf die Regulierung noch verstärkt. 

(Bloomberg)