Im zweiten Quartal 2020 fuhr der weltgrösste Vermögensverwalter für Reiche und Superreiche erneut einen Milliardengewinn ein und liebäugelt nun sogar mit einer Wiederaufnahme von Aktienrückkäufen. Mit dem soliden Quartalsabschluss und einem vorsichtig optimistischen Ausblick legte die UBS, die als erste europäische Grossbank über die Entwicklung im Frühlingsquartal berichtete, die Messlatte für andere Branchenvertreter hoch.

"Die starken Ergebnisse im zweiten Quartal und das ausgezeichnete erste Halbjahr bestätigen einmal mehr die Stärke, Widerstandsfähigkeit und Diversifizierung unseres integrierten Geschäftsmodells", sagte Konzernchef Sergio Ermotti, der seinen Posten Ende Oktober nach neuen Jahren im Amt an den bisherigen ING-Lenker Ralph Hamers übergibt.

 

 

Im zweiten Quartal sank der Gewinn zwar um elf Prozent auf 1,23 Milliarden Dollar, übertraf damit aber die Analystenschätzungen. Und auch gemessen an anderen Grossbanken müssen sich die Züricher nicht verstecken. So erwarten Analysten bei der Deutsche Bank, die ihre Zahlen zum abgelaufenen Quartal am 29. Juli vorlegt, auch wegen der Kosten für den Konzernumbau einen Vorsteuerverlust.

Auch bei den US-Instituten brachen die Gewinne als Folge der Pandemie mehrheitlich ein. Alleine die sechs grössten US-Geldhäuser sorgten wegen der mauen Konjunkturaussichten und einer zunehmenden Zahl an Firmenpleiten mit einer um mehr als 30 Milliarden Dollar erhöhten Risikovorsorge für Kreditausfälle vor. Experten zufolge könnten die Kreditverluste der europäischen Banken in den nächsten drei Jahren 400 Milliarden Euro übersteigen.

 «Wir sind jetzt überzeugter»

Bei der UBS stiegen die Wertberichtigungen für Kreditrisiken im zweiten Quartal zwar auf 272 Millionen Dollar von 268 Millionen im ersten Quartal 2020 und zwölf Millionen Dollar in der Vorjahresperiode. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Kreditvorsorge aber sinken. "Die Aussage überrascht uns, zumal die Konkurswelle erst ab Spätherbst zu beobachten sein dürfte", erklärte ZKB-Analyst Javier Lodeiro. An der Börse kletterten UBS um vier Prozent.

Die Widerstandsfähigkeit der UBS hängt auch mit ihrem Geschäftsmodell zusammen. Denn mit dem Kerngeschäft der Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden ist das Geldhaus von drohenden Ausfällen bei Konsum- und Firmenkrediten weniger betroffen als Institute mit Schwerpunkt im Kleinkunden- und Firmenkundengeschäft. Und die Kredite, die die Bank ausstehen hat, betreffen zu einem grossen Teil die Schweiz und damit ein Land, das weniger unter dem Wirtschaftseinbruch leiden dürfte als andere Staaten.

Dennoch sorgten die Wertberichtigungen im Schweizer Geschäft für die stärksten Einbussen. In der Division brach der Vorsteuergewinn um 41 Prozent ein, während das Ergebnis in der weltweiten Vermögensverwaltung trotz der Viruskrise stabil gehalten werden konnte. Der Vorsteuergewinn in der Investmentbank schoss dagegen um 43 Prozent nach oben. Hier profitierte die UBS vor allem von einem boomenden Devisen- und Anleihenhandel.

Angesichts des Geschäftsverlaufs und dem Kapitalpolster sieht sich die Grossbank gut aufgestellt, im November wie geplant die zweite Hälfte der Dividende für 2019 auszuzahlen. Dazu könnten weitere Ausschüttungen an die Eigner kommen. "Wenn sich die Entwicklung und die Erwartungen, die wir für die zweite Jahreshälfte haben, mehr oder weniger erfüllen, schliessen wir einen Aktienrückkauf im vierten Quartal nicht aus", sagte Ermotti.

Der Bank-Chef bekräftigte auch die von Analysten als ehrgeizig eingestuften mittelfristigen Ziele. Für den Zeitraum 2020 bis 2022 hat sich das Institut eine Rendite auf das harte Kernkapital von zwölf bis 15 Prozent vorgenommen. Im ersten Quartal lag der Wert bei 13,2 Prozent. Die Kostensenkungen und die Investitionen ins Vermögensverwaltungsgeschäft zahlten sich langsam aus. "Wir sind jetzt überzeugter, dass diese Renditeniveaus erreichbar sind", sagte Ermotti. 

(Reuters/cash)