Die UBS schlug nach einer monatelangen Suche Colm Kelleher als Nachfolger von Axel Weber vor, der demnächst seine Amtszeitbeschränkung von zehn Jahren erreicht. Der 1957 geborene Kelleher verfüge über ein tiefes Verständnis der globalen Bankenlandschaft. "Mit seinen mehr als 30 Jahren Führungserfahrung und seinen hervorragenden Beziehungen weltweit passt er ideal zu UBS", erklärte Weber am Samstag in einer Mitteilung. Der Ire muss von den UBS-Aktionären auf der Generalversammlung vom 6. April 2022 noch gewählt werden.

Kelleher, Absolvent der britischen Elite-Universität Oxford, hatte 30 Jahre für Morgan Stanley gearbeitet, bevor er 2019 seinen Hut nahm. Während der Finanzkrise war der Investmentbanker Finanzchef des Instituts. Medienberichten zufolge war er zwischenzeitlich auch ein Kandidat für die Nachfolge von Konzernchef James Gorman. Zuletzt verantwortete Kelleher unter anderem das Vermögensverwaltungsgeschäft. 

Mit Kelleher setzt sich der Trend fort, dass grosse europäische Banken für ihre Spitzenposten zunehmend ausserhalb der eigenen Firma und auch ausserhalb des eigenen Landes fündig werden. So entschied sich die krisengeplante Credit Suisse etwa für den ehemaligen portugiesischen Lloyds-Chef Antonio Horta-Osorio als Präsidenten. UBS-Konzernchef Ralph Hamers stammt aus den Niederlanden und war zuvor Chef von ING. Um den Bezug des Verwaltungsrates zur Politik im Heimatland zu stärken, nominierte die UBS am Samstag den Lukas Gähwiler zur Wahl in das Gremium. Gähwiler ist gegenwärtig Präsident des Verwaltungsrats der Schweizer Tochter des Konzerns.

Präsident mit Investmentbanking-Expertise

Verwaltungsräte von Schweizer Unternehmen haben mehr Kompetenzen als etwa deutsche Aufsichtsräte und sind unter anderem auch für die Strategie zuständig. Zudem sind ihre Gehälter höher. Der frühere Bundesbank-Chef Weber kam bei der UBS zuletzt auf 5,2 Millionen Franken.

Bemerkenswert an der Wahl Kellehers ist auch der Umstand, dass weder er noch der seit rund einem Jahr amtierende Hamers in der Wolle gefärbte Vermögensverwalter sind. Bei der vor allem auf Kleinkunden ausgerichteten ING hatte sich Hamers vor allem mit der Digitalisierung einen Namen gemacht. Bei der UBS steht dagegen das Geschäft mit Reichen und Superreichen im Zentrum. Die UBS sei daran interessiert, einen Präsidenten mit Investmentbanking-Expertise zu holen, der eng mit dem technologieaffinen Hamers zusammenarbeiten würde, hatte es zuvor von Insidern geheissen.

Kelleher übernimmt eine Bank in guter Verfassung. Im dritten Quartal 2021 fuhr die UBS einen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar ein. Damit schaffte der Weltmarktführer im Geschäft mit Millionären und Milliardären den höchsten Quartalsgewinn seit 2015. Die Rendite auf dem harten Kernkapital lag bei 20,8 Prozent und übertraf damit das selbst gesteckte Ziel von zwölf bis 15 Prozent deutlich. Am 1. Februar 2022 will sich Hamers zur Strategie und zu den Finanzzielen äussern. 

(Reuters/cash)