Verwaltungsrat und Geschäftsleitung überlegen derzeit, wie man Topleute, auch aus den unteren Reihen, halten kann, nachdem die jüngsten Probleme den Kurs der Aktie belastet und damit aktienbasierte Vergütung weniger attraktiv gemacht hatten, so mit den Überlegungen vertraute Personen. Das Kreditinstitut sei besonders daran interessiert, die Abwanderung von Investmentbankern in den USA einzudämmen.

Die Bank ist mitten in einer ihrer schwierigsten Phasen seit der Finanzkrise nach zwei Skandalen, die ein Milliardenloch in ihre Bilanz gerissen und die Reputation der Schweizer weiter beschädigt haben. Der neue Verwaltungsratschef Antonio Horta-Osorio hat eine genaue Untersuchung der beiden Fälle angekündigt, die schlimmer waren als alles, was er in mehr als drei Jahrzehnten als Banker miterlebt hat.

Wettbewerber bedienen sich derzeit bei Talenten der Credit Suisse, die unter normalen Umständen nicht so einfach abzuwerben wären. Das Risiko von Abwanderungen beschränkt sich nicht nur auf die Investmentbank: Betreuer von vermögenden Privatkunden tun sich ebenso schwer, Klienten zu überzeugen, dass die Bank wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Einige sollen sogar von ihren Kunden ermutigt worden sein, zu Wettbewerbern zu wechseln, so die Personen. Credit Suisse wollte die Vorgänge nicht kommentieren.

Unsichere Vergütungsaussichten und ein womöglich langer Weg zurück zur Normalität bei der Credit Suisse treffen derzeit auf boomende Geschäfte angesichts der Erholung von der Pandemie und führen verstärkt zu Abwerbungen. Das trifft insbesondere in Asien zu, wo vor allem im Wealth Management aggressiv um Kunden gekämpft wird und auf die USA, wo billiges Geld Aktienkurse und Transaktionen antreibt.

Angesichts des starken Marktes ist die Credit Suisse nicht darauf erpicht, weitere Investmentbanker zu verlieren. An der Wall Street wird derzeit die Bezahlung von Jungbankern angehoben und die Credit Suisse bot im März ebenfalls manchen Boni und höhere Gehälter, so die Personen.

Bei der UBS gibt es derzeit 40'000 Dollar einmal-Boni für Analysten bei Beförderung, das doppelte des Betrages, den Rivalen zahlen, so mit der Angelegenheit vertraute Personen.

(Bloomberg)